Geschäftsmodelle 2010

Das Tempo entscheidet

27.09.2006
Von Hubert Österle

Virtuelle Nachbarn durch neue Zugangskanäle

Neue, elektronisch gestützte Zugänge zu den Kunden wie Portale und maschinelle Kommunikation schaffen vielfach erst die Voraussetzung für Geschäftsbeziehungen über Kontinente hinweg. Die Börse in Tokio wird so zum „virtuellen Nachbarn“ einer kleinen deutschen Regionalbank, weil es kaum noch einen Unterschied in Aufwand und Geschwindigkeit zur Platzierung einer Börsenorder in Frankfurt und Tokio gibt.

Eco-Systeme statt Einzelunternehmen

Das Angebot von Komplettlösungen für ganze Kundenprozesse setzt eine enge Vernetzung zahlreicher Geschäftspartner voraus – Spezialisten für einzelne Produkte und Services sowie Integratoren, die kundenindividuelle Lösungen orchestrieren. Im Finanzverbund der Volks- und Raiffeisenbanken stellen die Kundenberater ihren Kunden maßgeschneiderte Finanzlösungen zusammen. Mit der DZ Bank als genossenschaftlicher „Zentralbank“ im Rücken erbringen die Volks- und Raiffeisenbanken einzelne Bausteine wie Bausparvertrag, Aktienfonds, Wertpapierverwaltung und Zahlungsverkehr nicht mehr selbst. Von der DZ Bank organisierte Spezialisten wie die Bausparkasse Schwäbisch Hall, Fondspezialist Union Investment und die dwp-bank für das Wertpapiergeschäft können diese Services in großen Volumina günstiger und besser erbringen.

Geschäftsprozessplattformen für Netzwerke

Hat ein Unternehmen eine enge, elektronische Kooperation mit einem anderen Unternehmen realisiert, ist es noch lange nicht netzwerkfähig. So muss sich ein Automobilzulieferer wie die ZF Friedrichshafen AGZF Friedrichshafen AG auf den Entwicklungs- und Produktionsprozess eines jeden Automobilherstellers einstellen, also mehrere Kooperationsprozesse beherrschen und IT-Applikationen implementieren und bedienen (ab Seite 26). Geschäftsprozessplattformen beschleunigen die Umsetzung kooperativer Geschäftsmodelle. Sie schaffen mit einheitlichen Geschäftsvereinbarungen, Kooperationsprozessen und Stammdaten die Voraussetzungen für eine flexible Vernetzung. ZF hat zusammen mit anderen Automobilzulieferern die Kooperationsplattform SupplyOn zur so genannten m:n-fähigen Zusammenarbeit in der automobilen Value Chain gebaut. Top-500-Firmenprofil für ZF Friedrichshafen AG

Services für höheren Gesamtwert

Die Vernetzung lässt Eco-Systeme entstehen, in denen jeder Partner einen oder mehrere Services in einer Wertschöpfungskette beisteuert. Das führt künftig zu einer Service-orientierten Wirtschaft auf drei Ebenen:

Geschäftseinheiten: Von Logistik bis Compliance

Unternehmen beziehen bislang selbst erledigte Aufgaben in ihren Prozessen verstärkt als Services von spezialisierten Anbietern. Derartige Services umfassen Logistikdienstleistungen, Lohn- und Gehaltsabrechnung und Bonitätsprüfung. Der Ersatzteilspezialist von VW „VW Originalteile“ nutzt seinen externen Compliance-Service für seine 5000 als Gefahrgüter und -stoffe eingestuften Ersatzteile. Serviceanbieter TechniData bündelt im Bereich der Chemikaliensicherheit das Know-how zu den gesetzlichen Vorschriften in den einzelnen Staaten. Kunden können Änderungen in ihre Systeme übernehmen und so sicherstellen, dass das jeweilige Ersatzteil gemäß Zielland und Transportroute mit den richtigen Dokumenten ausgerüstet und nach gültigen Vorschriften transportiert wird.

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