Evolution im Rechenzentrum

Datacenter als der Schlüssel zum Unternehmenserfolg

Bernhard Haluschak war bis Anfang 2019 Redakteur bei der IDG Business Media GmbH. Der Dipl. Ing. FH der Elektrotechnik / Informationsverarbeitung blickt auf langjährige Erfahrungen im Server-, Storage- und Netzwerk-Umfeld und im Bereich neuer Technologien zurück. Vor seiner Fachredakteurslaufbahn arbeitete er in Entwicklungslabors, in der Qualitätssicherung sowie als Laboringenieur in namhaften Unternehmen.
Rechenzentrumsbetreiber müssen sich aktuell neuen Herausforderungen stellen. In einem Interview mit COMPUTERWOCHE verrät Bill Stein, CEO bei Digital Realty, seine Sichtweise auf moderne Data Center von heute.

Rechenzentren sind mittlerweile fast so sicher wie der Goldreservespeicher Fort Knox. Denn die dort "gelagerten" Daten sind nicht minder wertvoll wie das begehrte Edelmetall. Durch die fortschreitende Digitalisierung in Unternehmen wächst der Bedarf an Rechenzentren ständig. Laut Borderstep Institut wird der RechenzentrumsstandortRechenzentrumsstandort Europa bis 2020 um 21 Prozent zunehmen. In Deutschland erwarten die Experten einen moderaten Anstieg von 3,9 Prozent. Was ein Datacenter heute bieten, beziehungsweise leisten muss und welche Bedeutung die Standortwahl hat, haben wir den RZ-Anbieter Digital Realty gefragt. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Bill Stein, CEO Digital Realty, blickt optimistisch in die Zukunft, denn die Nachfrage an Rechenzentrumskapazitäten steigt ungebrochen.
Bill Stein, CEO Digital Realty, blickt optimistisch in die Zukunft, denn die Nachfrage an Rechenzentrumskapazitäten steigt ungebrochen.
Foto: Digital Realty

Digital Realty hat ein neues Rechenzentrum in Frankfurt-Sossenheim eröffnet. Welche Data-Center-Services bieten Sie in diesem RZ an?

Bill Stein:"Wie in all unseren Rechenzentren setzen wir auch in unserem neuen Rechenzentrum in Frankfurt-Sossenheim auf hohe Standards. So bieten wir flexible, skalierbare Lösungen, die sich den Anforderungen und Bedürfnissen unserer Kunden anpassen und ihnen so eine zukunftssichere Wachstumsstrategie ermöglichen - von Teilsuiten bis hin zu ganzen Gebäuden.

Als Colocation-Anbieter gehört es zu unseren Kernservices, flexibel und schnell kleine bis mittlere Rechenzentrumsleistungen bereit zu stellen. Dies bietet Einheitlichkeit bezüglich Design, Betriebsumgebung und Energiekosten mit optionaler, qualifizierter Wartung und Kundensupport vor Ort. Darüber hinaus ermöglicht es unsereSoftware-defined Networking-Lösung - Service Exchange powered by Megaport - über eine einzige Schnittstelle direkte, private Verbindungen herzustellen, zu mehreren Cloud Service Providern, anderen Teilnehmern der Plattform und anderen Rechenzentren im angeschlossenen Netzwerk. Damit fördern wir die hybride Multi-Cloud-Strategie unserer Kunden.

Mit dem Connected Campus bieten wir ihnen außerdem die Nutzung eines dichtes Ökosystems aus Netzwerken, Providern und Partnern sowie die Möglichkeit, Ressourcen in einer hybriden Umgebung dynamisch zuzuweisen, um ihre Platz-, Strom- und Konnektivitätsanforderungen zukunftssicher zu machen. Durch die Nutzung privater Verbindungen für mehrere Clouds wird auch die Anwendungssicherheit gewährleistet. Es ermöglicht Kunden, die Vorteile der räumlichen Nähe zu nutzen, um die Netzwerkleistung zu optimieren und konsistente Funktionen und Services rund um den Globus zu nutzen."

Was unterscheidet ein Digital Realty-Rechenzentrum von einem Data Center Ihrer Mitbewerber?

Bill Stein: "Unsere Kunden schätzen den Wert der hohen Skalierbarkeit und das Angebot an Optionen von einem einzelnen Rack bis zu mehreren Megawatt sowie die Möglichkeiten zum Ausbau ihrer hybriden Multi-Cloud-Architekturen. Zudem stehen unsere Infrastrukturen für extrem hohe Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit.

Das Ökosystem, das wir mit unserem Connected Campus bieten, vernetzt unsere Kunden weltweit. Darüber hinaus verfügt Digital Realty über eine konkurrenzlose finanzielle Stabilität. Dies ist sehr wichtig, um das Kontrahentenrisiko für Unternehmen zu minimieren, die langfristige Mietverträge für unternehmenskritische Anlagen abschließen."

Welche Bedeutung hat der Standort Deutschland beziehungsweise Europa für Sie?

Bill Stein: "Nach den USA gilt unser zweitgrößtes Interesse Europa. Dort betreiben wir insgesamt 31 Rechenzentren in Amsterdam, Dublin, Frankfurt, Genf, London, Manchester und Paris und erwirtschaften den zweitgrößten Umsatz. Insbesondere London, das oft als Tech-Hauptstadt Europas bezeichnet wird, Amsterdam, der am schnellsten wachsende Rechenzentrumsmarkt in Europa, und Frankfurt mit dem größten Internetknotenpunkt der Welt kommen besondere Bedeutung zu.

In Deutschland finden wir darüber hinaus optimale Bedingungen bezüglich der hohen Internetbandbreite, der niedrigen Inflationsrate und des stabilen politischen Systems vor. In Spitzenzeiten mit über 6 Terabyte pro Sekunde gilt Frankfurt als wichtigste Datendrehscheibe in Deutschland. Zudem beherbergt Frankfurt die meisten Rechenzentren in Deutschland. Im November haben wir das erste von insgesamt drei Gebäuden in Frankfurt-Sossenheim eröffnet. Wir sind dort zu einer Gesamtleistung von 27 Megawatt in der Lage."

Wie schätzen Sie den weltweiten Rechenzentrumsmarkt ein?

Bill Stein: "Der weltweite Rechenzentrumsmarkt wächst stetig, denn der Bedarf ist da. Insbesondere in den USA und Europa entwickelt er sich schnell durch viele Expansionen. Interessant ist die Lage in Asien. Viele Unternehmen versuchen derzeit verstärkt diesen Markt zu besetzen. Auch wir betreiben bereits zehn Rechenzentren in dieser Region.

Mit der Partnerschaft mit Mitsubishi Corp., die wir im vergangenen Oktober geschlossen haben, wollen wir unsere Präsenz dort noch weiter verstärken und bis 2022 bis zu zehn Rechenzentren in Japan bauen. Wir überlegen, diese Kooperationsstrategie auch in anderen Ländern und gerade in Asien weiter anzuwenden.

In China ergeben sich für eine Expansion große Herausforderungen was Steuern und Besitzanteile betrifft. Eine Möglichkeit wäre, eine separate Geschäftsmarke zu gründen, die auf dem chinesischen Festland agiert, für uns ist das aber keine Option. Afrika ist ein aufstrebender Markt. Jedoch haben wir bisher nur in entwickelten Märkten expandiert und deshalb birgt der afrikanische Markt ein unvorhersehbares Risiko. Es bleibt spannend, welcher Betreiber die erste Rechenzentrumsanlage in Afrika bauen wird."

Wie beeinflussen Technologien wie Cloud, IoT und Industrie 4.0 das Business eines Rechenzentrums? Welche wichtigen Trends sollte ein Rechenzentrumsbetreiber auf seiner Agenda haben?

Bill Stein: "Technologien und Hypes wie das Internet der Dinge, Industrie 4.0 oder Big DataBig Data haben vor allem eine Gemeinsamkeit - sie erzeugen riesige Datenmengen. Wo es 2016 noch 8,3 Milliarden IoT-Verbindungen gab, werden es 2020 bereits 20,4 Milliarden sein. Anwendungen wie intelligente Autos, Smart Cities, ein vernetztes Gesundheitswesen oder die digitale Versorgung sind dafür verantwortlich. Das erfordert hochskalierbare Server- und Speicherlösungen, wie sie in Cloud-Rechenzentren zu finden sind. Dort werden laut dem Cisco Global Cloud Index 94 Prozent aller Workloads und Server-Instanzen verarbeitet. Dies erfordert den Aus- und Aufbau von mehr Hyperscale-Rechenzentren weltweit. Alles zu Big Data auf CIO.de

Darüber hinaus stehen auf unserer Agenda Technologien wie die Künstliche Intelligenz (KI) beziehungsweise Machine Learning (ML) und Edge Computing. Im Hinblick auf KI und ML sehen wir zwei Wertschöpfungsmöglichkeiten: Einerseits stellen wir als Rechenzentrumsbetreiber sowohl ein Netzwerkfundament als auch die Compute-Infrastruktur. Andererseits können wir selbst davon profitieren, da die KI in Bereichen wieDCIM in den Vordergrund rückt. Die auf das Management von Rechenzentren angewandte KI verspricht kürzere Zeiten zwischen Realisierungen und Aktionen und hilft uns, den Ressourcenbedarf zu prognostizieren, die Effizienz zu steigern, die Agilität zu beschleunigen und die Kosten für uns und unsere Kunden zu senken."

Mensch vs. Roboter - wer wird das Rennen um Arbeitsplätze in Rechenzentren gewinnen?

Bill Stein: "Für mich herrscht da keine Konkurrenz, sondern viel mehr eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Wobei man anmerken muss, dass in Rechenzentren selbst nur wenig Personal benötigt wird. Es gibt auch schon einige kleinere Rechenzentren, die ohne Personal arbeiten. Es ist also technisch machbar, allerdings müssen sich auch die Kunden damit wohlfühlen und im Notfall auf einen Techniker warten, der ein eventuelles Problem behebt.

Statt für Roboter interessieren wir uns eher für die Generation der Millennials, die zunehmend auf den Arbeitsmarkt strömt. Gerade im Vertrieb ist es uns wichtig, jüngere Mitarbeiter einzubinden, da auch auf Kundenseite verstärkt Millennials auftauchen. Um attraktiv für diese Generation zu sein, möchten wir mit der Zeit gehen. Wir bieten neue Unternehmensvorteile wie eine weltweite Krankenversicherung, Haustierversicherungen für Katzen und Hunde oder eine Diebstahlversicherung für den Personalausweis."

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