Strategien


Playdoyer für Right Speed

Bimodale IT ist das Problem von Morgen

Oliver Laitenberger leitet bei der Managementberatung Horn & Company das Kompetenzzentrum Digitalisierung und Technologie.

Jeder weiß: Auch ein eigenverantwortliches Team braucht Leitplanken und Disziplin - entweder von außen oder von innen. Und manche im Team müssen auch "gleicher als gleich" sein - entweder über Führungs- oder Fachkompetenz. Im Vergleich zur bisherigen klassischen Welt ist im agilen Vorgehen Disziplin noch viel elementarer. Ohne werden viele Projekte nicht die erwünschten Geschwindigkeitseffekte realisieren können. Insofern sind im Rahmen aller Agilitätsdiskussion die Disziplin im Sinne von Leitplanken nicht zu vernachlässigen.

Leitplanken als Richtungsvorgabe auch im agilen Umfeld definieren.
Leitplanken als Richtungsvorgabe auch im agilen Umfeld definieren.
Foto: sunsetman - shutterstock.com

5. Managen Sie ihre Zeit- und Aufwandspuffer separat

Bei wenigen Disziplinen scheiden sich die Geister so stark wie beim Projektmanagement. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass hier am meisten Überzeugungsarbeit erforderlich ist. Im Wust der Projektmanagementstandards übersehen die meisten drei einfache Gesetze:

  1. Parkinson's Law: Arbeit dehnt sich so weit aus, dass sie die dafür zur Verfügung stehende Zeit/Aufwand ausfüllt; Arbeit wird ggfs. "besser" getan als erforderlich.

  2. Studenten Syndrom: Eine Aufgabe wird erst dann begonnen und konzentriert bearbeitet, wenn der Druck entsprechend hoch ist.

  3. Verkettung von Aufgaben und Ressourcen: Verspätungen von Aufgaben in Projekten werden an Folgeaufgaben weitergeleitet. Wird eine Aufgabe früher abgeschlossen, wird das Projekt dadurch nicht beschleunigt/nicht billiger.

Nun wissen wirklich alle, dass in Aufwands- und Zeitschätzungen für IT-Projekte immer Ungewissheiten enthalten sind. Diese manifestieren sich in "Airbags" oder "Puffern". Nicht selten werden für Projekte 100 Prozent Mehraufwand geplant und sich Fachbereichskunden wundern, warum eine einfache Änderung oder Erweiterung so teuer oder zeitaufwendig ist.

Verwaltung von Zeit- und Aufwandspuffern wichtig

Gemäß der obigen Gesetze werden die Airbags ausgereizt bzw. reichen auch nicht aus. Die Ursache liegt per-se nicht an den Airbags, sondern an der Tatsache, dass diese durch die Projektleiter nicht separat gesteuert werden. Dabei lassen sich diese in Projektplänen wie z.B. ein Teilprojekt separat behandeln. Stellt der Projektleiter in einer frühen Phase fest, dass Zeit-/Aufwandspuffer bereits aufgebraucht sind, ist es eher unwahrscheinlich, dass das Projekt im gegebenen Zeit- und Aufwandsrahmen abgeschlossen werden kann.

Beobachtungen haben gezeigt, dass die separate Verwaltung von Zeit- und Aufwandspuffern tendenziell dazu führt, dass Projekte früher und mit weniger Aufwand abgeschlossen werden. Das Parkinsonsche Gesetz („Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“) wird zur Sicherstellung des Projekterfolgs pro-aktiv genutzt.

All das sind einfache, klassische Rezeptbestandteile aus denen ein mehr an Geschwindigkeit entsteht, um den "Right"-Speed-Ansatz zu erfüllen. Interessanterweise sind diese auch bekannt - können sich jedoch im Vergleich zu den Buzzwords in der Umsetzung oft wenig durchsetzen.

Buzzword "Digitalisierung" öffnet die Geldbörsen

Vielleicht wäre es schlauer, darin zu investieren - anstatt Zeit und Aufwand damit zu verbringen dem nächsten Trend hinterher zu hecheln - unabhängig davon, ob es sich um die klassische IT-Abteilung, ein Digital Lab oder eine digitale Factory handelt.

Interessanterweise wirkt das Stichwort "Digitalisierung" hier Wunder, denn hierfür wird die Geldbörse geöffnet und das Sparschwein geschlachtet - droht dem Unternehmen durch den digitalen Darwinismus bezüglich des eigenen Geschäftsmodells den Anschluss zu verlieren. Erfolgsrezepte für die "Right-Speed"-IT gibt es - Erfolgsgarantien jedoch nicht.

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