Aufstand im Büro

Chef-Mobbing

26.03.2019
Von Helene Endres und Klaus Werle

Den Präventionsgedanken dehnen die Unternehmen immer weiter aus. Unter vielen Psychologen und Personalchefs gilt es mittlerweile als ausgemacht, dass Eigenschaften wie Loyalität und Ehrlichkeit feststehende Charaktermerkmale sind.

Firmen setzen daher zunehmend auf intensive Bewerberscreenings, sie überprüfen Unterlagen oder unterziehen die Kandidaten langwierigen Psychotests mit Hunderten von Fragen. "70 Prozent der später überführten Täter haben auch schon bei der Bewerbung gelogen", sagt Manfred Lotze von der Detektei Kocks, seit 40 Jahren Privatermittler für Unternehmen. "Es gibt den Typus des unintegren Mitarbeiters, der zu Fehlzeiten, Mobbing und Büromaterialklau neigt - und auch eher seinen Chef bedroht."

Ein Vertreter dieser Gattung wäre beinahe auch Bernd Jachus zum Verhängnis geworden. Der Maschinen- und Anlagenbauer, bei dem Jachus als Leiter Rechnungswesen arbeitet, ist bekannt für seine strengen Ethikrichtlinien. Vor allem Alkoholismus und Spielsucht sind geächtet. Ein Mitarbeiter, den Jachus mehrmals bei Beförderungen übergangen hatte, kam auf eine ebenso raffinierte wie aufwendige Idee: In Spielcasinos quer durch die Republik sammelte er Eintrittskarten und Jeton-Belege - und zwar just an den Tagen, an denen Jachus auf Dienstreise in den betreffenden Städten war. Dann deponierte er die Papiere in Jachus' Schreibtisch, gab einen anonymen Hinweis - und Jachus hatte ein massives Problem. Nur die Tatsache, dass er für einige Termine nachweisen konnte, woanders gewesen zu sein, rettete ihm schließlich den Job.

Juristisch zur Wehr setzen

Glück gehabt - ein Zeichen schlechter FührungFührung bleibt das Beispiel trotzdem. Denn was muss zwischen Chef und Mitarbeiter alles schief gelaufen sein, damit dieser sich eine derart perfide Rache-Strategie ausdenkt? "Viele Vorgesetzte sind unfair, sie hinterlassen eine Spur der Verwüstung quer durch die Abteilungen. Wer cholerisch herumschreit, Boni nach Gutsherrenart verteilt und nie positives Feedback gibt, kann schnell zum Ziel von Rache-Aktionen werden", sagt Copray von der Fairness-Stiftung. Natürlich gibt es auch diejenigen, die einfach zu nett sind und deshalb gemobbt werden. Alles zu Führung auf CIO.de

Doch woher auch immer sie rührt, die Eskalation: Was ist zu tun, wenn sie eintritt? Was, wenn ein Vorgesetzter offen gemobbt wird, in Meetings keiner erscheint, Abgabetermine nicht eingehalten werden? Erste Schritte sind: Informationen sammeln, klare Grenzen ziehen, Allianzen knüpfen, vielleicht einen Coach nach seiner Sicht der Dinge fragen. Manchmal bietet sich ein Teamtraining an, um Konfliktherde zu identifizieren.

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