Strategien


Playdoyer für Right Speed

Bimodale IT ist das Problem von Morgen

Oliver Laitenberger leitet bei der Managementberatung Horn & Company das Kompetenzzentrum Digitalisierung und Technologie.

Natürlich kann es einfach sein, eine Parallelwelt im Sinne einer bimodalen IT zu erschaffen. Dort wirkt erst einmal alles schöner, neuer, besser. Das Gras auf der anderen Seite ist oft immer grüner. Doch auch dort stellt sich schnell die Frage, wie gesteuert werden kann. Denn Beschleunigung und hohe Geschwindigkeit birgt die Gefahr, aus der Kurve zu fliegen.

Die Bilder aus der Boxengasse der Formel 1 zeigen, welcher Aufwand und welche Investitionen getrieben werden müssen, um die Boliden auf der Strecke zu halten. Doch vielleicht reicht ein wenig Tuning in Form von Investition an den entscheidenden Stellen der Informationstechnik auch schon aus, um die gewünschten Vorteile zu erzielen.

Erfolgsrezepte für Beschleunigung und Geschwindigkeit

Insgesamt sollten wir uns alle wieder etwas auf den Boden der Tatsachen zurück begeben und die wesentlichen Fragen adressieren. Wie kommt Geschwindigkeit in die IT-Welt? Die Antworten darauf sind so einfach, dass diese per se in vielen Unternehmen Widerstand provozieren und viel Überzeugungsarbeit abverlangen, weil sie Etabliertes in Frage stellen:

  1. Entschlacken Sie ihre IT-Prozessmodelle

  2. Steuern Sie Ihr IT- und Veränderungsportfolio entlang der Engpässe

  3. Führen Sie ein aktives Risikomanagement

  4. Sichern Sie Disziplin in agilen Vorgehensweisen

  5. Steuern Sie in ihren Projekten die Zeit- und Aufwandspuffer separat

Die Rezeptur aus obigen Zutaten klingt einfach. Trotzdem zeigen Unternehmen und Verantwortliche erstaunliche Beharrungstendenzen, wenn es um deren Umsetzung geht. Dies gilt für das Geschäft genauso wie für die IT. Deshalb wird nochmals kurz auf jeden Punkt vertiefend eingegangen.

1. Entschlacken Sie ihre IT-Prozessmodelle

"Ein IT-Prozessmodell oder -Vorgehensmodell? Ja, haben wir". Viele Unternehmen verfügen inzwischen über Standardprozessmodelle. Leider basieren diese oft auf sehr "fetten" Vorgaben. Exemplarisch sei hier nur das V-Modell auf der Entwicklungsseite oder ITIL auf der Betriebsseite genannt.

Diese wurden in vielen Unternehmen als Basis genommen und mehr oder weniger an die Belange von Unternehmen angepasst. Im Ergebnis sind historisch gewachsene Modelle keine Seltenheit, die mit mehr als 100 Ergebnistypen alle möglichen Belange abdecken. Doch am Ende findet sich keiner mehr in der antiquierten Bibliothek zu Recht.

Der Ansatzpunkt ist deshalb die Modelle deutlich zu entschlacken und zu verschlanken. Wenige Pflichtergebnistypen leisten mehr Beitrag als 100. Und über die Notwendigkeit eines Projektplans sollte auch im Zeitalter der Agilität und Teamverantwortung nicht diskutiert werden.

IT-Prozessmodelle verschlanken
IT-Prozessmodelle verschlanken
Foto: Undrey - shutterstock.com

2. Steuern Sie Ihr Veränderungs- und IT-Portfolio entlang der Engpässe

Nicht erst seit der Digitalisierung übersteigen in Unternehmen die Veränderungswünsche die Leistungsfähigkeit der IT-Organisation. Viele Unternehmen haben deshalb bereits ein Multiprojekt-Management installiert. Zur Lösung der Herausforderungen ist dies zu einem "echten" Projektportfolio-Management aufzuwerten.

Dazu sind sowohl entsprechende Gremien als auch erforderliche Spielregeln und Leitplanken in der Governance zu verankern. In weiterer Konsequenz müssen im Projektportfolio-Prozess die Veränderungsthemen mit der höchsten Werthaltigkeit identifiziert und mit den vorhandenen Ressourcen und Skills schnellstmöglich umgesetzt werden ohne einen "Stau" zu erzeugen.

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