IT-Manager sahen Pressekonferenz als letztes Mittel

CIOs gehen mit SAP hart ins Gericht

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Als mittelständisches Unternehmen spürt Bionorica aber nicht nur die Arroganz der Walldorfer, auch die eigene Ohnmacht wird deutlich. "In Walldorf interessiert es niemanden, ob ich meine Nur-SAP-Strategie aufgebe", erbost sich Rödel und spricht damit den Anwesenden aus der Seele. Die Abhängigkeit von einem wichtigen Lieferanten ist einer der wunden Punkte in der Beziehung von SAP zu seinen Kunden.

Michael Kranz, CIO der Krones AG, will das nächste Jahr nutzen, um den Dialog voranzutreiben.
Michael Kranz, CIO der Krones AG, will das nächste Jahr nutzen, um den Dialog voranzutreiben.

"Diese Abhängigkeit werden wir nie verhindern", erklärt Krones-CIO Michael Kranz. Ein Konzern wie SAP muss jedoch die Sensibilität besitzen, seine Kunden dies nicht spüren zu lassen. Statt dessen streute SAP noch Salz in die Wunde, und schickte den Unternehmen ein zweiseitiges Schreiben, um die bisherigen Wartungsverträge zu kündigen. "Da wurde keiner der vorhandenen Kommunikationskanäle genutzt", moniert Kranz. Keine Information, keine Vorwarnung, keine Anfragen habe es im Vorfeld gegeben.

Dass die Wartungseinnahmen für SAP eine wichtige Einnahmequelle sind, ist kein Geheimnis. Sie fließen regelmäßig, gelten als sicher und die Marge wird auf mehr als 40 Prozent geschätzt. SAP gibt hierzu keinen klaren Zahlen heraus. Aus Sicht des Kapitalmarktes, dem SAP-Chef Léo Apotheker eine Rendite von wenigstens 30 Prozent versprochen hat, kann man es sogar als logischen Schritt bezeichnen, hier noch mehr herauszuholen.

Doch das ist genau das, was Johannes Truttmann, CIO bei Krombacher, dem Konzern vorwirft. "SAP ist von einem Technologie-Führer zu einer EBIT-Company geworden", fasst er die Entwicklung der vergangenen Jahre zusammen. Seit 17 Jahren setzt Truttmann die Software ein, und er findet es keineswegs verwerflich, dass hier auch eine emotionale Komponente mitschwingt. "Wir waren stolz SAP-Technik einzusetzen", erinnert er sich, "SAP, das waren auch wir." Dafür habe man gekämpft, habe Preiserhöhungen und Produktverschlechterungen zähneknirschend mitgetragen. "Das geht nur, wenn man nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen dabei ist", sagt Truttmann.

Man will mit SAP reden

Der Wunsch, "die alte SAP" zurückzubekommen, ist spürbar. Wie realistisch er ist, bleibt offen. Eines wird jedoch klar auf dieser CIO-Premiere: noch sind die Kunden zum Dialog bereit. Sie wollen mit SAP reden und über die Anwendervereinigung DSAG Verbesserungen durchsetzen. Sie sind jedoch nicht gewillt, Konditionen zu akzeptieren, die nicht nachvollziehbar sind, die keinen erkennbaren Mehrwert aber höhere Kosten verursachen.

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