Strategien


IT-Manager wetten

Das Internet löst sich in Einzelteile auf

11.10.2012
Von Guus Dekkers

Wenn wir aber die immer weiter zunehmende Notwendigkeit und Akzeptanz der Einführung derartiger Verfahren akzeptieren, wird das weitreichende Folgen für das Internet haben. Das World Wide Web, die weltumspannende Internet-Wolke, wird gleichsam realiter in einen Zustand überführt, den man mit der Co-Existenz zahlreicher Internet-Einzelinseln beschreiben kann.

3 Gründe für die Einzelinseln

Wie es zu diesen Einzelinseln kommen wird?

  • Erstens lässt sich aus dem genannten (Un-)Sicherheitstrend sicherlich extrapolieren, dass wir in einiger Zeit wirklich nur noch mit Partnern kommunizieren, bei denen wir meinen, ihnen dank eines der skizzierten Sicherheitsmechanismen trauen zu können. Die Unsicherheiten und Sicherheitsrisiken bei einem "nicht geprüften Partner" werden schlichtweg so hoch, dass sich die CIOs - und ultimativ auch die Privathaushalte - nicht mehr an einen derartigen Kommunikationsaustausch wagen werden. Daraus folgt: kein Vertrauensmerkmal = kein Kommunikationspartner.

  • Zweitens wird es unwahrscheinlich sein, dass es nur ein einziges elektronisches Vertrauensmerkmal geben wird, so wie es zum Beispiel die deutsche Bundesregierung in ihrem Zukunftsprojekt "Sichere Identitäten" vorantreiben möchte. Die Unwahrscheinlich rührt aus markanten Gründen: Zum einen hat sich die Fähigkeit der IT-Industrie, Einigkeit in Fragen verbindlicher weltweiter Standards zu erzielen, in der Vergangenheit als unzureichend herausgestellt. Zum anderen könnte sich ein singuläres Vertrauensmerkmal auf Dauer nicht der Unterwanderungsambitionen erwehren, wie etwa die massiven Versuche, das HTTPS-Protokoll zu knacken, eindeutig belegen. Daraus folgt: Würde ich mich nur einem Verfahren anschließen, wären meine Kommunikationsmöglichkeiten zwangsläufig nur auf die zu diesem Kreis gehörenden Partner beschränkt. Die anderen Partner würden außen vor bleiben.

  • Drittens bauen derartige Verfahren immer darauf auf, dass ich dem "Ur-Inhaber" des Verfahrens tatsächlich vertrauen kann. Auch unter Nichtberücksichtigung eventuell national getriebener Interessen - etwa die anzunehmende Möglichkeit, dass ein Verfahren, das seinen Ursprung in einem bestimmten Land hat, auch durch irgendeine oder mehrere Behörden dieses Landes unterwandert wurde - machen zwei Beobachtungen die Grenzen der Benutzung und Vertraulichkeit solcher Methoden offensichtlich.

Neben das bereits oben angeführte Argument, dass schiere Größe gleichsam automatisch bestimmte kriminelle Kreise motiviert und auf den Plan ruft, tritt folgender Sachverhalt: Ein "Ur-Inhaber" kann bei immer wachsenden Anwendungsumfängen kaum mehr sicherstellen, dass jegliche Benutzer sämtlichen Anforderungen zur Benutzung dieses Verfahrens kontinuierlich entsprechen. Der Prüfungsaufwand wäre schlichtweg zu hoch, und die Teilnehmer wären zu anonym und damit zu unbekannt. Obendrein ist das statistische Risiko, dass ein Teilnehmer dann doch unterwandert wurde oder ganz einfach "falsche Absichten" verfolgt, bei einem zu großen Kreis tatsächlich um ein Vielfaches höher. Daraus folgt: Je größer der Anwendungskreis des Verfahrens, umso unsicherer wird es.

Zur Startseite