Bedauern, Wehmut und Unverständnis

Das sagt die Branche zum Cebit-Aus

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.

"Die Cebit war keine Plattform mehr für uns und unsere Fachhändler"

Unvergessen sind die Cebit-Jahre, in denen die Aussteller in der legendären Halle 1 mit riesigen, mehrgeschossigen Ständen um die Aufmerksamkeit der Messebesucher buhlten. Auch Büromaschinenspezialist Brother war ein Aussteller der ersten Stunde und bis 2017 immer vertreten.

Matthias Schach, Direktor Vertrieb, Marketing und Unternehmenskommunikation bei dem japanischen Unternehmen, bedauert das Ende der Cebit als ehemals weltgrößte IT-Messe und deutsche Tradition: "In den letzten Jahren zeigte sich jedoch schon immer deutlicher, dass die Cebit sich schwer tat, sich den veränderten Anforderungen der Aussteller und Besucher anzupassen. Spätestens mit der Neuausrichtung im letzten Jahr wurde uns dann klar, dass die Cebit nicht mehr die Plattform für uns und unsere Fachhändler ist", stellt Schach fest. Ob die geplante Integration einiger Themen in die Industriemesse für Brother eine Option ist, müsse man abwarten und prüfen.

Am Ende waren die Besucherzahlen der Cebit im freien Fall.
Am Ende waren die Besucherzahlen der Cebit im freien Fall.
Foto: Statista

"Die Cebit war eine hervorragende Plattform, um sich mit anderen Anbietern zu messen"

Während viele ehemalige Aussteller die Neuausrichtung zunächst abwartend begegnet sind, war HPE auch beim veränderten Cebit-Konzept aktiv dabei. Umso mehr bedauert HPE Channel-Chef Gerry Steinberger, dass die Messe nicht mehr stattfinden wird: "In den letzten Jahren haben wir zusammen mit unseren Channel-Partnern gemeinsame Themen positioniert, die von unseren Kunden durchweg positiv aufgenommen wurden. Die Cebit war dabei nicht nur eine hervorragende Plattform, um unsere Technologien und Anwendungsfälle zu präsentieren, sondern auch, um uns mit anderen Anbietern aus der Branche zu messen", so Steinberger.

"Die spürbare Lücke wird nicht leicht zu kompensieren sein"

Für Karin Hernik, Channel Director DACH der IT-Division bei Schneider-Electric, geht mit dem Aus der Cebit ein wichtiger Branchen-Treffpunkt verloren: "Mit der Cebit in Hannover hat einst eine wichtige Ära begonnen, über die sich viele Jahre lang die IT-Branche definiert hat.

Sie war nicht nur als wirtschaftliches Aushängeschild für Deutschland und als 'Computerleitmesse' prägend, sondern auch als fixer Treffpunkt für viele persönliche Kontakte mit Partnern aus dem IT-Channel und Fachjournalisten, aber auch Mitbewerbern", meint die Managerin. Sie ist sich sicher, dass gerade dieser wichtige, fast schon familiäre Aspekt eine spürbare Lücke in der Branche hinterlassen wird, die nicht leicht zu kompensieren sein wird.

"Die Foren und Diskussionen waren nur Labervereine"

Bernd Tischler vom IT-Dienstleister TeC.de aus dem westfälischen Verl, geht mit dem neuen Cebit-Konzept hart ins Gericht, das er maßgeblich für das letztendliche Scheitern der Messe verantwortlich macht. Seit 1997 hat Tischler die Cebit jedes Jahr besucht, auch im Juni diesen Jahres. Ihn stört die mangelnde Selbstkritik der Messegesellschaft. "Trotz der Reduzierung von 200.000 auf 120.000 Besucher haben sich die Herren gefeiert. Ich frage mich, wo ist da der Erfolg?".

Beim neuen Konzept seien viele Ansprechpartner nicht mehr da gewesen. "2018 war ein Schuss in den Ofen", konstatiert der Systemhaus-Vertreter. Die angebotenen Foren und Diskussionen seien "Labervereine" ohne konkreten Praxisbezug gewesen. "Für ein qualifiziertes Systemhaus uninteressant, da muss man nicht hin", lautet sein Fazit. "Ich bin betrübt, dass die Tradition endet", gibt er zu Protokoll. Es sei "ein Skandal und eine Schande", dass das passieren konnte.

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