Software statt Hardware

Das bringen virtuelle Router

05.10.2022

Tom Nolle ist President der CIMI Corporation, einem in den USA ansässigen Beratungsunternehmen. Seine Projekte haben ihn rund um die Welt geführt und mit nahezu jeder Netzwerktechnologie in Berührung gebracht.

Mit Routing-Software können Unternehmen von den Vorteilen des virtuellen Routings profitieren. Richtig eingesetzt, lässt sich so Geld sparen.
Virtuelle Router eröffnen neue Möglichkeiten der Vernetzung.
Virtuelle Router eröffnen neue Möglichkeiten der Vernetzung.
Foto: Gorodenkoff - shutterstock.com

Virtuelle statt klassischer Hardware-Router? Viele lockt bei diesem Gedanken das erwartete Einsparpotenzial. Schließlich setzen auch die großen Carrier auf eine VirtualisierungVirtualisierung von Router-Funktionen (Network Function Virtualization, NFV), um Kosten zu sparen. Denn letztlich ist ein virtueller Router ja nichts anderes als eine Softwareinstanz der Router-Funktionalität, die in der Regel für den Betrieb auf einem handelsüblichen ServerServer konzipiert ist. Alles zu Server auf CIO.de Alles zu Virtualisierung auf CIO.de

Soweit die Theorie, die Praxis ist dann doch etwas komplexer. So sind etwa kommerzielle Server nicht als groß angelegte Paketvermittlungssysteme konzipiert. Ihre Leistung kann zwar mit speziellenSchnittstellenkarten und Softwaretreibern verbessert werden, doch die möglichen Kostenvorteile lösen sich dann schnell in Luft auf. Für diese Art von Server-Anwendungen ist es wahrscheinlich klüger, eine White-Box-Lösung zu wählen. Die aufeinander abgestimmte Kombination aus Architektur und Chipsatz wird eine höhere Leistung bieten.

Eine weitere Herausforderung ist die virtuelle Router-Software selbst. Zwar gibt es Open-Source-Router-Software, doch diese kann hoheKosten für Support und Integration verursachen. Kommerzielle Software für virtuelle Router kann dagegen preiswerter sein als ein echter Router. Wird die Software vom klassischenRouter-Anbieter bezogen, um die Integration zu erleichtern, dann sind die Kosteneinsparungen möglicherweise geringer als erhofft. Zusätzlich muss für das Hosting eines Servers oder einer Whitebox bezahlt werden.

Was bringt ein virtueller Router?

Die wichtigste Anwendung dürfte für viele Unternehmen die virtuelle Vernetzung sein, insbesondere SD-WAN. Alle virtuellen Netzwerktechnologien bauen ein Overlay-Netzwerk auf, das über eigene On- und Off-Ramp-Elemente verfügt, bei denen es sich eigentlich um Access Router handelt. Viele Anbieter bieten diese Technologie als Appliances an, doch die meisten stellen auch virtuelle Router für das Hosting auf Servern bereit. Das kann im RechenzentrumRechenzentrum sinnvoll sein, wo bereits Server-Racks installiert sind. Die Verwendung virtueller Router bedeutet, dass bei einem Ausfall eines Servers ein anderer Router einfach hochgefahren werden kann, um dessen Platz einzunehmen. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Virtuelle Router sind zudem für viele Cloud-Anwendungen unerlässlich. Zumal Public-Cloud-Anbieter nicht sonderlich begeistert sind, wenn Sie ihre Techniker in die Rechenzentren schicken müssen, um Router zu installieren, weil ein Unternehmenskunde einen benötigt. Hier sind virtuelle Router eine Lösung, wenn virtuelle NetzwerkeNetzwerke und SD-WAN optimal genutzt werden sollen. Bei dieser Art von virtuellem Cloud-Routing ist aber darauf zu achten, dass der virtuelle Router mit dem virtuellen Netzwerk oder der SD-WAN-Technologie des Rechenzentrums kompatibel ist. Alles zu Netzwerke auf CIO.de

Unter Security-Aspekten sollte der Ansatz des gleichen Servers auf das Hosting virtueller Netzgeräte beschränkt werden. Es sollte vermeiden werden, auf einen Server einen virtuellen Router und eine Geschäftsanwendung gemeinsam laufen zu lassen. Dies kann dazu führen, dass Netzwerkelemente gehackt werden können und der Netzwerkstandort offline ist - vom Wartungsaufwand ganz zu schweigen.

Virtuelle Router im RZ

Ein echter Game Changer sind virtuelle Router im Rechenzentrum. Immer mehr Unternehmen setzen auf die Technologie virtueller Rechenzentren (VDC), um eine Rechenzentrumsarchitektur zu schaffen, die in ihrer Flexibilität und Elastizität eher einer Cloud ähnelt. So ermöglicht ein VDC, Anwendungen und Anwendungsgruppen in Bezug auf Ressourcen und Datenverkehr zu segmentieren. Zudem ist es ein wertvolles Instrument, um kritische Daten und Anwendungen zu sichern, und kann Applikationen verfügbarer und performanter machen.

Hier kommen die virtuellen Router ins Spiel. Gehostete Router-Instanzen zu verwenden, bedeutet, dass Router mit Subnetzen verbunden werden können, unabhängig davon, wo sie erstellt und lokal auf den Komponenten gehostet werden. Herkömmliche Router setzen in dem Fall die Neukonfiguration des Netzwerks voraus. Mit VDC und anderen Anwendungen für virtuelle Router können Anwender die Router wie Applikationen behandeln und dabei die gleichen Vorteile in Bezug auf Verfügbarkeit und Flexibilität nutzen, die Virtualisierung und Cloud für andere Software bieten.

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