DAX, Dow Jones, Genfer Autosalon, ITB

Der Coronavirus und die Folgen für die Wirtschaft

02.03.2020
Wer Atemschutzmasken, Desinfektionsmittel und haltbare Lebensmittel anbietet, hat Konjunktur. Viele andere Unternehmen trifft die Krankheit ausgerechnet in der Flaute.
Schriftliche Coronavirus-Warnung am Berliner Flughafen Schönefeld.
Schriftliche Coronavirus-Warnung am Berliner Flughafen Schönefeld.
Foto: SweetHour - shutterstock.com

Börsenkurse sacken ab, Messen fallen aus, Flüge werden gestrichen: Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus belastet zunehmend die Wirtschaft. Der Genfer Autosalon fällt aus, ebenso die weltgrößte Reisemesse ITB in Berlin. Vergangene Woche stießen Investoren auf breiter Front Aktien ab, die Indizes Dax und Dow Jones gaben mehrere Prozent ab. Mehrere Fluggesellschaften strichen Flüge, vor allem nach Norditalien.

Die British-Airways-Mutter IAG wagt wegen der Ausbreitung des neuen Coronavirus keine Gewinnprognose für 2020. Easyjet legt ein Sparprogramm an und stellt ähnlich wie die LufthansaLufthansa Einstellungen und Beförderungen zurück. Top-500-Firmenprofil für Lufthansa

Deutsche reagieren mit Hamsterkäufen

Zahlreiche Handelsketten sprachen in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur von erhöhten Verkaufszahlen bei Produkten wie Konserven oder Desinfektionsmitteln. Kurzfristig sei es in einigen Läden dadurch auch zu Engpässen gekommen. Der Handelsverband Deutschland betonte, grundsätzlich seien die Lieferstrukturen im HandelHandel effizient und gut vorbereitet, sodass die Versorgung der Bevölkerung gewährleistet ist. Top-Firmen der Branche Handel

"Die exportorientierte deutsche Wirtschaft wird durch die Unterbrechung von internationalen Lieferketten besonders schlimm getroffen", sagte Stefan Schneider, Chefvolkswirt der Deutschen Bank für Deutschland. Die Folgen des Coronavirus könnten in Deutschland zu einer Rezession führen. Das heißt, dass die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Vierteljahreszeiträumen nachlässt.

Virus verschärft die angespannte wirtschaftliche Situation

Das Virus trifft die Wirtschaft ohnehin in der Flaute. Internationale Handelskonflikte und die Abkühlung der Weltwirtschaft bremsen, auch der bisherige Motor hat nachgelassen, der Konsum in Deutschland.

Die Deutsche Bundesbank sieht im Coronavirus kurzfristig ein zusätzliches Risiko. "Nach den derzeitigen Informationen erwarte ich, dass dieses Risiko sich zum Teil auch materialisieren dürfte", sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann in Frankfurt. Wie groß dieser Effekt sein könnte, lasse sich derzeit aber kaum seriös abschätzen. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau forderte nun vor allem die Möglichkeit, die Kurzarbeit rasch und unbürokratisch zu nutzen.

Messe Berlin kann Auflagen nicht umsetzen

Die Messe Berlin gab bekannt, dass die Reisemesse ITB angesichts des neuartigen Corona-Virus abgesagt wird. Nach Angaben der Messegesellschaft hat das zuständige Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf Auflagen stark erhöht. "Unter anderem ordnet die Behörde an: Jeder Messeteilnehmer muss der Messe Berlin belegen, nicht aus den definierten Risikogebieten zu stammen oder Kontakt zu einer Person aus den Risikogebieten gehabt zu haben", teilte die Messe Berlin mit. "Die Auflagen insgesamt sind von der Messe Berlin nicht umsetzbar."

Die fünftägige Internationale Tourismusbörse (ITB) mit rund 10.000 Ausstellern sollte eigentlich am Mittwoch beginnen. Wegen des Virus hatten die Veranstalter schon die Erwartungen heruntergeschraubt und rechneten mit weniger Besuchern als im Vorjahr mit 160.000. Mehrere Aussteller haben abgesagt. Die für Mai geplante ITB China in Shanghai war schon vergangene Woche abgesagt worden.

Hotels, Restaurants und Caterer könnten die Folgen zu spüren bekommen

Sollte es zu Absagen größerer Veranstaltungen kommen, träfe das auch Hotels, Restaurants und Caterer. Der Branchenverband Dehoga bekräftigte am Freitag, dass sich für die Branche bislang nur "eine punktuelle Betroffenheit" feststellen lasse. "Vereinzelt berichten Hotels von Stornierungen chinesischer Reisender", hieß es in einer Stellungnahme.

Die Schweiz verbot Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen. Diesem Verbot fällt auch der Genfer Autosalon zum Opfer, der am Montag beginnen sollte und zu dem 600.000 Besucher erwartet wurden. Zuvor war schon die erst für April geplante Genfer Uhrenmesse abgesagt worden. Für die Autobranche ist die Absage des Autosalons ein weiterer Schlag nach der Verschiebung der eigentlich für April geplanten großen chinesischen Automesse in Peking.

An den Börsen waren am Freitag Aktien vermeintlicher Profiteure der Viruserkrankung gefragt, darunter der Atemschutzmaskenhersteller DrägerwerkDrägerwerk und der Anbieter von Videokonferenz-Software Teamviewer. Unterdessen sinkt der Ölpreis weiter. Gegen Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 51,13 US-Dollar. Das waren 1,05 Dollar weniger als am Vortag. Auf Wochensicht steuert der Markt auf die stärksten Verluste seit 2011 zu. (dpa/rs) Top-500-Firmenprofil für Drägerwerk

Zur Startseite