Umfrage

ChatGPT ist Heilsbringer und Jobkiller zugleich



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Mit ChatGPT vertraute Arbeitgeber und -nehmer erhoffen sich von dem KI-Tool eine erhebliche Steigerung der Produktivität. Je nach Branche kann dies aber auch zu Stellenstreichungen führen.
Ob ChatGPT eher als Assistent oder Konkurrent gesehen wird, hängt von Branche und Tätigkeit ab.
Ob ChatGPT eher als Assistent oder Konkurrent gesehen wird, hängt von Branche und Tätigkeit ab.
Foto: Juicy FOTO - shutterstock.com

Seit Open AI Ende 2022 ChatGPT allgemein zur Verfügung gestellt hat, werden tagtäglich neue Einsatzmöglichkeiten für die Generative-AI-Lösung vorgestellt. Nachdem sich der ChatbotChatbot bereits als mehr oder wenig geeignet für Tätigkeiten wie Journalist, Softwareentwickler oder Marketing-Mitarbeiter erwiesen hat, kochen allmählich die Diskussionen über die mittel- bis längerfristigen Auswirkungen auf die Arbeitswelt hoch. Alles zu Chatbot auf CIO.de

Einen ersten Einblick, was uns allen blühen könnte, gibt eine - nicht repräsentative - Umfrage von Sortlist. Die Agentur hat 500 mit ChatGPT vertraute Arbeitnehmer und Arbeitgeber in sechs europäischen Ländern dazu befragt, wie sie über das Aufkommen von ChatGPT in der Arbeitswelt denken und ob sie es als Bedrohung oder Chance sehen.

Streichungen besonders im Tech-Sektor befürchtet

Je nach Branche werden die Möglichkeiten von ChatGPT von den Arbeitgebern unterschiedlich bewertet.
Je nach Branche werden die Möglichkeiten von ChatGPT von den Arbeitgebern unterschiedlich bewertet.
Foto: Sortlist

Die Resultat fallen ja nach Branche unterschiedlich aus. In der Software- und Tech-Branche befürchten der Umfrage zufolge 23 Prozent der Beschäftigten, dass sie aufgrund von ChatGPT ihren Arbeitsplatz verlieren könnten. Gleichzeitig bekundeten 26 Prozent der Arbeitgeber in derselben Branche gegenüber Sortlist, sie zögen als direkte Folge des Einsatzes von ChatGPT auch einen Personalabbau in Betracht.

Der Finanzsektor ist die zweitgrößte Branche, in der die von Sortlist befragten Arbeitgeber ChatGPT als Möglichkeit zum Personalabbau sehen: 22 Prozent von ihnen gaben an, dass sie diese Option in Betracht ziehen würden. Im Gegensatz dazu befürchten nur 14 Prozent der Finanzangestellten, dass der Chatbot sie ersetzen könnte.

Unnötige Sorgen im Bildungssektor

Besser sieht es (noch) im Bildungssektor aus: Trotz zahlreichen Berichten, wonach ChatGPT problemlos Hausarbeiten und Ähnliches übernimmt, sind Angestellte im Bildungswesen stärker über personelle Folgen besorgt, als sie es eigentlich sollten. Denn während 31 Prozent von ihnen in der Studie befürchten, dass die KI in ihrem Bereich zu einem Stellenabbau führen wird, ziehen nur 14 Prozent der Arbeitgeber diese Option in Betracht.

Im Gesundheitswesen denken noch weniger Arbeitgeber daran, mit Hilfe von ChatGPT Stellen abbauen zu können, während in den durch Energiekrise und anderen Faktoren belasteten Branchen Schwerindustrie und Logistik mehr als ein Drittel diese Option in Erwägung zieht.

Deutliche Zunahme der Produktivität erwartet

Auf der anderen Seite versprechen sich über alle Branchen hinweg fast alle Arbeitgeber durch ChatGPT eine deutliche Steigerung der Produktivität. Im Schnitt erwarten sie eine Zunahme um ein Drittel - zu einer ähnlichen Schätzung kommen die Arbeitnehmer.

Von den Vertretern der Generation Z, also der 18- bis 24-Jährigen, ist die Hälfte sogar davon überzeugt, mit Hilfe der die KI-Lösung ihre Produktivität um das Zwei- oder sogar Dreifache steigern zu können. 58 Prozent von ihnen glauben, dass ChatGPT ihre Produktivität bei der Beantwortung von Kundenfragen mindestens verdoppeln würde. Die Hälfte schätzt, dass es für das Schreiben von Code und die Erstellung von Nicht-Marketing-Texten am nützlichsten wäre.

Marketing am stärksten gefährdet

Auch wenn die Mitarbeiter nicht damit rechnen, könnte ChatGPT vor allem im Marketing Jobs obsolet machen.
Auch wenn die Mitarbeiter nicht damit rechnen, könnte ChatGPT vor allem im Marketing Jobs obsolet machen.
Foto: Sortlist

Innerhalb der Unternehmen ist es vor allem die Marketing- und PR-Abteilung, wo die KI-Lösung zu einem Jobverlust führen könnte. Laut Umfrage können sich 51 Prozent der Arbeitgeber, die einen Personalabbau in Erwägung ziehen, dort den Einsatz von ChatGPT vorstellen und Stellen streichen. 41 Prozent von ihnen erwarten, dass ChatGPT ihre Produktivität in Marketing- und PR-Abteilungen verdoppelt und würden das Tool auch für das Schreiben von Marketing-Texten nutzen.

Bei den Mitarbeitern im Marketing sind es nur 16 Prozent, die sich wegen ChatGPT einen Personalabbau in ihrem Unternehmen ausmalen. Beide Gruppen sind sich aber einig, dass der Chatbot Potenzial für die Erstellung von Marketing-Texten hat, wobei die Arbeitnehmer mit 36 Prozent etwas skeptischer als die Arbeitgeber (43 Prozent) sind.

Was den Kundendienst angeht, würden indes nur 14 Prozent der Arbeitnehmer in der Tech-Branche (die ChatGPT laut Sortlist am häufigsten einsetzen), wegen des KI-Tools Personal abbauen. Die große Mehrheit der Befragten gaben an, eher die Produktion zu skalieren und zu beschleunigen.

Millenials sorgen sich am meisten

Während Generation Z primär die Vorteile von ChatGPT sieht, fürchten Millenials um ihre Jobs.
Während Generation Z primär die Vorteile von ChatGPT sieht, fürchten Millenials um ihre Jobs.
Foto: Sortlist

Was die Altersgruppen angeht, sind es die Millenials, die besonders stark befürchten, dass ChatGPT ihren Job übernimmt. Die zwischen 25 und 34-Jährigen sind laut Studie um 43 Prozent besorgter über den Abbau von Arbeitsplätzen in ihrer Branche als andere Altersgruppen; die Zahl steigt jedoch deutlich an, wenn es um Beschäftigte in der Software- und Tech-Branche geht. Besonders bedroht sehen sich dabei Millennials, die Marketing-Texte schreiben, programmieren oder Kunden antworten.

Das Ende der "Menschlichkeit"?

Trotz der zum Teil erwarteten erheblichen Produktivitätssteigerungen äußerten die Befragten - neben den befürchteten Stellenstreichungen - noch weitere Bedenken. So machen sich viele Umfrageteilnehmer Sorgen, dass mit dem KI-Einsatz der menschliche Aspekt (39 Prozent) oder die Authentizität (32 Prozent) verloren gehen. Ein Wasserzeichen, das die Verwendung von KIKI kennzeichnet, würde aus Sicht der meisten Arbeitnehmer keinen Unterschied bei der Nutzung von ChatGPT machen. Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

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