Dieter Zetsche

Daimler-Chef: "Wir feuern weiter aus allen Rohren!"

01.04.2015
Vor zwei Jahren präsentierte Daimler-Chef Dieter Zetsche noch wackelige Prognosen auf der Hauptversammlung. Inzwischen strotzt der Konzern wieder vor Selbstbewusstsein. Der Aufsichtsrat setzt weiter auf Zetsche.

"Lassen Sie mich zwei Dinge feststellen." Mit nüchternen Worten beendet Daimler-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff monatelange Spekulationen um die Nachfolge von Konzernchef Dieter Zetsche. Aus heutiger Sicht sei es "die absolute Absicht des Aufsichtsrats", die Bestellung von "Dr. Zetsche zu gegebener Zeit um weitere drei Jahre zu verlängern", kündigte der Chefkontrolleur an.

Mit anderen Worten: Der Aufsichtsrat will noch bis 2019 mit Zetsche weitermachen. Der aktuelle Vertrag des Managers läuft Ende 2016 aus. Über eine Verlängerung kann der Aufsichtsrat frühestens Anfang 2016 entscheiden. Was diesmal anders ist: Das Kontrollgremium steht geschlossen hinter der Entscheidung. "Die Arbeitnehmerbank trägt die Absicht des Aufsichtsrats mit", meldete sich der Gesamtbetriebsratsvorsitzender und stellvertretende Aufsichtsratschef Michael Brecht prompt zu Wort.

Vor zwei Jahren war Zetsches Position noch eine andere: Anfang 2013 verweigerte die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat ihm die uneingeschränkte Vertragsverlängerung. Auf der Hauptversammlung 2013 sprach Zetsche vom "Übergangsjahr", der Hoffnung auf "Rückenwind". Wenige Wochen später schickte eine Gewinnwarnung die Aktie auf Talfahrt.

Heute vermeldet DaimlerDaimler nach zwei Jahren mit scharfem Gegenwind wieder Absatz- und Umsatzrekorde. "Wir feuern weiter aus allen Rohren!" Selbstbewusster als Zetsche bei der diesjährigen Bilanzpressekonferenz kann ein Konzernchef wohl kaum die aktuelle Lage seines Unternehmens beschreiben. Selbst das Verhältnis zum Betriebsrat hat sich unter dem neuen Betriebsratsvorsitzende Michael Brecht merklich entspannt. Auf gemeinsamen Pressekonferenzen mit dem Unternehmen verkündet man inzwischen Zukunftspläne. Top-500-Firmenprofil für Daimler

Zetsche ist mit über neun Jahren an der Konzernspitze nicht nur der dienstälteste deutsche Autoboss, im Daimler-Vorstand sitzt er sogar seit über 16 Jahren. "Der Aufsichtsrat wird sich gut überlegen, ob man den Fahrer wechseln sollte", sagte Branchenkenner Stefan Bratzel im Vorfeld der Hauptversammlung.

Das Duo aus Zetsche und Entwicklungsvorstand Thomas Weber - auch schon seit elf Jahren im Amt - funktioniere gut. Ein Wechsel, so Bratzel, würde auf dem Weg zu den Zielen für 2020 nur Unruhe bringen. Auch für den Aufbau möglicher Nachfolger sei Kontinuität gut, glaubt er. Der neue Daimler-Vorstand Ola Källenius hätte noch einige Jahre, um sich zu bewähren. Nutzfahrzeug-Chef Wolfgang Bernhard könnte das Verhältnis zu den Arbeitnehmern kitten und Vertrauen aufbauen. Beide Vorstände werden als heißeste Nachfolgekandidaten von Zetsche gehandelt, der in Branchenkreisen auch als "Dr. Z" bekannt ist - seit einem selbstironischen Werbespot im Jahr 2006.

Viele Konkurrenten sind in Sachen Generationswechsel schon weiter. Beim großen Rivalen BMW übernimmt im Mai mit Harald Krüger ein Vertreter der U50-Generation das Steuer. Auch die Branchenriesen General Motors und Ford haben mit Mary Barra (53) und Mark Fields (54) vergleichsweise junge Vorstandschefs an der Spitze. Beim Elektropionier Tesla lenkt mit dem 43-Jährigen Elon Musk der Jungspund der Branche die Geschicke.

Angesichts der anstehenden Umbrüche durch vernetzte Autos mit elektrischem Antrieb klingt der Schwenk hin zum jüngerem Führungspersonal nur logisch. Diese Manager scheinen näher dran zu sein an der Generation Smartphone, die sich ein Leben ohne ständige Verbindung zum Internet kaum vorstellen kann und die auch technische Neuerungen schneller in ihren Alltag einziehen lässt.

Aber frisches Blut ist nicht das einzige Erfolgsrezept. So ist Volkswagen-Boss Martin Winterkorn mit seinen 67 zwar satte 18 Jahre älter als BMW-Kronprinz Krüger - trotzdem gehört er zu den Lautesten, wenn es um Wandel durch neue Technologien geht. "Unsere IndustrieIndustrie steht vor Umbrüchen, die man historisch nennen kann", sagte er jüngst. "Es braucht vor allem die Bereitschaft, sich immer wieder selbst zu hinterfragen und neue Wege zu gehen." Damit wolle VW noch in fünfzehn Jahren an der Branchenspitze stehen. Dann allerdings dürften selbst die Langzeit-Bosse Winterkorn und Zetsche nicht mehr im Amt sein. (dpa/rs) Top-Firmen der Branche Automobil

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