Hackerangriff auf US-Pipeline

Colonial Pipeline bekommt erpresste Bitcoins zurück

08.06.2021
Ein Monat ist es her, dass die größte Benzin-Pipeline der USA Opfer eines Hackerangriffs wurde. Der Betreiber zahlte Millionen an die Erpresser - obwohl Experten dringend davon abraten. Nun melden Ermittler einen Erfolg.
Youngsville (USA) am 13.05.2021: Gelbes Klebeband markiert leere Pumpen an einer verlassenen Tankstelle. Die Kraftstoffreserven waren erschöpft, nachdem die Colonial Pipeline aufgrund eines Cyberangriffs abgeschaltet wurde.
Youngsville (USA) am 13.05.2021: Gelbes Klebeband markiert leere Pumpen an einer verlassenen Tankstelle. Die Kraftstoffreserven waren erschöpft, nachdem die Colonial Pipeline aufgrund eines Cyberangriffs abgeschaltet wurde.
Foto: Sharkshock - shutterstock.com

Nach dem Hackerangriff auf die größte Benzin-Pipeline in den USA haben Ermittler den Großteil einer Lösegeldzahlung in der Digitalwährung Bitcoin wiedererlangt. Sichergestellt worden seien 63,7 Bitcoin im Wert von derzeit etwa 2,3 Millionen US-Dollar, teilte das US-Justizministerium am Montag mit. Dem FBI sei es gelungen, eine digitale Geldbörse (Wallet) zu identifizieren, die HackerHacker mutmaßlich benutzten, um eine Zahlung des betroffenen Unternehmens einzutreiben, sagte der stellvertretende Direktor der Behörde, Paul Abbate. Alles zu Hacker auf CIO.de

Das Unternehmen Colonial Pipeline hatte Anfang Mai mitgeteilt, Opfer eines Hackerangriffs geworden zu sein. In der Folge wurde der Betrieb der Pipeline, durch die etwa 45 Prozent aller an der US-Ostküste verbrauchten Kraftstoffe laufen, zeitweise komplett eingestellt. In Teilen des Landes kam es zu Benzinengpässen. Besonders schwer betroffen war die Hauptstadt Washington, wo zeitweise 88 Prozent der Tankstellen keinen Treibstoff mehr hatten. "Das war ein Angriff auf eine unserer wichtigsten nationalen Infrastrukturen", erklärte Lisa Monaco vom US-Justizministerium.

Die US-Regierung vermutet hinter der Tat Hacker der Gruppe DarkSide aus Russland. Sowohl US-Behörden als auch IT-Sicherheitsexperten raten Unternehmen dringend davon ab, Lösegeld zu zahlen, um Cyber-Kriminellen keine Anreize für Erpressungen zu bieten. Doch der Pipeline-Betreiber zahlte, wie Unternehmenschef Joseph Blount Ende Mai im "Wall Street Journal" einräumte. Er habe eine Zahlung von 4,4 Millionen Dollar autorisiert. Die umstrittene Entscheidung erklärte Blount damit, dass sich das Unternehmen über das Ausmaß der verursachten Systemschäden unsicher gewesen sei.

DarkSide kaperte Computernetzwerk der Colonial Pipeline

Nach Angaben des US-Justizministeriums hatte Colonial Pipeline das FBI rasch darüber unterrichtet, dass DarkSide in das Computernetzwerk eingedrungen sei und das Unternehmen das geforderte Lösegeld in Höhe von 75 Bitcoin entrichtet habe. Bei sogenannten Ransomware-Attacken werden Daten auf Computern verschlüsselt - und die Angreifer verlangen meist Lösegeld für die Freigabe. Es wurden auch schon früher Fälle bekannt, in denen Unternehmen zahlten. Es ist aber ausgesprochen selten, das Geld zurückzubekommen.

Colonial-Chef Blount lobte die Arbeit der FBI-Ermittler in einer Mitteilung. Er erklärte zudem, der private Sektor müsse Cyberbedrohungen ernst nehmen und investieren, um sich besser dagegen zu verteidigen.

"Ransomware-Angriffe haben im vergangenen Jahr an Umfang und Raffinesse zugenommen und zielen auf unsere wichtige Infrastruktur, Unternehmen aller Art, ganze Städte und sogar Strafverfolgungsbehörden ab", erklärte Monaco vom Justizministerium. "Ransomware und digitale Erpressung sind eine Bedrohung für die nationale und wirtschaftliche Sicherheit der Vereinigten Staaten."

Nur wenige Wochen nach dem Angriff auf die Benzin-Pipeline war der weltgrößte Fleischkonzern JBS von einer massiven Cyberattacke getroffen worden. Große Teile der Produktion in Nordamerika und Australien wurden lahmgelegt. (dpa/rs)

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