Blackberry


Einschätzung von Marktbeobachtern

Blackberry - Rettung oder Anfang vom Ende?



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Das (mehr oder weniger) überraschende Kaufangebot eines Finanzinvestors bietet dem Smartphone-Pionier Blackberry eine neue Überlebenschance - falls es nicht schon zu spät dafür ist.
Obwohl mit der Konkurrenz weitgehend ebenbürtig, verkaufen sich Z10 (Bild) und Q10 nur schlecht.
Obwohl mit der Konkurrenz weitgehend ebenbürtig, verkaufen sich Z10 (Bild) und Q10 nur schlecht.
Foto: Blackberry

Bei Blackberry überschlagen sich die Ereignisse: Am Wochenende hatte das Unternehmen noch vor einem Quartalsverlust von knapp einer Milliarde Dollar wegen Abschreibungen auf nicht verkaufte SmartphonesSmartphones mit Blackberry 10 gewarnt und angekündigt, sich aus dem Endkundengeschäft zurückzuziehen und weitere 4500 Mitarbeiter oder 40 Prozent der Belegschaft zu entlassen. Nun gaben die Kanadier bekannt, der Finanzinvestor Fairfax Financial beabsichtige, Blackberry für 4,7 Milliarden Dollar zu übernehmen und anschließend von der Börse zu nehmen. Das Angebot entspricht einem Preis von neun Dollar je Aktie - das entspricht einem Aufschlag von neun Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs. Zu Jahresbeginn waren die Papiere allerdings noch rund das Doppelte wert. Alles zu Smartphones auf CIO.de

Blackberry und Fairfax haben bereits eine dementsprechende Absichtserklärung unterzeichnet, zunächst hat die Gruppe um Prem Watsa jedoch sechs Wochen Zeit, die Bücher zu studieren. Angesichts der relativ niedrigen Bewertung ist es nicht ganz ausgeschlossen, dass zwischenzeitlich auch andere Käufer Interesse bekunden: Nachdem nun ein Preis genannt wurde, könnten sich andere kolportierte Interessenten wie OracleOracle, IBMIBM oder (erneut) MicrosoftMicrosoft melden. Es gibt auch Berichte, dass der Firmengründer und ehemalige Co-CEO Mike Lazaridis zusammen mit Investment-Gesellschaften an einem Comeback arbeitet - ob dies angesichts der vorangegangenen Versäumnisse Sinn macht, sei einmal dahingestellt. Allerdings müsste Blackberry eine Strafe von über 150 Millionen Dollar zahlen, wenn es sich für einen anderen Käufer entscheidet. Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu Oracle auf CIO.de

Restrukturierung ohne den Druck der Wall Street

Jack Gold von J.Gold Associates
Jack Gold von J.Gold Associates
Foto: J.Gold Associates

Über die weiteren Pläne von Fairfax mit Blackberry ist aktuell wenig bekannt. Marktbeobachter sind sich jedoch weitgehend darin einig, dass die Übernahme durch den Finanzinvestor die bestmögliche von zahlreichen unattraktiven Optionen ist. Unklar ist jedoch, ob das Unternehmen noch gerettet werden kann. Jack Gold, Chefanalyst und Gründer von J. Gold Associates, geht immerhin davon aus, dass die Company nach sechs bis zwölf Monaten ohne den Druck der Börse ein attraktiverer Übernahmekandidat wird. Das Management könnte sich wieder auf die wichtigen Aspekte der Restrukturierung konzentrieren, ohne ständig den Atem der Wall Street im Nacken zu spüren. Gleichzeitig, so argumentiert Gold weiter, wiese Blackberry dann wieder ausreichend finanzielle Stabilität auf, um Enterprise-Kunden den Druck zu nehmen, aus Furcht vor einer Geschäftsaufgabe schleunigst auf eine andere Lösung umzusteigen. Ob Blackberry letztendlich überlebt, hält aber auch Gold nicht für sicher.

Der TK-Experte ist jedoch davon überzeugt, dass eine Zerschlagung nicht sinnvoll ist. So böten längerfristig gesehen die drei Bereiche Geräte, Services und CollaborationCollaboration zusammen mehr Wert als in ihren Einzelteilen. Für Blackberry sei es jedoch noch ein langer Weg, bis die Company im Smartphone-Bereich - falls überhaupt - wieder Fuß fasse. Wachstumspotenzial sieht Gold auch im Messaging-Geschäft, wo BBM aktuell mehr als 60 Millionen Nutzer zählt - auch, nachdem der erste Start der iOS- und Android-App fehlschlug. Last, but not least sei auch der Servicebereich dank Blackberry Enterprise Service (BES) und dem Einzug in allgemeine MDM- und MAM-Geschäft gut aufgestellt und könnte weiter zulegen. Alles zu Collaboration auf CIO.de

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