60-Milliarden-Dollar-Fusion

Dell schließt Übernahme von EMC ab

Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Die größte Fusion in der Geschichte des IT-Markts ist perfekt: Dell hat die Übernahme von EMC offiziell abgeschlossen. Das Unternehmen firmiert künftig als Dell Technologies und beschäftigt rund 140.000 Mitarbeiter weltweit.

Dell Technologies steht für insgesamt rund 74 Milliarden Dollar Jahresumsatz. Das Unternehmen teilt sich in sieben Einheiten auf: Dell ist für das Client Solution Business zuständig, DellEMC für Enterprise-Lösungen. Hinzu kommen die weiterhin eigenständig agierenden Töchter VMware, Pivotal, SecureWorks, RSA und Virtustream. Wie Michael Dell in einem Video und einem offenen Brief an Kunden und Partner ankündigte werden diese Unternehmen ihre "Identität und ihre Ökosysteme" behalten.

Der ausgeschiedene EMC-Chef Joe Tucci übergibt an Michael Dell - auf der EMC World 2016.
Der ausgeschiedene EMC-Chef Joe Tucci übergibt an Michael Dell - auf der EMC World 2016.
Foto: Harald Weiss

"Mit unserer Supply Chain, unserer Größe und unserem Go-to-market fühlen wir uns sowohl auf den neuen als auch den klassischen Gebieten der IT gut positioniert", sagte DellDell zum Start des Gemeinschaftsunternehmens. Der Markt wende sich weltweit neuen Technologien und Cloud-Services zu. Vor diesem Hintergrund werde es zu einer Konsolidierung im Server- und Storage-Geschäft kommen. "Wir wissen, wie wir in dieser Konsolidierungsphase gewinnen", sagte Dell. "Wir haben das bewiesen, und wir werden es wieder beweisen." Alles zu Dell auf CIO.de

Schwierige Finanzierung des Mergers

Angekündigt am 12. Oktober 2015, hat es knapp elf Monate gedauert, bis die Übernahme de jure unter Dach und Fach war. Alle organisatorischen Umbau- und Integrationsarbeiten sollen bis Anfang Februar 2017 erledigt sein. Dell hatte EMC mit Unterstützung der Investment-Firma Silverlake Partners übernommen und dafür Kredite in Höhe von mehr als 40 Milliarden Dollar aufgenommen. Um den Deal stemmen zu können, musste Dell Teile seines Software- und Servicegeschäfts verkaufen. Dadurch kamen mehr als fünf Milliarden Dollar in die Kasse.

Unter anderem übergab Dell seine - mit Perot Systems übernommene - IT-Service-Division für 3,05 Milliarden Dollar an NTT Data. Zudem übernahmen die Investment-Firmen Elliott Management und San Francisco Partners die Dell-Töchter Quest Software und SonicWall für rund 2,4 Milliarden Dollar. Weiteres Geld nahm Dell mit dem Börsengang der Security-Tochter SecureWorks ein.

Die Fusion von Dell und EMC war außerordentlich kompliziert, da Dell nicht nur den Storage-Giganten EMC, sondern auch ein Geflecht von Töchtern und Unternehmensbeteiligen mit unterschiedlichen Besitzverhältnissen übernommen hat. Dazu gehört der Security-Spezialist RSA, die Software-Company Pivotal, der Cloud-Anbieter Virtustream und der Virtualisierungsmarktführer VMware, der weiter eigenständig an der Börse geführt werden soll. VMware hat Michael Dell mittlerweile als Chairman in seinen Verwaltungsrat aufgenommen (siehe auch Interview mit VMware-Chef Pat Gelsinger).

Michael Dell braucht für den Umbau Ruhe und Zeit

Michael Dell hatte sein Unternehmen von der Börse genommen, um unabhängig vom Druck der Aktionäre einen langfristigen Umbau anzustoßen. Das Unternehmen soll neue Technologien wie Internet of Things (IoT), Cloud-Services, Cyber-Security und Predictive Analytics aufgreifen können, ohne sich quartalsweise dem Druck der Anleger ausgesetzt zu sehen. Tatsächlich, so berichtet Dells Deutschland-Chefin Doris Albiez im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE, hätten sich seitdem die Investitionen in Forschung und Entwicklung um den Faktor zehn erhöht. Dell habe vor allem Geld in die Entwicklung energieeffizienter Server und weiterer "kreative Produkte" gesteckt

Solche Anstrengungen scheinen in der Tat nötig: Marktforschern zufolge geht nicht nur der bereits seit ein paar Jahren andauernde branchenweite Sinkflug im PC-Business weiter, auch die Geschäfte mit Server-, Speicher- und Netzwerk-Hardware dürften in den nächsten Jahren leicht rückläufig sein. Wie das "Wall Street Journal" schreibt, werden sich durch den Zusammenschluss der Konzerne aber voraussichtlich vielfältige Cross-Selling-Gelegenheiten ergeben.

In Deutschland bilden Albiez und Eror die Doppelspitze

Albiez wird gemeinsam mit EMC-Deutschland-Chef Dinko Eror die Geschicke des fusionierten Konzerns hierzulande leiten. Die große Chance liege darin, den Kunden - quasi als letzter verbliebener Vollsortimenter - End-to-End-Lösungen anbieten zu können. Kunden, die es bislang mit jeweils einem Account-Manager von Dell und von EMC zu tun hatten, sollen in Zukunft nur noch einen Ansprechpartner haben - eine "Generalisten", wie Eror betont, dem dann viele andere Spezialisten zuarbeiten sollen.

Ein Problem mit etwaigen Übscherneidungen in den Produktportfolien sehen Albiez und Eror nicht. Dort wo Dell Enterprise-Produkte anbietet, sollen diese in das gemeinsame Angebot unter dem dach von DellEMC einfließen. Albiez versichert, dass insbesondere die Storage-produkte von Dell nicht vom Markt verschwinden werden. Ebenso versichern die deutschen Geschäftsführer, dass sich an der Unabhängigkeit von VMware im Markt nichts ändern werde. Darum gehöre VMware zu Dell Technologies und nicht zu DellEMC.

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