Strategien


Rehau AG

Das Innovation Lab für unbegrenzte Möglichkeiten

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Wenn ein Konzern eine digitale Einheit schafft, sehen die ITler das zunächst mit Skepsis. Zu Recht. Käme eine Krankenhausleitung auf die Idee, eine "medizinische Abteilung" aufzumachen, würden sich alle altgedienten Ärzte ebenso fragen: Was haben wir eigentlich bis jetzt gemacht? So keimte denn auch Skepsis bei den 400 Mitarbeitern des Thomas Wölker, CIO von Rehau: Was machen die zwei Handvoll Mitarbeiter, die für Rehau in München sitzen?

Rehau CIO Wölker nennt sich CIO+

Wölker kam 2016 von ThyssenKrupp. Er nennt sich selbst einen "CIO+", soll heißen: Er verantwortet nicht nur die IT, sondern auch "Integrated Business Solutions", also zum Beispiel die Shared Services in Polen, wo Rehau weitere 60 Leuten beschäftigt. 270 ITler sitzen in Rehau, der Rest verteilt sich über die Werke. Wölker, der an den Finanzchef berichtet, nennt seinen Job ein "spannendes Abenteuer". Formal gibt es zwar keinen CDO, doch der stellvertretende CEO Stefan Girschik sieht sich in dieser Verantwortung.

Seinen Mitarbeitern erklärt er Unlimited X wie folgt: "Ich glaube nicht, dass ein Tanker wie Rehau schnell genug auf Veränderungen reagieren kann. Dafür braucht es Schnellboote." Die Kollegen in München könnten viel agiler agieren. Ihr Ziel sei die Marktbeobachtung. Rehau ist B2B. In Zukunft brauche man aber ein besseres Verständnis des Endkunden. Die Eigenentwicklung könne dies aus dem Alltagsgeschäft heraus gar nicht leisten.

Endkunden-Erkundung kann aber nur mit Big DataBig Data funktionieren, und dafür braucht es erst einmal die alte IT. Selbst die 100-Mann-starke Digitaleinheit von Volkswagen kann in München nicht alleine vor sich hin werkeln, ohne die Daten aus dem Konzern zu bekommen. So auch bei Rehau: Die Daten aus aller Welt integriert und sichert die alte IT. Und noch eine Jobgarantie kann Wölker seinen Mitarbeitern zurufen: "Rehau hat eine Inhouse IT-Strategy". Services werden nur in geringem Maße eingekauft. Alles zu Big Data auf CIO.de

Das Bild zeigt die beiden Projektteams REHAU und viRaTec mit dem Gründer.
Das Bild zeigt die beiden Projektteams REHAU und viRaTec mit dem Gründer.
Foto: REHAU AG

Selbst Startups, die irgendwie ins Rehau-Portfolio passen, versucht der Konzern durch Beteiligung an sich zu binden. Jüngstes Beispiel: Das Wiener Unternehmen "Viratec", das eine Bewässerungssteuerung entwickelt hat. Mühsam besprenkelte Pflanzen im Garten sollen sich in Zukunft selbst mit Wasser versorgen. Viratec kommuniziert aus dem Haus heraus mit solarbetriebenen Sensoren, die im Garten Bodenfeuchtigkeit, Temperatur und Helligkeit messen. Das System kombiniert die Messdaten mit Wetterinformationen und schickt sie dann an die Ventile des Tropfschlauchs. Für Wölker ein wunderbares Beispiel, wie IT ein Kunststoff-Unternehmen bereichert.

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