Supply Chain Management

Das Digital Supply Network ersetzt die Lieferkette

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Im Industrie 4.0-Zeitalter entwickelt sich aus der Lieferkette ein digitales Netzwerk mit Echtzeitdatenflüssen und Performance-Gewinnen. Das prognostiziert Deloitte.
  • Ein Digital Supply Network (DSN) ist ein offenes System mit vielen Querverbindungen
  • Jedes Unternehmen steuert künftig mehrere DSNs
  • 5 Merkmale des digitalen Liefernetzes
  • Zu den Vorzügen zählen größere Transparenz und geringere Transaktionskosten
  • Anwender profitieren von zentralisierten, standardisierten und synchronisierten Daten
  • Ein Netzwerk besteht aus einem Kreislauf, in dem sich drei Schritte ständig wiederholen
  • Ratschläge, wie Anwender den Transformationsprozess einleiten können
Aus der Lieferkette wird ein Liefernetzwerk. Die Grafik illustriert, wie man sich das vorstellen muss.
Aus der Lieferkette wird ein Liefernetzwerk. Die Grafik illustriert, wie man sich das vorstellen muss.
Foto: Deloitte

Die Digitalisierung zwingt, so hört man es ununterbrochen, zu neuem Denken und zu neuen Herangehensweisen. Auch zu manchen Veränderungen im Vokabular, muss man wohl ergänzen. Ein so in Stein gemeißelt erscheinender Begriff wie "Lieferkette" zum Beispiel könnte bald obsolet werden. Die Analysten von Deloitte jedenfalls gehen davon aus, dass sich Lieferketten, wie wir sie bisher kennen, transformieren in digitale Liefernetzwerke. Ein "Digital Supply Network", kurz DSN, ist demnach ein offenes System mit vielen Querverbindungen. Und eben keine lineare und sequenzielle Kette mehr mit der statischen Abfolge der Phasen Design, Plan, Source, Make und Deliver.

Schnellerer Marktzugang

"DSNs integrieren Information aus vielen verschiedenen Quellen und Orten, um den physischen Akt von Produktion und Verteilung voranzutreiben", schreiben die Deloitte-Analysten Adam Mussomeli, Doug Gish und Stephen Laaper in einem gemeinsamen Artikel für das Hausmedium Deloitte University Press. In ihrem Text definiert und beschreibt das Trio, was DSNs ausmacht und von herkömmlichen Lieferketten unterscheidet. Überdies erläutern die Autoren die aus Anwendersicht wichtige Frage, wie man so ein Netzwerk implementiert und aufbaut.

Nach Lektüre der Analyse bleiben die Gedanken indes erst einmal bei der Bewertung der beschriebenen Veränderungen hängen. Diese fällt von Deloitte-Seite erwartungsgemäß positiv aus. Die traditionellen Prioritäten im Supply Chain ManagementSupply Chain Management verändern sich demnach wahrscheinlich nicht. Aber dank digitaler Technologien wird im Industrie 4.0-ZeitalterIndustrie 4.0-Zeitalter ein höheres Performance-Niveau möglich. Darüber hinaus prognostizieren die Analysten, dass durch neuen und schnelleren Zugang zu Märkten und Unterstützung bei der Herstellung smarter Produkte neue Ertragsquellen geschaffen werden. Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de Alles zu Supply Chain auf CIO.de

Überforderung möglich

So viel Optimismus ruft unweigerlich auch Skepsis hervor. Wenn Liefernetzwerk statt Lieferkette beispielsweise auch heißt, dass einzelne, bislang nicht miteinander in Kontakt stehende Akteure - möglicherweise überall in der Welt verstreut - nun permanent miteinander kommunizieren und dies zur Performance-Optimierung auch sollen, erscheint das keineswegs als triviale Angelegenheit. Dass hier enormes Potenzial schlummert, glaubt man gerne. Dass Unternehmen beim Management eines derartigen Netzwerks völlig überfordert sein können, hat man aber auch bildlich vor Augen.

Deloitte betont bei diesem jungen Thema wie erwähnt vor allem Chancen und spricht wenig von solchen Risiken. Immerhin konstatieren die Analysten: "Wandel ist oft hart, aber die Digitalisierung von Information und die Anwendung von fortgeschrittenen innovativen Technologien bieten die Gelegenheit, über die ganze Lieferkette hinweg Business Value zu treiben."

DSN senkt Transaktionskosten und befördert Innovationen

Geldwerter Nutzen stellt sich insbesondere durch eine Senkung der Transaktionskosten und durch InnovationInnovation ein. Voraussetzungen dafür sind ein dynamischer und in Echtzeit stattfindender Datenfluss und sowohl effiziente als auch prädiktive Netzwerke, in denen Querverbindungen zwischen Prozessen und Subprozessen bestehen. Alles zu Innovation auf CIO.de

Bei der klassischen Lieferkette, in der Design, Plan, Source, Make und Deliver schrittweise aufeinander folgen, können laut Deloitte Ineffizienzen in einer Phase zu einer ganzen Kaskade an ähnlichen Ineffizienzen in den Folgephasen führen. In DSNs sollte das nicht mehr der Fall sein, weil die zu Grunde liegenden Daten besser informierte Entscheidungen, größere Transparenz und verbesserte Zusammenarbeit ermöglichen. Allerdings sollten sich die Anwender darauf einstellen, in der Regel jeweils mehr als nur ein DSN steuern zu müssen.

Beispiel Videoüberwachung durch Drohnen

Technologisch geht es um die Nutzung diverser Technologien der digitalen Ära. Konkret und exemplarisch: Videoüberwachung weit entfernter Arbeitsstätten durch Drohnen, was den Einsatz von Site Optimization Analytics und Rapid Issue Detection ermöglicht - also von Analyse-Software zur Optimierung der Arbeitsstätte und von schneller Problementdeckung. Ein anderes Beispiel sind 3D-Drucker, die durch schnelle Herstellung von Ersatzteilen für geringere Ausfallzeiten sorgen.

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