Nach russlandkritischer Abstimmung

Cyberangriff auf EU-Parlament

24.11.2022
Die Internetseite des Europaparlaments wurde gehackt, nachdem das Parlament eine Resolution gegen Russland verabschiedet hatte. Ein Europaparlamentarier sieht in dem Angriff einen Warnschuss.
Hinter dem Cyberangriff auf das EU-Parlament wird die pro-russische Hackergruppe Killnet vermutet.
Hinter dem Cyberangriff auf das EU-Parlament wird die pro-russische Hackergruppe Killnet vermutet.
Foto: Kiev.Victor - shutterstock.com

Nachdem das EU-Parlament Russland in einer Resolution als Unterstützer von Terrorismus bezeichnet hat, ist die Internetseite der Institution angegriffen worden. "Unsere IT-Experten setzen sich dagegen zur Wehr und schützen unsere Systeme", schrieb die Präsidentin des Europaparlaments Roberta Metsola am Mittwoch auf Twitter. Eine kremlnahe Hackergruppe habe zu der Attacke bekannt. Zudem wies sie darauf hin, dass das Parlament kurz vorher Russland als staatlichen Unterstützter von Terrorismus bezeichnet habe.

Wegen zahlreicher Zugriffe war die Website des Parlaments am Mittwoch nur eingeschränkt nutzbar, wie der Presseverantwortliche Jaume Duch zuvor mitgeteilt hatte. Die Zugriffe stünden im Zusammenhang mit einem sogenannten DDos-Angriff. Bei DDos-Attacken überrollen Angreifer die Server ihrer Opfer mit einer Flut von Datenanfragen, um diese lahmzulegen.

Im Telegramkanal "We Are Killnet" wurde am frühen Nachmittag ein Screenshot geteilt, der nahelegt, dass die Gruppe für die Attacke verantwortlich sein könnte. Unabhängig bestätigt wurde dies zunächst nicht. Die russische Hackergruppe Killnet ist schon öfter im Zusammenhang mit Angriffen auf westliche Behörden in Verbindung gebracht worden.

Russland soll auf Terrorliste

Mittwochmittag hatte das EU-Parlament die russlandkritische Resolution mit großer Mehrheit verabschiedet, in der auch gefordert wurde, die EU solle eine Terrorliste für Staaten wie Russland schaffen. Konkret heißt es, dass eine Listung eines Landes als ein "dem Terrorismus Vorschub leistender Staat" restriktive Maßnahmen auslösen und Auswirkungen auf die Beziehungen der EU zu Ländern auf dieser Liste haben könnte. Welche konkreten Auswirkungen eine entsprechende Listung für Russland hätte, ist unklar und müsste von den EU-Staaten entschieden werden.

Linke-Ko-Chef Martin Schirdewan sieht die Resolution kritisch, betont aber: "Darauf offensichtlich mit einer großangelegten, kriminellen Cyber-Attacke zu antworten, wirft ein klares Licht auf das Demokratieverständnis der Angreifenden", so der Europaparlamentarier.

Der Grünen-Abgeordnete Rasmus Andresen bezeichnete die Attacke als Warnschuss. "Es ist ein Angriff auf das demokratische Herz Europas." Es werde nicht das letzte Mal gewesen sein, dass man Opfer von solchen Angriffen werde. "Wir sind nicht ausreichend vorbereitet auf solche Attacken", so der Europapolitiker.

Die Fraktion der Liberalen schrieb auf Twitter, der Cyberangriff zeige Russlands Verachtung für die Demokratie. "Putins HackerHacker werden uns nicht zum Schweigen bringen oder unsere Arbeit behindern." (dpa/ms/rs) Alles zu Hacker auf CIO.de

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