Strategien


IT-Manager wetten

Das Internet löst sich in Einzelteile auf

11.10.2012
Von Guus Dekkers
Weitere Wetten finden Sie im CIO-Jahrbuch 2013. Die CIO-Redaktion stellt das Buch am 22. November anlässlich der Gala zum CIO des Jahres 2012 vor.
Weitere Wetten finden Sie im CIO-Jahrbuch 2013. Die CIO-Redaktion stellt das Buch am 22. November anlässlich der Gala zum CIO des Jahres 2012 vor.
Foto: cio.de

Aus volkswirtschaftlicher Sicht drängt sich so die Einschätzung auf, dass man leider eher auf unzulängliche, wenn nicht gar ungeeignete Mittel zur Eindämmung derartiger Internet-Kriminalität setzt: Die in diesem Umfeld spärlich verfügbaren Experten, Ressourcen und finanziellen Mittel werden im großen Stil für die Entgegnung individueller Urheberrechtsverletzungen und anderer recht gut einzugrenzender Straftaten im Internet-Raum eingesetzt und mögen ja hier durchaus zu einem effizienten Ergebnis beitragen und obendrein Heerscharen von Anwälten einen erklecklichen Umsatz bescheren. Das aber ist eben sowohl im Einzelnen als auch in Summe bei Weitem zu wenig und nicht effektiv genug, um die Gesellschaft grundsätzlich gegen international verästelte, professionelle Internet-Kriminalität zu schützen.

Die CIO-Gemeinschaft wird damit immer mehr gezwungen, selbst geeignete Maßnahmen zur Abwehr derartiger Vorgehensweisen zu treffen. Wer wünscht sich da nicht insgeheim doch die Abkehr von der weltumspannenden Internet-Cloud und stattdessen das private Glück auf einer kleinen, geschützten Internet-Insel in einer Art lockerem Insel-Commonwealth …

So scheint es, dass sich trotz all unserer gemeinsamen Bemühungen das Internet immer mehr zu einem durchweg anarchistischen Raum transformiert (hat) - Anarchie im Sinne von einem "durch die Abwesenheit von Staat und institutioneller Gewalt bedingten Zustand gesellschaftlicher Unordnung, Gewaltherrschaft und Gesetzlosigkeit" (Deutsche Wikipedia). Und da sich die professionell agierenden Internet-Kriminellen von wirksamen und effektiven Regulierungs- und Überwachungsmaßnahmen weitestgehend verschont sehen und so ihre Straftaten meistenteils unbehelligt betreiben können, wird dieses "Geschäftsgebiet" kontinuierlich lukrativer, und die Ausführenden werden immer dreister und einfallsreicher.

Das Internet als anarchistischer Raum

Letztendlich wird dieser Missstand nach meiner Meinung zu einem Zustand führen, in dem man im Internet nichts und niemandem mehr so wirklich vertrauen kann. Dieser Zustand wird dann nicht nur die professionelle CIO-Gemeinschaft betreffen, sondern natürlich auch jeden von uns in seiner privaten Internet-Nutzung, weil auch die massenhaft betriebene "Kleinkriminalität" den Tätern immer attraktiver und einfacher erscheint.

Also bleibt uns nichts anders übrig, als uns selbst zu schützen, was zur Einführung von immer raffinierteren Filtern, Scannern und Verfahren führt, um die Spreu vom Weizen trennen zu können und so nur mit Partnern zu kommunizieren, von denen wir glauben, ihnen auch wirklich vertrauen zu können. E-Mails werden gefiltert und gegebenenfalls eliminiert, dubiose Websites mittels "black/white listing" ausgeschlossen und die Virenscan-Datenbanken immer umfangreicher - und doch scheinen wir das Wettrennen wegen der schieren Masse der möglichen Kommunikationspartner, der Vielfalt der Kommunikationsmöglichkeiten und der Raffiniertheit des kriminellen Gegenübers - der nur einen Day-0-Exploit braucht, um zu siegen, während wir alles und jeden kennen müssen, um uns wirklich wirksam schützen zu können - erstmals zu verlieren.

Zur Startseite