Cloud- und IoT-Applikationen in der Übersicht

CIOs werden zu neuartigen Architekturkonzepten gezwungen



René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.

Microservice: Die Herausforderungen

Trotz ihrer Vorteile bringt eine Microservice-Architektur einige Herausforderungen mit sich. Neben dem Wissen rund um das Thema Cloud Computing zählen hierzu insbesondere:

  • Eine höhere Komplexität im Betrieb, da die Services sehr agil und beweglich sind.

  • Eine zusätzliche Komplexität auf Grund des Aufbaus eines massiv verteilten Systems. Hierzu gehören unter anderem Latenz, Verfügbarkeit und Fehlertoleranz.

  • Entwickler benötigen Betriebswissen = DevOps

  • Das API-Management und die nahtlose Integration haben hohe Priorität.

  • Ein vollständiger Ende-zu-Ende Test ist notwendig.

  • Sicherstellung einer ganzheitlichen Verfügbarkeit und Konsistenz der verteilten Daten.

  • Vermeidung einer zu hohen Latenz der einzelnen Services.

Das sollten CIOs berücksichtigen

Stand heute machen Standard Web-Applikationen mit 42 Prozent auf Public Cloud-Umgebungen noch den Löwenanteil aus. Mit Abstand folgen mobile Applikationen (22 Prozent), Media Streaming (17 Prozent) und Analytics Services (12 Prozent). Enterprise Applikationen (4 Prozent) und Services im Anwendungskontext "Internet of Things" (3 Prozent) machen bislang nur einen kleinen Teil der Workloads aus.

Der Grund für die derzeitige Verteilung: Webseiten, Backend-Services sowie Content-Streaming eignen sich ideal für die Public Cloud. Hingegen stecken Unternehmen immer noch inmitten ihrer digitalen Transformation und evaluieren Anbieter als auch Technologien für den erfolgreichen Wandel. IoT-Projekte befinden sich derzeit noch vorwiegend in der Ideenfindung und machen in 2015 daher nur einen kleinen Anteil der Verteilung auf Public Cloud-Umgebungen aus.

Stand heute machen Standard Web-Applikationen mit 42 Prozent auf Public Cloud-Umgebungen noch den Löwenanteil aus.
Stand heute machen Standard Web-Applikationen mit 42 Prozent auf Public Cloud-Umgebungen noch den Löwenanteil aus.
Foto: Crisp Research AG

Bis zum Jahr 2020 wird sich das Verhältnis maßgeblich verändern. Mit dem steigenden Cloud-Wissen innerhalb der Unternehmens-IT und der stetig wachsenden Marktreife von Public Cloud-Umgebungen für Enterprise Applikationen, wird der Anteil dieser Kategorie weltweit von 4 Prozent auf 12 Prozent anwachsen. Der Anteil für Web und mobile Applikationen sowie Content-Streaming wird sich anteilig verringern. Dafür werden IoT-Applikationen mit 23 Prozent bereits fast ein Viertel aller Workloads auf Public IaaS-Plattformen ausmachen.

Mit diesen Einflüssen im Rücken stehen CIOs vor der Herausforderung ihre technische Agenda zu überdenken und sich eine Strategie zu überlegen, um das Unternehmen zu befähigen, mit den aktuellen Marktveränderungen zumindest mithalten zu können.

Sie müssen daher rechtzeitig auf das Ende des Application-Lifecycle reagieren, indem sie alte Anwendungen durch moderne Applikationsarchitekturen ersetzen. Allerdings entsteht ein Wettbewerbsvorteil nur dann, wenn man die Dinge anders macht als die Konkurrenz und nicht dieselben Dinge einfach nur besser. Das bedeutet, dass CIOs heute einen entscheidenden Beitrag leisten müssen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und als IT-Fabrik neue Produkte mit zu entwickeln. Die Welle von Services und Applikationen im Rahmen des Internet of Things (IoT) ist dabei nur eine Chance die es zu nutzen gilt.

Der Einfluss der Microservice-Architektur

Eine Microservice-Architektur kann eine IT-Abteilung dabei unterstützen, besser auf die Anforderungen aus den Fachabteilungen zu reagieren und damit für ein schnelleres Time-to-Market zu sorgen. Hierbei sollte allerdings nicht mehr in unabhängigen Silos gedacht, sondern ein digitaler Schirm über die gesamte Organisation gespannt werden. Hierzu gehört ebenfalls das Einführen eines DevOps-Modells, um die Microservices in kleinen Teams verteilt zu entwickeln. Denn moderne Entwicklungs- und Collaboration-Werkzeuge ermöglichen die Entwicklung in weltweit verteilten Teams. Damit lässt sich gleichzeitig der FachkräftemangelFachkräftemangel in einem bestimmten Ländermarkt umgehen, indem man Spezialisten aus der ganzen Welt rekrutiert. Alles zu Fachkräftemangel auf CIO.de

So ließe sich zum Beispiel ein Microservice-Team mit den Rollen Produkt-Manager, UX-Designer, Entwickler, QA-Engineer und DB-Admin aufstellen welches dann über definierte APIs auf die Cloud-Plattform zugreift, die wiederum von System-, Netzwerk- und Storage-Admins betrieben wird.

Zu den Entscheidungsgrundlagen für eine Microservice-Architektur zählen:

  • Bessere Skalierbarkeit autonom agierender Services.

  • Schnellere Reaktionszeit auf neue Technologien.

  • Jeder Microservice ist ein eigenes Projekt.

  • Die Funktion eines Microservice lässt sich in mehreren Applikationen verwenden.

  • Einsatz mehrerer verteilter Teams.

  • Einführung des Continuous Delivery-Modells.

  • Schnelleres Onboarding neuer Entwickler und Mitarbeiter.

  • Microservices lassen sich einfacher und schneller für einen spezifischen Geschäftszweck entwickeln.

  • Integrationskomplexität lässt sich verringern, da einzelne Services weniger Funktionalität und damit eine geringere Komplexität enthalten.

  • Fehler lassen sich besser isolieren.

  • Kleine Dinge lassen sich einfacher testen.

Unterm Strich sollte jedoch beachtet werden, dass die Einführung einer Microservice-Architektur nicht nur einen Wandel auf der technologischen Agenda bedeutet. Ein Umdenken in der Unternehmenskultur und der interdisziplinären Kommunikation ist unausweichlich. Das bedeutet, dass sich auch die bestehende IT- und Entwicklungsmannschaft verändern muss. Sei es durch interne Fortbildung oder externe Rekrutierung.

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