Karrieren

CIO - Career is not over

05.09.2005
Von Marita Vogel

Doch der Bereich Selbstdarstellung ist sehr diffizil, und Fingerspitzengefühl ist gefragt. "Die Manager, die allzu sehr an ihrer Profilierung basteln, erweisen sich selbst einen Bärendienst: Sie erarbeiten sich keinen Ruf, sie provozieren nur Widerstände", warnt Postbank-CIO Berensmann. Besonders kritisch sieht er diejenigen, die zur Steigerung des Bekanntheitsgrades zu häufig als Redner auf Seminaren oder Workshops auftreten: "Wer vernünftig arbeitet, erwirbt sich Reputation, auch ohne dass er auf allen Hochzeiten tanzt", sagt der gelernte Diplom-Mathematiker.

Berensmann arbeitete zunächst als Programmierer in einem Datenbankzentrum, ging dann zur Unternehmensberatung James Martin Associates. Als das dort übliche Bits-and-Bytes-Denken ihn nicht mehr befriedigte, wechselte er Anfang der 90er-Jahre trotz seiner Berufserfahrung als "einfacher Berater zu McKinsey, wie ein frischer Studienabgänger. Ich wollte das Geschäft von der Pike auf lernen", sagt Berensmann. Er wurde Projektleiter, schließlich Anfang 1999 Partner.

Zu der Zeit baute er gerade das Business Technology Office mit auf, das IT-Beratungen im Top-Management durchführt und mittlerweile eine führende Rolle bei McKinsey spielt. Dort beriet er zunächst die Deutsche Post, später definierte er die IT-Strategie der Post-bank um. Als ihn Post-Chef Klaus Zumwinkel schließlich fragte, ob er diese Strategie nicht auch umsetzen wolle, sagte er zu.

Und fing bei der Deutschen Postbank zunächst als Projektleiter für die IT-Neuausrichtung an. In der Tasche hatte er die Zusage für ein festes Budget und zwei bis drei Jahre Geduld, die der Aufsichtsrat aufbringen würde. "Natürlich war das ein Karriere-Risiko: Niemand hatte mir garantiert, dass ich irgendwann eine verantwortungsvollere Position bekommen würde. Aber es war eine Riesenchance, und so spannend", sagt Berensmann. Ende 1999 wurde er schließlich Vorstandsmitglied der Postbank Systems AG, 2002 Vorstand IT und Operations der Postbank. Sein Resümee: "Manchmal musst du eben ein paar Schritte zurück gehen, um richtig Anlauf zu nehmen."

Wechsel zum Anbieter kein K.-o.-Kriterium

Der Wechsel in eine IT-Anbieterfirma kann so ein dienlicher Schritt zurück sein, ebenso wie die selbstständige Beratertätigkeit. "Ein Wechsel in die Unternehmensberatung schadet sicher nie, wenn dort interessante Projekte bearbeitet werden", sagt Hollaender-Herr. Auch die Arbeit in einer ausgegründeten IT-GmbH können einen Karriereschritt bedeuten, ergänzt Zehnder-Berater: "Die Aufgaben dort können dem klassischen Aufgabenspektrum des Geschäftsführers eines größeren Mittelständlers entsprechen."

Sorge um ihre Zukunft brauchen sich IT-Manager zurzeit jedenfalls nicht zu machen, lautet die einhellige Meinung der Personalberater. "Seit 12 bis 18 Monaten werden weltweit zunehmend CIOs auf höherer Managementebene gesucht, die auch operative Aufgabenbereiche übernehmen", sagt Andrade. Grundsätzlich sei der Arbeitsmarkt in Deutschland für CIOs momentan sehr positiv, stimmt Barth zu. "Vor allem mittlere Unternehmen suchen", hat Hollaender-Herr beobachtet. Aktuelle Trendthemen seien vor allem Shared Services und Vendor-Management.

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