Diversity-Management

Der Autist im Büro

02.10.2013
Von Jan-Henrik Förster

Er erhielt vor drei Jahren die Diagnose: Asperger-Syndrom. "Im Studium fielen mir Fächer wie Programmieren und Mathematik einfacher als vielen anderen Studenten," sagt er. "Allerdings hatte ich Schwierigkeiten beim Auswendiglernen ohne Kontext." Zwei Studiengänge brach Hoff ab, schlug sich mit verschiedenen IT-Jobs durch - eine typische Biografie für einen Asperger-Autisten, die Mehrheit von ihnen ist arbeitslos. Verschenktes Potenzial, dachte sich Dirk Müller-Remus und gründete 2011 das Berliner Start-Up Auticon.

Der Unternehmer hat selbst einen autistischen Sohn und kam so auf die Geschäftsidee. Das IT-Unternehmen arbeitet ausschließlich mit Autisten zusammen und vermittelt die Mitarbeiter an Unternehmen, sie bleiben bei Auticon angestellt.

Über diesen Weg fand Hoff zu Vodafone. In seinem Berufsalltag hilft ihm ein Jobcoach von Auticon, beispielsweise wenn er sich überlastet fühlt. Autisten würden sich anbieten, schnell ausgenutzt zu werden, sagt Hoff. So erging es einem Auticon-Mitarbeiter. Der kam in einem Call-Center zum Einsatz und wachte einst in der Notaufnahme auf. Der Chef hatte ihm befohlen, solange am Computer sitzen zu bleiben, bis er mit der Arbeit fertig sei. Der Angestellte verbrachte dann 24 Stunden am Rechner - ohne Essen und Trinken.

Vorbereitung und Beratung

Deshalb bereitet das Start-Up die Mitarbeiter auf ihre Einsätze in den Unternehmen vor und berät gleichzeitig die Betriebe, worauf sie im Umgang mit Autisten achten müssen. "Wer Autisten einstellt, muss Strukturen schaffen, sonst kann der Versuch auch nach hinten losgehen," sagt Autismusforscher Cordes. Zum einen ist das die Betreuung. Klare Ansagen seitens der Vorgesetzten sind unter Umständen entscheidend.

Viele Autisten würden eigenen - selbst geschaffenen - Regeln folgen, in einem Unternehmen kann das unter Umständen zu Schaden führen. Neben der Betreuung bräuchten viele Autisten eine bestimmte Umgebung am Arbeitsplatz. "Manche lassen sich nicht gerne beim Arbeiten über die Schulter schauen," sagt Cordes.

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