Internationaler Einsatz

Das müssen ERP-Systeme können

Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.

Multi-Site-Funktion und Konsolidierung

Die ERP-Software muss zudem alle internationalen Standorte mit landesspezifischen Parametern wie Mengenangaben, Währungen, Kalkulationen oder Preislisten in einer Instanz abdecken und konsolidieren (Multi-Site-Funktion, auch Multi-Company oder Multi-Org). Dabei umfasst sie alle Unternehmensbereiche wie FinanzenFinanzen, Produktion, Ein- und Verkauf sowie Warenbestand. Top-Firmen der Branche Finanzen

Ein Beispiel: Die französische Filiale eines deutschen Unternehmens bestellt ein Produkt, das die Niederlassung in Rumänien produziert. "Eine ERP-Lösung bildet alle Prozesse dieses Intercompany-Geschäfts zwischen den Landesgesellschaften möglichst automatisiert ab", betont Sontow.

Über die Multi-Site-Funktion ist es auch möglich, Kennzahlen wie Kosten, Umsatzentwicklung oder Lagerbestände der Niederlassungen für alle Regionen und die Zentrale quasi per Knopfdruck zu erstellen und zu konsolidieren. So ist es besonders für die Buchhaltung wichtig, dass die Daten für alle Länder in einheitlichen Formaten vorliegen, um sie international vergleichen zu können. Ziel ist ein zentrales Daten-Management, das möglichst wenig Varianten und Differenzierungen in den Landesgesellschaften zulässt. "Damit sorgt ein internationales ERP-System für effizientes Controlling und eine transparente Finanzbuchhaltung", resümiert Sontow.

Skalierbares ERP-System

Eine international ausgerichtete ERP-Lösung sollte Wachstum bei den Nutzern zulassen und an einem einzigen Standort genauso lauffähig sein wie an vielen Standorten. Zudem müsste es möglich sein, Funktionen nach Bedarf Schritt für Schritt einzuführen, wenn das Unternehmen sie benötigt. Besonders in kleinen Standorten im Ausland oder an Zweigstellen mit wenigen betriebswirtschaftlichen Arbeitsplätzen sollte die ERP-Lösung auch über einen Browser bedient werden können.

Implementierungs-Methodik und lokaler Service

Eine entscheidende Frage bei der Auswahl des ERP-Anbieters ist die Vorgehensweise bei der Implementierung der Lösung. Hier sollten Unternehmen folgende Fragen stellen:

• Ist der Anbieter selbst in meinem Zielland mit einer Niederlassung vertreten?

• Arbeitet er in diesen Ländern mit Partnern zusammen, und werden diese Partner zentral koordiniert?

• Sind diese Partner international mit mehreren Niederlassungen aufgestellt?

• Wer koordiniert den Rollout des ERP-Systems, wenn mehrere Länder parallel abgedeckt werden müssen (Anbieter, Partner, Kunde)?

• Wie läuft der Rollout ab (Key User, die Leute ausbilden, oder Partner)?

• Gibt es eine einheitliche Implementierungs-Methodik?

"Der Erfolg eines internationalen ERP-Projekts steht und fällt damit, dass der Partner vor Ort gut mit der Zentrale zusammenarbeitet", erklärt Sontow. Seiner Meinung nach sollten Unternehmen prüfen, ob der ERP-Anbieter in der entsprechenden Region gut vernetzt ist und Allianzen aufgebaut hat. "Wichtig ist native, muttersprachliche Kompetenz vor Ort, die in der Kultur des Landes zu Hause ist, die rechtlichen Bestimmungen kennt und diese im Bedarfsfall auch mit den Behörden einzeln abstimmt. Auch das projektspezifische Prozess-Know-how muss in die Zielregionen transferiert werden."

Zudem sollten der Anbieter und seine Partner eine einheitliche Implementierungs-Methodik nutzen und beim Rollout standardisiert vorgehen. Dies spielt mittel- bis langfristig eine Rolle, da das System weiterlebt. Dazu Gartner-Analyst Hestermann: "Die Methodik inklusive Dokumentation ist für ein Upgrade in späteren Jahren wichtig, wenn etwa ein neuer Partner ins Spiel kommt. Dieser sollte dann mit der identischen Methodik arbeiten, zumal im ERP-System auch die wichtigsten Unternehmensprozesse hinterlegt sind."

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