Trends im IT-Arbeitsmarkt

CIOs wollen keine Bachelor-Frischlinge

Andrea König schreibt seit 2008 für CIO.de. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit für die CIO-Redaktion sind Themen rund um Karriere, soziale Netzwerke, die Zukunft der Arbeit und Buchtipps für Manager. Die Arbeit als freie Autorin für verschiedene Redaktionen ist mittlerweile kein Vollzeitjob mehr - hauptberuflich arbeitet sie als PR-Beraterin bei einer Hamburger Kommunikationsagentur.

CIO: Mit welchen Qualifikationen wird man denn von Unternehmen eingestellt? Reicht da ein Bachelorabschluss aus?

Michael Wulf: Nein, für den Bachelorabschluss gibt es nach wie vor kaum Akzeptanz. Meine Mandanten wünschen sich in der Regel Kandidaten mit einem Masterabschluss an einer Universität. 21- oder 22-jährige Bachelorabsolventen haben - so wird es von außen wahrgenommen - ihre Schulzeit um ein paar Semester verlängert. In ihrer persönlichen Entwicklung sind sie meist noch weit davon entfernt, autonom in Projekten arbeiten zu können und wirklich strukturiert und analytisch zu denken.

Bachelorabschluss findet kaum Akzeptanz

CIO: Stehen die Jobchancen direkt nach dem Masterabschluss besser?

Michael Wulf: Sie stehen deutlich besser, aber ideal sind sie noch nicht. Meine Mandanten rekrutieren nur ungern Absolventen. Wer frisch aus der Uni kommt und seinen ersten Job beginnt, wechselt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nach zwei bis drei Jahren den Arbeitgeber. Unternehmen wollen in der Regel lieber jemanden einstellen, der schon ein, zwei andere Jobs hatte. Dann passiert es seltener, dass man den Mitarbeiter erst fördert und wenig später an eine andere Firma verliert.

CIO: Wie stehen die Chancen von Frauen auf dem IT-Arbeitsmarkt?

Michael Wulf: Die Jobaussichten von Frauen im IT-Bereich sind exzellent. Es gibt so wenige von ihnen, dass sie mit Kusshand eingestellt werden, weil sie eine große Bereicherung für das Team darstellen. Auch zukünftig wird sich erst einmal nichts daran ändern, dass es kaum Bewerberinnen in diesem Bereich gibt. Dazu muss man sich ja letztlich nur die Zahl der eingeschriebenen Studentinnen in den entsprechenden Fakultäten anschauen.

CIO: Spüren Sie, dass sich die Arbeitsmarktkrisen in Spanien oder Portugal auf den Arbeitsmarkt in Deutschland auswirken?

Michael Wulf: Der Markt dort schreit nach Jobs, viele Kandidaten würden gerne nach Deutschland kommen. Wir haben schon einige IT-Spezialisten aus Spanien und Portugal vermittelt. Einer unserer Mandanten hat für die internationalen IT-Experten zum Beispiel eine WG in einem hippen Stadtteil eingerichtet. Solche Modelle können wirklich gut funktionieren. Doch meist scheitert es an den Sprachkenntnissen. Denn nur sehr wenige Unternehmen stellen Kandidaten ein, die kein Deutsch sprechen.

Michael Wulf ist Executive Manager bei Michael Page, einer Marke der PageGroup. Die international tätige Personalberatungsgruppe hat sich auf die Vermittlung von hochqualifizierten Fach- und Führungskräften spezialisiert. Als Manager verantwortet Wulf seit 2007 unter anderem die Division "Information Technology". Hier berät er Mandanten strategisch wie auch operativ für die branchenübergreifende Besetzung von IT-Positionen und blickt auf über 100 erfolgreich vermittelte Kandidaten zurück.

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