Strategien


Chief Data Officer

CDO und CIO sind selten Freunde

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Noch ist die Rolle des Chief Data Officer (CDO) nicht ausgereift, stellen die Analysten von Gartner in ihrem zweiten CDO Survey fest. Die Studie schaut sich die Problemfelder zwischen CDO und CIO genauer an.
  • Gartner mahnt Zusammenarbeit zwischen CIOs und Chief Data Officers (CDO) an, berichtet aber in Einzelfällen von "offener Feindschaft"
  • Knapp zwei von drei CDOs führen ihre Probleme im Umgang mit dem CIO auf unausgewogene Machtstrukturen zurück

2020 wird in vier von fünf großen Unternehmen ein Chief Data Officer (CDO) arbeiten, der seine Position zwischen IT, Betrieb, Personalabteilung und Finance etabliert hat. Das sagt der US-Marktforscher Gartner voraus. Noch aber ist die Funktion nicht ausgereift. Aus der "Second Gartner CDO Survey - the state of the office of the CDO", einer Umfrage unter 180 CDOs oder Managern mit vergleichbarer Funktion, leiten die Analysten acht Ergebnisse ab.

CDOs nennen einige Probleme im Umgang mit dem CIO.
CDOs nennen einige Probleme im Umgang mit dem CIO.
Foto: Gartner

1. Das Verhältnis von CDO und CIO gestaltet sich schwierig. Gartner hat die CDOs nach den drei größten Schwierigkeiten im Umgang mit dem CIO gefragt. Fast zwei von dreien (63 Prozent) nennen unausgewogene Machtstrukturen. 57 Prozent erleben Probleme bei der Finanzierung und Besetzung von Projekten. 53 Prozent sind nicht ausreichend in Entscheidungsprozesse einbezogen und 43 Prozent bemängeln ganz allgemein fehlende Kooperationsbereitschaft. Unabhängig von diesen quantitativen Auszählungen berichtet Gartner von Fällen offener Feindschaft zwischen den beiden Positionen.

Gartner erwartet, dass künftige CDOs weniger kämpfen werden müssen - CIOs übrigens auch. Sobald Strukturen etabliert sind, sollten CIO und CDO kooperieren, raten die Analysten. Ein Blick auf das Geld zeigt: Derzeit erhalten CDOs im Schnitt 21 Prozent vom IT-Budget. In den USA erhalten sie überdurchschnittlich hohe, in Europa unterdurchschnittlich hohe Beträge.

2. CDOs bekommen in der Regel eine eigene Abteilung mit Mitarbeitern und Budget, Einzelkämpfer sind selten. Lediglich knapp ein Fünftel (19 Prozent) der CDOs arbeitet derzeit allein, die Mehrheit verfügt über einen eigenen Mitarbeiterstamm und einen eigenen Etat. Allerdings erklären erst 23 Prozent, ihre Abteilung sei im Unternehmen am richtigen Ort und in der richtigen Weise verankert.

Meist gibt der CEO oder CFO (Chief Financial Officer) den Ausschlag dafür, einen CDO ins Unternehmen zu holen.
Meist gibt der CEO oder CFO (Chief Financial Officer) den Ausschlag dafür, einen CDO ins Unternehmen zu holen.
Foto: Gartner

3. CDOs werden oft nach einem konkreten Vorfall oder einer Krise ins Haus geholt. Gartner schränkt diese Aussage insofern ein, als die Zahl der Teilnehmer, die dazu Auskunft gaben, klein ist. Die Analysten stützen sich daher auf Gespräche außerhalb der Studie. Sie legen nahe, dass dem Entschluss zum Einsatz eines CDO oft konkrete - meist für das Unternehmen negative - Ereignisse vorausgehen.

Unter den Befragten selbst bestätigen das nur 27 Prozent. 41 Prozent erklären, der CEO oder CFO habe die neue Funktion initiiert, 24 Prozent nennen den Vorstand.

4. Die Aufgaben des CDO werden ethische Fragen im Umgang mit Daten einbeziehen. Weil sich die Rolle des CDO derzeit noch so unausgereift darstellt, nimmt Gartner die Entwicklung vorweg. 2020 werden neun von zehn CDOs den ethischen Umgang mit Daten verantworten. Derzeit nennen die Manager folgende Punkte als wichtigste Aufgabe: größere Nähe zum Kunden herstellen (62 Prozent), Wettbewerbsvorteile schaffen (60 Prozent) und Effizienz steigern (54 Prozent).

5. Je reifer ein Unternehmen in puncto Data Analytics, umso besser für den CDO. Die Analysten beobachten, dass Unternehmen mit hohen Skills in Sachen Data Management, Daten-Analyse und DigitalisierungDigitalisierung auch überlegter mit der Funktion eines Chief Data Officer umgehen. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

6. Unternehmen erwarten vom CDO Change Management-Fähigkeiten. Sieben von zehn CDOs erklärten gegenüber Gartner, dass sowohl Vorgesetzte als auch Mitarbeiter gleichzeitig einen Change Manager in ihnen sehen. Die Analysten halten diese Erwartung für logisch und richtig. Digitalisierungsverantwortliche - aktuelle und künftige - sollten ihre Fähigkeiten in Sachen Kommunikation, Zusammenarbeit und Konsensbildung ausbauen.

Die Rolle und damit auch das Aufgabenfeld eines CDO sind noch nicht ausgereift. Gartner appelliert an jetzige und künftige Digitalisierungsverantwortliche, Skills in Sachen Kommunikation, Kooperation und Konsensbildung auszubauen.
Die Rolle und damit auch das Aufgabenfeld eines CDO sind noch nicht ausgereift. Gartner appelliert an jetzige und künftige Digitalisierungsverantwortliche, Skills in Sachen Kommunikation, Kooperation und Konsensbildung auszubauen.
Foto: Gartner

7. Der Begriff des CDO kreist stark um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Unternehmen, die einen CDO etablieren, versprechen sich davon Wettbewerbsvorteile aufgrund intelligenterer Datennutzung. 67 Prozent der CDOs beschreiben sich als einen Koordinator von Daten- und Analytics-Initiativen, für 66 zählt außerdem das Entwickeln neuer Lösungen dazu.

62 Prozent machen sich das Identifizieren geeigneter Mitarbeiter zur Aufgabe. Allerdings geben nur 31 Prozent an, hierbei mit der HR-Abteilung (Human Resources) zusammenzuarbeiten. Gartner wiederum sieht Schnittstellen zwischen HR und einer ausgereiften CDO-Rolle.

8. Jeder zweite CDO versteift sich derzeit auf Krisensituationen und kurzfristige Ziele. Geht es nach Gartner, wird das nicht so bleiben. Die Entscheidung für einen CDO müsse eine strategische sein, fordern die Analysten. Aufgabe des CDO sei das Generieren neuer Umsätze.

Unternehmen, die einen Digitalisierungs-Chef etablieren wollen, müssen diese Funktion im Gesamtkontext betrachten, appelliert Gartner. Skills, die für die digitale Transformation gebraucht werden, müssen auf allen Firmenebenen entwickelt werden.

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