Interessenvertretung von IT-Entscheidern

CIO-Circle oder Cioforum

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.
Nachdem CIOs lange auf sich allein gestellt waren, gibt es nun gleich mehrere Initiativen, die sich in verschiedenen Formen um die Interessen von IT-Entscheidern kümmern wollen. Konflikte sind vorprogrammiert.

Wolfgang Franklin wirbt um Vertrauen. Der Ex-Gartner-Mann ist Kopf des Cioforums, das sich laut Website www.cioforum.de "... als größte CIO-Community im deutschsprachigen Europa" etablieren will. Motto: "CIOs und Berater schließen sich zusammen."

Das kommt beim CIO-Circle (www.cio-circle.org) nicht gut an. Die Gruppe versteht sich als "Netzwerk gleichgesinnter IT-Manager". CIOs richten hier in Eigenregie Workshops aus; sie möchten "... keine Berater und Hersteller aufnehmen", heißt es auf der Website. 167 Angehörige (Stand: 17. Juni) führt der seit einem Jahr aktive Zirkel, der sich keine Statuten gegeben hat.

Das als e. V. verfasste Forum, im Mai gestartet, zählt laut Franklin bisher 21 CIOs (darunter Dietmar Lummitsch, CIO beim TÜV Süddeutschland) sowie, im Initiatorenkreis, Gartner-Ehemalige, IT-Branchenvertreter und PR-Experten. 42 weitere Anträge lägen vor. IT-Manager würden 1000 Euro Jahresbeitrag zahlen, Berater 2500 Euro. Sie hätten kein Stimmrecht und zudem Akquiseverbot, so Franklin.

Fünf Circle-Mitglieder würden auch zum Forum gehören. Nun wolle man über eine Kooperation reden; die erste Anregung dazu sei aus dem Circle gekommen, betont Franklin. Die Ziele des Cioforums deckten - Berater ausgenommen - schließlich nicht nur die des Circle ab, sondern gingen darüber hinaus, hieß es in einer E-Mail an die Circle-Initiatoren. Er könne sich "eine berufsständische Organisation mit Lobbyfunktion" vorstellen, konkretisiert Lummitsch; eine Kooperation sei sinnvoll. Franklin indes wähnt auf der anderen Seite "Hardliner", die das verhindern wollten: Die Circle-Führung vertrete nicht die Ansicht "von Teilen der Mitgliederschaft".

Im Onlinebereich des Circle ist keine Kooperationsneigung erkennbar, im Initiativkreis ebenfalls nicht. Begründung: "Der Ansatz des Cioforums basiert auf einem Geschäftsmodell, während der des CIO-Circle nur auf die mitwirkenden CIOs setzt", sagt Henning Stams, IT-Leiter bei Mummert Consulting. Er folgert: "Wir werden auch künftig unseren eigenen, vom Cioforum getrennten Weg gehen." Circle-Mitglied Robert Wagner, CIO des RWTÜV, findet Beratung zwar nicht ehrenrührig. "Aber dann soll man das Kind auch beim Namen nennen." Das Forum verfolge einen "glasklaren Akquiseansatz".

Ein Versuch des Forums, IT-Promis einzuspannen, scheiterte. Auf der Website stand kurzzeitig eine Liste von Personen, die man zur Mitarbeit in einem Kuratorium "eingeladen" habe, darunter Gerling-CIO Tino Schebiella. Der sagt nur, er stehe mit Franklin "in Kontakt"; dieser versichert, Schebiella sei Forumsmitglied der ersten Stunde. Weitere Wunschkandidaten: Bundeswehr-IT-Direktor Gerhard van der Giet, SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann, HP-Chef Jörg Menno Harms, Helmut Meitner von Roland Berger. Von denen will indes niemand etwas von einer Einladung wissen. Die Liste ist wieder offline.

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