Elektronische Signatur

Das Henne-Ei-Problem

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

So sehen das auch andere Unternehmen, die sich beim Gebrauch der elektronischen Signatur mit der Variante "fortgeschritten" bescheiden. Beim Reifen-hersteller Continental starten die Autohändler Status-abfragen auf diesem Wege. Konstruktionszeichnungen der Werften von Blohm und Voss wandern so durch die Welt, und die Mitarbeiterausweise bei BMW oder im Gerling-Konzern sind derzeit auch noch Zertifikate für die "fortgeschrittene" elektronische Unterschrift. Die oben genannten Beispiele, allesamt Kunden des Hamburger TC Trust Center, belegen laut Vorstand Peter Ehlers, wie sehr die "fortgeschrittene" elektronische Signatur prosperiere. Nur die hochoffizielle Lösung, wie sie der Gesetzgeber eingebracht hat, kränkele. "Das nackte Geschäft mit der ,qualifizierten‘ elektronischen Signatur liegt bei uns unter zehn Prozent", verrät Ehlers.

Henne und Ei

Ehlers spricht wie Rissberger von Henne und Ei, wenn es um den Markt für die "qualifizierte" Variante geht: Ohne Angebote keine Anwender - und umgekehrt. Wer nicht gerade mit Finanzämtern oder Gerichten kommuniziert, die die "qualifizierte" Signatur erwarten, kommt auch mit einer "fortgeschrittenen" Signatur aus. "Qualifizierte" Anwendungen, wie sie in Pilotversuchen bei der Deutschen Bank und bei der Hypo-Vereinsbank laufen, werden wahrscheinlich erst dann ausgebrütet, wenn sich der Staat finanziell daran beteiligt. Zugesagt hat Innenminister Otto Schily seine Hilfe im "Bündnis für digitale Signaturen". 100000 neue Unterschriftenkarten will er bis Jahresende in Umlauf bringen. Bislang schätzen Experten ihre Zahl jedoch nur auf rund 20000. Sollte da jemand im letzten Wahlkampf ein ganz großes Enten-Ei gelegt haben?

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