Vanille-Ernte in Madagaskar

Das Geschäft mit einem der teuersten Gewürze der Welt

05.08.2019
Auf Madagaskar als weltgrößtem Vanille-Anbaugebiet hat die Ernte begonnen. Das Angebot ist knapp. Der Weltmarktpreis für die "Königin der Gewürze" explodiert - das verleitet viele Kriminelle, die Ernte selber einzufahren. Viele Bauern ernten daher viel zu früh.
Vanille-Sortierung in Madagaskar.
Vanille-Sortierung in Madagaskar.
Foto: Pierre-Yves Babelon - shutterstock.com

Schlechte Nachricht für Vanille-Liebhaber: die Preise für die wichtige Speiseeis-Zutat zeigen erneut eine leichte Tendenz nach oben. Denn auf der vor Afrikas Ostküste gelegenen Insel Madagaskar deuten erste Anzeichen auf ein knappes Angebot an Rohvanille hin - und damit höhere Erzeugerpreise.

"Wir erwarten eine Ernte mit einer 20 bis 25 Prozent geringeren Menge als im Vorjahr", sagt der Chef von Madagaskars Vanille-Exportverband, Georges Geeraerts, der sich aber noch nicht zur Qualität äußern kann. Denn die steigenden Preise führen immer häufiger zu Diebstählen - und damit auch zu früheren Ernten der in ihrer Existenz bedrohten Bauern.

Der Inselstaat, der nach Schätzungen knapp vier Fünftel des Weltbedarfs abdeckt, bestimmt mit seiner Produktion die Preisentwicklung. Vanille gilt als das beliebteste Gewürz für Süßspeisen aller Art. Es wird aber nicht nur für Produkte wie Eiscreme, Pudding, Kuchen, Kekse, Joghurt, Bonbons verwendet, sondern auch für Duftstoffe, Seifen, Körperlotionen, Shampoos, Badezusätze, Raumdüfte. Vor allem sogenannte Bourbon-Vanille, die nur aus den Anbaugebieten Madagaskar, La Réunion oder auf den Komoren stammen darf, wird selten und damit kostbar.

Hohes Preislevel

Der Vanille-Importeur Berend Hachmann aus Hamburg glaubt allerdings nicht, dass die in diesem Jahr verhältnismäßig kleine Vanille-Ernte auf Madagaskar große Auswirkungen auf die Preise in Deutschland haben wird. "Vielleicht zehn Prozent nach oben oder zehn Prozent nach unten", schätzt er. Denn die Preise seien ohnehin schon hoch. An der Beliebtheit von Vanille habe das aber nichts geändert. "Die Kunden haben sich jetzt an die hohen Preise gewöhnt. Die Nachfrage ist nach wie vor groß", betont er.

Der im Vanille-Geschäft auf Madagaskar stark engagierte niedersächsische Duft- und Aromenhersteller SymriseSymrise ist in der Sava-Region mit fünf Standorten vertreten und beschäftigt rund 200 Mitarbeiter - 150 weitere kommen als Saisonkräfte hinzu. Top-500-Firmenprofil für Symrise

Exklusives Gewürz

Etwa 7.000 Vanille-Bauern in 84 Dörfern arbeiten auf der Insel mit Symrise zusammen. Der Konzern aus Holzminden verarbeitet etwa zehn Prozent der auf Madagaskar angebauten Vanille, deren Preis seit fünf Jahren kontinuierlich steigt und somit schon heute zu den teuersten Gewürzen der Welt gehört - nur Safran erzielte noch höhere Preise. Dennoch ist Symrise vor allem an hochwertiger Qualität interessiert. "Für gute Qualitäten zahlen wir daher einen Aufschlag auf den aktuellen Marktpreis", sagt Symrise-Manager Alban Bonnet vor Ort.

Aktuell bewegen sich die Preise für die noch grünen Schoten leicht über dem Vorjahresniveau - eine Entwicklung, die der Exportverband mit einem weinenden und einem lachenden Auge verfolgt. "Mit geringeren Preisen würden wir möglicherweise weniger Neid erzeugen und vor allem wieder bessere Qualität haben - das würde uns auch eine Ausweitung von Produktion und Nachfrage ermöglichen", räumt Geeraerts ein, der einen Preis von 200 Dollar pro Kilo schwarzer Schoten für wünschenswert hält. Denn befeuert vom Trend zu natürlicher Ernährung lag der Kilopreis für Vanille zuletzt bei rund 600 Euro - und damit weit über dem für ein Kilogramm Silber.

Pflanzer wie Judio Beanona, der in der Sava-Region auch eine Exportfirma betreibt, ist sich jedoch nicht so sicher, dass die Preise für die ursprünglich aus Mittelamerika stammende Orchideenart kurzfristig sinken könnten. "Der diesjährige Preis liegt über dem des Vorjahres", sagt er bereits, und weist zugleich auf eine leichte Qualitäts-Verschlechterung hin. Allerdings relativiert er auch, dass 2018 ein Ausnahmejahr gewesen sei: "Seit mehr als zehn Jahren hatten wir nicht mehr so eine Qualität wie 2018, die war außergewöhnlich." (dpa/rs)

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