Cloud Computing


Cloud Monitor 2022

Der Boom im Cloud-Markt hält an

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Deutsche Unternehmen wollen mit Cloud Computing nicht nur Kosten reduzieren, sondern vor allem agiler und innovativer werden. Der Cloud-Markt legt weiter zu.
Der Einsatzgrad von Cloud-Diensten ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Eine Verringerung von CO2-Emissionen spielt für deutsche Unternehmen dabei eine wichtige Rolle.
Der Einsatzgrad von Cloud-Diensten ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Eine Verringerung von CO2-Emissionen spielt für deutsche Unternehmen dabei eine wichtige Rolle.
Foto: Lukiyanova Natalia frenta - shutterstock.com

Im Frühjahr 2022 nutzten bereits 84 Prozent der Unternehmen Cloud-Dienste, weitere 13 Prozent planen oder prüfen einen Einsatz. Zu diesem Ergebnis kommt der Cloud-Monitor 2022, den Bitkom Research im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG AG erstellt hat. Er basiert auf einer repräsentativen Umfrage unter 552 Unternehmen in Deutschland mit mindestens 20 Beschäftigten. Auch nach zwei Jahren Corona-Pandemie sehen die Autoren Wachstumspotenzial im Cloud-Markt, auch wenn die Steigerungsraten zuletzt niedriger ausfielen.

"Besonders deutlich wird die Entwicklung, wenn man die gesamte Historie des Cloud-Monitors betrachtet", kommentiert Marc Ennemann, Head of Alliances & Technology und Partner bei KPMG. "2012 nutzten 37 Prozent der Unternehmen Cloud ComputingCloud Computing. Heute ist es für die meisten Unternehmen nicht mehr wegzudenken." Für sie stelle sich nicht die Frage, ob sie Cloud-Services einsetzen, sondern wie. Zentral sei dabei die Wahl des richtigen Cloud-Modells und die Frage, wie sich das volle Potenzial bereits integrierter Cloud-Lösungen heben lasse. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Cloud First gewinnt an Bedeutung

Vier von zehn Unternehmen setzen der Erhebung zufolge mittlerweile auf eine Cloud-First-Strategie: Sie realisieren neue IT-Projekte bevorzugt, jedoch nicht zwingend in der Cloud, erläutern die Autoren. Vorhandene Systeme migrierten sie je nach Bedarf in die Cloud. Im Vergleich zum Vorjahr sei das ein Anstieg um neun Prozentpunkte. Rund neun Prozent der befragten Unternehmen verfolgen sogar eine Cloud-Only-Strategie für alle Systeme oder Anwendungen. 2021 lag der Wert noch bei fünf Prozent.

Cloud-Ziele: Kosten, Agilität, Innovationen

Die Einschätzung einiger Marktbeobachter, das Kostenargument verliere im Cloud-Markt an Bedeutung, teilen die KPMG-Experten nicht. Ganz im Gegenteil: 78 Prozent der befragten Betriebe nannten Kostensenkung als Ziel ihrer Cloud-Strategie. "Die aktuelle Situation wirtschaftlicher Unsicherheit hält viele Unternehmen dazu an, ihre Fixkostenpositionen zu prüfen," kommentieren die Auguren. "Im IT-Bereich stellen Cloud-Lösungen eine kosteneffiziente und kostenflexible Möglichkeit im Vergleich zu On-Premise-Lösungen dar." Für jedes zweite Unternehmen spiele daneben auch eine Verringerung der CO2-Emissionen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung zugunsten einer Cloud-Lösung.

Jedes dritte Unternehmen erhofft sich darüber hinaus mehr Agilität durch einen Cloud-Einsatz, beispielsweise in Form von Plattformen, die vielfältige Kooperationen mit unterschiedlichen Partnern erlauben. Das Experimentieren mit neuen Anwendungen und Geschäftsmodellen gestalte sich in der Cloud einfacher und flexibler und nehme weniger Zeit und finanzielle Ressourcen in Anspruch, so die Studienautoren. Last, but not least will jede vierte befragte Firma mithilfe von Cloud-Lösungen auch ihre Innovationsfähigkeit verbessern, zum Beispiel durch die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen.

"Führungskräfte des C-Levels wollen, dass die IT agiler, einfacher und kosteneffizienter wird", kommentiert KPMG-Partner Gernot GutjahrGernot Gutjahr. Die Ergebnisse des Cloud-Monitors zeigten, dass immer mehr Unternehmen Cloud Computing nutzten, um diese Ziele zu erreichen: "Die Infrastruktur ist sofort verfügbar und skalierbar. Cloud reduziert unnötige Komplexität und setzt so Kapazitäten frei, die auf InnovationInnovation und Wachstum refokussiert werden können." Profil von Gernot Gutjahr im CIO-Netzwerk Alles zu Innovation auf CIO.de

Cloud-Lösungen: Kunden verlangen Resilienz und Sicherheit

Die wichtigste Anforderung bei der Auswahl neuer Cloud-Lösungen ist laut der Studie Resilienz. 97 Prozent der befragten Unternehmen sehen Leistungsfähigkeit und Stabilität als "Must-haves". Cloud-Lösungen sollen also auch bei Teilausfällen der Infrastruktur Funktionen noch in größerem Umfang bereitstellen können - ein Argument, das aus Sicht der KPMG-Experten für Multi-Cloud-Szenarien spricht.

Ebenso wichtig sind für die Befragten Datensicherheit und DatenschutzDatenschutz. Vertrauen in die Sicherheit und ComplianceCompliance des Cloud-Providers ist für 95 Prozent der Unternehmen eine unabdingbare Voraussetzung. 70 Prozent bestehen zudem auf einem RechenzentrumRechenzentrum im Rechtsgebiet der EU, für 27 Prozent ist dies nur "nice to have". Alles zu Compliance auf CIO.de Alles zu Datenschutz auf CIO.de Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Besonderen Wert legen die Unternehmen auf die Innovationskraft der digitalen Werkzeuge aus der Cloud. Gleiches gilt für die Interoperabilität zwischen Cloud-Providern. Zwei Drittel der Befragten sehen in diesen Eigenschaften ein Must-have, wenn sie Cloud-Lösungen bewerten. Für jede zweite Firma sind zudem Nachhaltigkeitsaspekte wie Klimaneutralität unverzichtbar.

Public Cloud auf dem Vormarsch

Geht es um die verschiedenen Betriebsmodelle, entscheiden sich 67 Prozent der Befragten derzeit für eine Private Cloud. Weitere 14 Prozent planen oder diskutieren dieses Modell. Ebenso oder zusätzlich nutzen 47 Prozent eine Public Cloud. In den kommenden Jahren könnten sich diese Entwicklung allerdings umkehren, erwarten die Studienautoren. 28 Prozent der Unternehmen gaben an, eine Public Cloud in Betracht zu ziehen. Zugleich stieg erstmals der Anteil der Teilnehmer, für die eine Private Cloud kein Thema ist, von 16 auf 19 Prozent. Auf mittlere Sicht könnte sich demnach ein Trend Richtung Public Cloud abzeichnen.

Ein Großteil der Public-Cloud-Lösungen wird der Studie zufolge automatisiert bereitgestellt, teilweise auch über Self-Service-Modelle. Insbesondere größere Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten nutzen automatisierte Dienste in einer Self-Service-Umgebung. Auf diese Weise können vor allem Fachabteilungen ihre Public-Cloud-Ressourcen schnell und flexibel anpassen, ohne auf die begrenzten Personalkapazitäten ihrer IT-Organisation angewiesen zu sein.

IaaS und SaaS dominieren

Mit einem Einsatzgrad von 93 Prozent sind derzeit Cloud-Dienste im Segment Infrastructure as a Service (IaaS) am weitesten verbreitet, gefolgt von Software as a Service (SaaS) mit 91 Prozent. Um das Potenzial der Cloud im Hinblick auf Agilität, StandardisierungStandardisierung, Automatisierung und Innovationskraft vollständig zu heben, empfehlen die KPMG-Berater aber auch die Nutzung von Platform as a Service (PaaS). Derartige Dienste setzen aktuell erst 58 Prozent der Befragten ein. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

"Die meisten unserer Kundinnen und Kunden nehmen an, dass der Mehrwert von Cloud-Migrationen einzig in der Senkung von IT-Kosten liegt", kommentiert KPMG-Partner Ashish Madan die Zahlen. "Tatsächlich sind die Vorteile weitaus umfangreicher und umfassen insbesondere intelligente Datenanalysen, die Orchestrierung der IT-Landschaft, internationale Prozessstandardisierung und die Verkürzung von IT-Entwicklungszyklen durch simple Skalierbarkeit."

Unterm Strich stünden die Zeichen im Cloud-Markt weiter auf Wachstum, ergänzt sein Kollege Marc Ennemann: "Jeder zweite Cloud-Nutzende setzt bei neuen IT-Projekten auf Cloud Computing und greift nur noch in begründeten Ausnahmen auf On-Premise-Lösungen zurück." Die ambitionierten Ziele der Unternehmen bestätigten den Trend: Bis 2025 wollen sie 61 Prozent ihrer Anwendungen Cloud-basiert aufgesetzt haben.

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