Allgemeiner Deutsche Automobil-Club e.V.

Der ADAC muss sparen

11.05.2019
Auf dem Nürburgring geht es am Samstag rund: ADAC-Hauptversammlung mit Wahlen. Clubpräsident Markl schneidet alte Zöpfe ab, Regionalclubs und Zentrale streiten vor Gericht. Und dann ist da noch das Loch in der Kasse. Könnten die Mitglieder mehr beitragen?
Die ADAC-Zentrale in der Münchner Hansastraße.
Die ADAC-Zentrale in der Münchner Hansastraße.
Foto: ADAC e.V.

Der ADAC bekommt am Samstag ein neues Präsidium. Besonders gespannt ist Clubpräsident August Markl darauf, wer zu seinem neuen Stellvertreter gekürt wird - er oder sie könnte schließlich in zwei Jahren seine Nachfolge antreten. Kurz vor der ADAC-Hauptversammlung auf dem Nürburgring hat nun Markls Präsidiumskollege Ulrich Klaus Becker seinen Hut in den Ring geworfen. Der größte der 18 Regionalclubs, der von Markls Vorgänger und Widersacher Peter Meyer geführte ADAC Nordrhein, hüllte sich noch in Schweigen.

"Wir erwarten eine lebhafte, muntere Debatte darüber, wie der ADAC sich weiterentwickelt und verändert", sagte Vereinssprecher Christian Garrels. Meyer hatte das Spitzenamt vor fünf Jahren abgegeben, als die Manipulationen um den Gelbe-Engel-Preis aufflogen. Sein damaliger Stellvertreter Markl übernahm und ist seither am Umbauen.

ADAC = Verein, AG und Versicherung

Gegen den Widerstand des Regionalclubs Nordrhein setzte Markl die Aufspaltung des ADAC in einen Verein, eine Aktiengesellschaft mit dem Versicherungsgeschäft und eine Stiftung mit der Luftrettung durch. Tausende Beschäftigte in der Münchner Zentrale wussten nicht einmal mehr, wie weit sie mit den bisherigen Kollegen in der Kantine noch reden durften. Zum ersten Mal in der Geschichte baute der ADAC Stellen ab. Eine Mitarbeiter-Umfrage im vergangenen Herbst zeigte eine verheerende Stimmung. Und ein einzigartiges Spektakel steht noch bevor: Ein Prozess von fünf ADAC-Regionalclubs gegen den ADAC e.V. vor dem Landgericht München.

Dabei geht es um die Steuern, die der Fiskus neuerdings auf die Pannenhilfe erhebt. Die Zentrale und 13 Regionalclubs wollten die Steuern wie die Mitgliedsbeiträge untereinander aufteilen. Aber die Clubs Nordrhein, Westfalen, Saarland, Nordbaden und Sachsen haben Klage eingereicht. Es müsse geklärt werden, ob der Dachverband Beschlüsse mit Belastungen für die Regionalclubs fassen dürfe, sagte Nordbaden-Geschäftsführer Matthias Schmitting. "Die Steuern sind nur der Aufhänger."

Nähe zu Mitgliedern sei wichtig

Mancher der inzwischen 21 Millionen Mitglieder ist nur wegen der Pannenhilfe eingetreten und fragt sich, ob die föderale Struktur noch zeitgemäß ist. Für die Vereinsspitze steht das außer Frage. Trotz mancher Herausforderung, die Nähe zu den Mitgliedern sei wichtig, heißt es in München. Die Regionalclubs "spiegeln unterschiedliche Interessen wider", sagte Schmitting. "Der eine hat zum Beispiel den Nürburgring in seiner Region, da ist Motorsport tief in der DNA verankert. In Hamburg interessiert Motorsport eher weniger."

Markl wird im Juni 71 Jahre alt, seine Amtszeit endet 2021. "In zwei Jahren ist Schluss, definitiv!" sagte er. Die rund 200 Delegierten der Regioclubs wählen nun einen Stellvertreter und drei weitere Vizepräsidenten, die den Kurs bis 2023 mitprägen.

Markls Stellvertreter Matthias Feltz kandidiert nicht mehr, weil er den Vorsitz des Regioclubs Hessen-Thüringen behalten möchte - beide Führungsämter sind künftig unvereinbar. Nun kandidiert der Schleswig-Holsteiner Becker, seit 2007 schon Vizepräsident für Verkehr, für diesen Posten. Auf der Hauptversammlung könnten auch noch andere die Hand heben.

ADAC reduziert Auflage der Motorwelt drastisch

Diskussionen dürfte es über die traditionsreiche Mitgliederzeitschrift "Motorwelt" geben. Die Mitglieder bekommen sie bislang zehnmal im Jahr kostenlos ins Haus geschickt. Auflage 13,8 Millionen, Kosten 90 Millionen Euro - aber jedes vierte Exemplar wird ungelesen weggeworfen. Ab nächstem Jahr soll die "Motorwelt" nur noch viermal jährlich erscheinen, mit nur noch 5 Millionen Auflage, und in ADAC-Geschäftsstellen und Tankstellen ausgelegt werden. Das spart 40 Millionen Euro.

Und Markl braucht Geld. Er will den ADAC öffnen und modernisieren - aber der Verein schreibt seit drei Jahren rote Zahlen. 78 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr. Die Mitgliedseinnahmen reichen nicht, um Pannenhilfe, Dienstleistungen und Digitalisierung zu bezahlen. Jetzt sind neue Beitragsmodelle im Gespräch, für Menschen ohne Auto, für Basis-, Plus- und Premium-Mitglieder. Und eine Beitragserhöhung.

"In diesem Jahr bleiben die Beiträge auf jeden Fall stabil", sagte Markl der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Auf der Hauptversammlung am Samstag steht eine Beitragserhöhung nicht auf der Tagesordnung. Für den 15. November ist eine außerordentliche Hauptversammlung geplant. (dpa/rs)

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