Microsoft Fails

Das schlimmste Windows aller Zeiten

Preston Gralla ist Redakteur bei Computerworld, Blogger bei ITworld und Autor von mehr als 45 Büchern, darunter "NOOK Tablet:The Missing Manual" (O'Reilly 2012) und "How the Internet Works" (Que, 2006).
Die Windows-Familie hat im Laufe der Jahre einige unschöne Zöglinge hervorgebracht. Wir zeigen Ihnen die drei schlimmsten.
Die schlimmste Windows-Version aller Zeiten? Wir haben da drei Kandidaten...
Die schlimmste Windows-Version aller Zeiten? Wir haben da drei Kandidaten...
Foto: Lars Poyansky - shutterstock.com

Mehr als zwanzig Jahre ist es her, dass MicrosoftMicrosoft mit Windows Me eine absolute Stinkbombe in Betriebssystemform abgesondert hat. Instabil, ungeliebt und unbenutzbar wären die drei Eigenschaften, die das Millenium-Windows am treffendsten beschreiben. Angesichts des zwanzigjährigen Jubiläums darf man sich jedoch die Frage stellen: War Windows Me wirklich das schlimmste Windows aller Zeiten? Schließlich gibt es noch einige andere Flops aus Redmond, die mit der Millenium Edition um die goldene Himbeere der Betriebssysteme konkurrieren. Alles zu Microsoft auf CIO.de

Windows-Nutzer der ersten Stunde durften in den vergangenen Jahrzehnten einige Höhen und Tiefen erleben - wir konzentrieren uns in diesem Artikel auf die Abgründe und zeigen Ihnen (in aufsteigender Reihenfolge) die drei schlimmsten Windows-Versionen aller Zeiten.

Windows Me

Im September des Jahres 2000 warf Microsoft eilig Windows Me auf den Markt - obwohl nur sieben Monate zuvor bereits Windows 2000 vorgestellt wurde. Der Grund: Windows 2000 war ursprünglich für Privat- und Geschäftsnutzer gedacht, wurde letztendlich aber eine reine Business-Version auf Windows-NT-Basis. Microsoft wollte aber auch Consumern eine eigene Millenium-Version von Windows bieten.

Das hätte man sich getrost sparen können: Windows Me war eine grausige Ansammlung von Schludrigkeiten und in vielen Fällen sowohl mit Hard- als auch mit Software inkompatibel. Oft kam man nicht einmal über den Installationsprozess hinaus - eigentlich schon ein relativ starkes Signal, von diesem Betriebssystem Abstand zu nehmen. Unvergessen auch die konstanten Weigerungen von Windows-Me-Systemen, herunterzufahren: Ein Vorgang, der viel gemein hatte mit einem Zweijährigen, der lieber einen fortlaufenden Wutanfall durchlebt, als schlafen zu gehen. Und nicht zu vergessen der Internet Explorer - der sich kontinuierlich weigerte, Web-Seiten zu laden.

Wie langsam und vor allem unsicher Windows Millenium Edition war, verdeutlicht auch das Debüt der System-Restore-Funktion. Diese ermöglichte es erstmals, das System mit Hilfe eines Wiederherstellungspunktes bei Problemen zurückzusetzen. War das System allerdings zum Widerherstellungszeitpunkt mit einem Virus infiziert, wurde auch dieser Befall wiederhergestellt.

Es gäbe viele weitere Kleinigkeiten, die den Status von Windows Me als eines der schlimmsten Betriebssystem-Machwerke untermauern. Stattdessen schließen wir dieses Kapitel mit dem "Fun Fact", dass Windows Me auch als Windows Mistake Edition traurige Berühmtheit erlangte.

Windows Vista

Für viele Windows-Nutzer ist Vista wohl das größte OS-Verbrechen aller Zeiten. Fünf Jahre nach Windows XP wurde Vista 2006 auf den Markt gebracht und schon die Entwicklung stand unter keinem guten Stern. Die Arbeiten an Vista begannen bereits fünf Monate vor der Veröffentlichung von XP, eigentlich war Vista nur als kleineres Update von XP für das Jahr 2003 geplant - als Zwischenschritt vor einer neuen, großen Windows-Version mit dem Codenamen "Blackcomb".

Wie das im Entwicklerumfeld eben so ist, wurden viele neue Technologien und Features für "Blackcomb" plötzlich auch für Vista interessant. Die Folge: Das gesamte Projekt stürzte ins Chaos. Der damalige Windows-Chef Jim Allchin gab in einem Interview mit dem Wall Street Journal im Jahr 2005 zu, dass die Entwicklung von Vista "gegen die Wand gefahren ist". Ein Jahr später wurde schließlich auch offensichtlich, wie verheerend dieser Crash wirklich war.

Um alle Features und Unwägbarkeiten von Vista aufzuzählen, müsste man sich einer romanartigen Abhandlung widmen - deswegen konzentrieren wir uns auf einige ausgesuchte Beispiele. User Access Control (UAC) war mit Abstand eines der nervigsten Features von Vista und zwang die Nutzer, bei jeder Änderung an den Einstellungen oder dem Aufrufen eines Programms, ihre Wahl nochmals zu bestätigen. Auch die simpelsten Tasks wurden so zu nervigen, zeitraubenden Ablenkungen. Darüber hinaus war Vista auch berüchtigt für seine Instabilität: Zahllose Peripheriegeräte (darunter auch zahlreiche Drucker namhafter Hersteller) funktionierten schlicht nicht.

All diese Probleme verblassen allerdings beim Blick auf die noch größeren Hardware-Probleme, denn Vista lief auf vielen Rechnern grundsätzlich nicht oder nur sehr schlecht. Dabei handelte es sich allerdings nicht um alte Modelle, sondern erschreckenderweise auch damalige Neugeräte, die teilweise mit vorinstalliertem Vista ausgestattet waren.

Es gab verschiedene Versionen von Vista. Das Release der Consumer-Variante wurde auf den Januar 2007 verschoben, um das Weihnachtsgeschäft mit XP-Rechnern nicht zu gefährden. Um den Kunden einen Anreiz zu geben, trotz der nahenden Vista-Veröffentlichung XP-Maschinen zu kaufen, entschied sich Microsoft dafür, die XP-Rechner mit "Windows Vista Capable"-Stickern zu versehen. Das Problem war dabei nur, dass das nicht der Wahrheit entsprach, was die Microsoft-Verantwortlichen auch wussten, wie in der folgenden Sammelklage bekannt wurde: Zahlreiche E-Mails belegten, dass die Top-Entscheider die Kunden bewusst hinters Licht führten. "Sogar ein Stück Müll wäre qualifiziert um Windows Vista Capable zu sein", war nur die Spitze des internen E-Mail-Eisberges.

Windows 8

Trotz dieses epischen Debakels schaffte es Microsoft, noch einen drauf zu legen. Windows 8 war das bislang größte Debakel für den Redmonder Konzern: Es wurde von Privat- wie Geschäftskunden gleichermaßen abgelehnt und hat Microsofts Geschäftspläne um Jahre zurückgeworfen.

Bei Windows 8 lief so vieles schief - man weiß eigentlich gar nicht, womit man beginnen soll. Der Fakt, dass es sich im Grunde nicht um ein, sondern um zwei verschiedene Betriebssysteme handelte, die richtig schlecht miteinander kombiniert wurden, war dennoch wohl das grundlegendste Problem. Eine Hälfte von Windows 8 war für mobile Geräte gedacht und nicht dafür vorgesehen, Desktop Apps auszuführen. Stattdessen sollten hier ausschließlich Metro Apps (später Universal Windows Apps und Windows Store Apps) zur Anwendung kommen. Dieser Teil des Betriebssystems wurde von Grund auf neugestaltet und auf die Nutzung mit Touchscreens optimiert.

Der andere Teil des Betriebssystems bestand aus der gewohnten Desktop-Oberfläche und konnte wie gewohnt Desktop-Applikationen ausführen. Das war auch der Teil von Windows 8, den so gut wie jeder nutzte, weil Windows Tablets zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Jahr 2012 noch ein Nischendasein fristeten. Dennoch zwang Microsoft allen Nutzern ein für mobile Geräte optimiertes OS auf.

Viele Probleme von Windows 8 hängen mit der Entscheidung Microsofts zusammen, das Betriebssystem als Brechstange zu nutzen, die Zugang zum Mobile-Markt verschafft. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Windows Phone bereits auf dem absteigenden Ast und Microsoft wollte das dringend mit einem Fokus auf den Tablet-Markt ausgleichen. Dieser All-In-Mobile-Ansatz führte auch zum Kauf von Nokias Handy-Sparte für knapp 7,2 Milliarden Dollar - einer der größten Flops in der Geschichte der Redmonder.

Erst mit Satya Nadella als CEO und einem neuen Fokus auf die Cloud schaffte es Microsoft, sich vom Windows-8-Debakel zu erholen. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.

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