Siemens-CIO Hanna Hennig

Das Vertrauen in die IT ist gewachsen

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Kultur und agile Führung

Innovationen brauchen nicht nur Technologie und Ressourcen, sondern auch eine fördernde Kultur, betont die CIO. Die Siemens-Unternehmenskultur sei geprägt durch vier strategische Prioritäten, die der Konzernvorstand am 1. Oktober 2020 formuliert hat:

  • Customer Impact: Der Kunde soll in den Mittelpunkt rücken.

  • Empowered People: Gemeint sind sowohl interne Mitarbeiter als auch Kunden und Partner.

  • Technology with Purpose: Technologie muss einen gesellschaftlichen Nutzen, einen Zweck haben.

  • Growth Mindset: Dieses beinhaltet laut Hennig mehrere Facetten, beispielsweise Offenheit für neue Ideen und Produkte, Experimentierfreudigkeit und das Akzeptieren von "Coopetition". Hier gehe es vor allem um neue Partnerschaften. Ein Konkurrent könne gleichzeitig auch Kunde und Partner sein.

Zur Kultur gehört für die CIO auch ein alternatives Verständnis von Führung: "Führungskräfte können die Leistung ihrer Mitarbeiter nicht mehr auf der Basis von physischer Präsenz beurteilen, sie müssen sich an Ergebnissen orientieren." Das sei in der Pandemie besonders deutlich geworden.

Hennig betont die Bedeutung von "agiler Führung". Jede Führungskraft müsse sich heute damit auseinandersetzen. Aus ihrer Sicht stehen dabei die Aspekte Servant Leadership und situatives Führen im Mittelpunkt: "Servant Leadership, also dienende Führung, bedeutet zum Beispiel, dass ein Manager optimale Rahmen­bedingungen für seine Mitarbeiter schafft." Er müsse sich selbst zurücknehmen und statt eigener Erfolge die des Teams in den Vordergrund stellen. Beim situativen Führen gehe es ihr darum, sich stets individuell auf Mitarbeiter und deren Umgebungsbedingungen einzustellen.

Lessons Learned

Die ersten Monate der Covid-19-Pandemie habe Siemens gut bewältigt, blickt die CIO zurück. "Die Krise schweißt Mitarbeiter zusammen." Kommunikation bleibe auch ohne physische Treffen ein entscheidender Faktor. Nach ihrem Einstieg habe sie mit mehreren hundert Kollegen gesprochen, um sich ein Bild zu machen.

Ihre Bilanz nach gut einem Jahr fällt positiv aus. "In den vielen Gesprächen habe ich nur offene Ohren erlebt, beispielsweise bei den Themen Mobile Work und Produktions-IT." Unterm Strich habe die Pandemie auch bei Siemens zu einem "hohen Beschleunigungsfaktor" in Sachen Digitalisierung geführt. Das betreffe sowohl die Produktentwicklung als auch die Mitarbeiter und Kunden selbst, die sich enorm schnell verändert hätten. Hennig: "Die Menschen vertrauen der Technologie mehr als früher."

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