Aufstand im Büro

Chef-Mobbing

26.03.2019
Von Helene Endres und Klaus Werle

Lässt sich ein Chef zudem ernsthaft darauf ein, sein Verständnis von Führung zu überdenken, verpufft so manches Rachegelüst: Schafft es der Vorgesetzte, seine Mannschaft von Frust auf Lust umzupolen, haben alle gewonnen.

Hart bleiben

Die härtere Anti-Mobbing-Gangart ist die juristische. Arbeitsrechtler Ulf Weigelt aus Berlin sagt: "Haben Sie noch Kraft, dann kämpfen Sie, und das heißt abmahnen, abmahnen, abmahnen, rauswerfen." Dazu gehört eine genaue Dokumentation der Vorfälle - vor dem Arbeitsgericht zählen Sätze wie: "Herr Schneider fehlte im Monat Mai viermal unentschuldigt, und zwar am ..." . Doch oft kommen die Gemobbten erst zum Anwalt, wenn sie selbst psychisch ein Wrack sind. "Habe ich das Gefühl, der kann nicht mehr, rate ich zu Versetzung und einem Neubeginn", so Weigelt.

Die harte Kante gegen Rache-Engel ist menschlich verständlich und in vielen Fällen auch richtig. Doch wenn Lebensgefahr für den Bedrohten besteht, empfiehlt sich eher Mäßigung. "Kündigung, Polizei, Anzeige - das alles erhöht nur die Gefährdung", sagt Ex-Polizeipsychologe von Groote, "die Täter fühlen sich dann nur noch mehr isoliert und in die Ecke gedrängt."

Bei der Morddrohung gegen den Versicherungsvorstand wählte sein Team deshalb einen anderen Weg. Nachdem der anonyme Verfasser gefunden war, half ihm von Groote, "seine Lebenssituation zu entschärfen": Er empfahl ihm eine gute Schuldnerberatung, überredete den Vermieter, dem Mann nicht sofort zu kündigen, und unterstützte ihn bei der Jobsuche.

Die Drohbriefe blieben fortan aus.

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