Von Kleinfeld bis zum Saft-Blog

Blogs als Minenfeld - Wenn der Chef Tagebuch schreibt

17.12.2007
Von Anja Tiedge

Mit kritischen Kommentaren, die Däinghaus deshalb häufig bekommt, geht er auf seine eigene Weise um: Er reagiert nicht darauf. So wie er auf keine der Diskussionen antwortet, die er in seinen Einträgen lostritt. "Wenn ich damit anfangen würde, wäre ich von Hauptberuf Blogger", erklärt der Unternehmer. Wobei er zugibt, dass ihm diese Art von Stillhalten schwerfällt: "Manchmal kribbelt's mir schon in den Fingern, auf die Kommentare zu reagieren. Dann muss ich meine Sucht beherrschen", sagt der Blogger mit einem Augenzwinkern.

"Ist der Rotz bald mal alle!"

Kommunikationsberater Eck rät Managern dagegen, auf Kritik im Blog zu reagieren. Deshalb sollten sich die Chefs auch gut überlegen, ob sie und ihre Unternehmen offen und transparent genug sind - und sein wollen - bevor sie in die Tasten hauen. "Es nützt nichts, im Blog eine Fassade aufzubauen. Sie wird schnell bröckeln", meint Eck.

Alltag und Anekdoten: In ihrem Saftblog nimmt Chefin Walther kein Blatt vor den Mund.
Alltag und Anekdoten: In ihrem Saftblog nimmt Chefin Walther kein Blatt vor den Mund.

Mangelnde Offenheit ist Kirstin Walther, Geschäftsführerin der sächsischen Kelterei Walther's, indes nicht vorzuwerfen. Unter dem Motto "Trinkt mehr Obst" schreibt sie in ihrem "Saftblog" regelmäßig über den Alltag in der Kelterei, aber auch über Privates wie etwa einen Ausflug in die Sächsische Schweiz. Walther duzt ihre Leser, nennt ihre Mitarbeiter Saftnasen und schreibt über Pannen, die im Arbeitsablauf passieren.

Zum Beispiel von der Reklamation eines Kunden, der beim Mülltrennen auf einer Walther's-Safttüte einen Aufkleber mit der Aufschrift "Ich bin der 475. Beutel! Ist der Rotz bald mal alle!" entdeckte. Wohl nahezu jeder Unternehmer würde alles tun, um solch einen Vorfall zu kaschieren; für den Mitarbeiter hätte die Angelegenheit wahrscheinlich ernsthafte Konsequenzen.

Walther tut das Gegenteil: Sie fotografiert den Aufkleber, veröffentlicht des Bild in ihrem Blog und erklärt, wie es dazu kam. Der Mitarbeiter, so schreibt sie, habe sich entschuldigt und zur weiteren Aufklärung des Falls beigetragen. Die Leser honorieren Walthers offene und ehrliche Art mit positiven Kommentaren à la "Wo gearbeitet wird, da menschelt es."

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