IT für Olympia 2004

Der ganz moderne Fünfkampf

05.07.2004
Von Nicolas Keller

Von IBM zu Schlumberger Sema

Mit den Athener Spielen tritt Atos Origin erstmals als hauptverantwortlicher Game Operator auf. Bis zu den Spielen in Sydney vor vier Jahren hatte IBM diese Aufgabe noch inne. Doch Ende 1998 hatte Schlumberger Sema im Zuge von Neuverhandlungen mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) den Auftrag bekommen, der noch bis zu den Sommerspielen 2008 in Peking gilt. Der Startschuss für Schlumberger fiel 2002 in Salt Lake City, wo der IT-Dienstleister als Subunternehmer des damaligen Hauptpartners IBM Erfahrungen sammelte. Die Übernahme der IT-Sparte von Schlumberger Sema durch Atos Origin Anfang 2004 bescherte dem französischen Konzern den bis jetzt größten IT-Dienstleistungsvertrag für Sportveranstaltungen.

Atos Origin hat einen Großteil der Fachleute von Schlumberger übernommen, die in Salt Lake City das Netzwerk aufgestellt hatten. Kein Wunder also, dass in Athen eher Bewährtes zum Einsatz kommt. Eine Vielzahl der Rechner von 2002 werde nicht zuletzt aus Kostengründen in Athen wieder genutzt, sagt Seitanides. Und auch beim Betriebssystem ist der Olympia-Ausrüster bei dem geblieben, was vor zwei Jahren im Rennen war: Windows 2000. "Wir haben von Anfang an damit gearbeitet", sagt der IT-Mann, und auf diese Erfahrungen vertraue man nun auch in Athen. Ein Wechsel hätte keinen Sinn gemacht, denn der Aufbau der gesamten IT-Infrastruktur begann schon im November 2002 - also zu einem zu frühen Zeitpunkt für XP. Olympiaden zwingen nicht nur Athleten zu langjährigem Aufbau-Training: Schon jetzt seien die ersten Techniker in Turin im Einsatz, wo in zwei Jahren die nächsten Winterspiele stattfinden werden. In Peking sei ebenfalls bereits ein kleines Team vor Ort, so Seitanides.

Atos Origin ist verantwortlich für die Integration Services, für das operative Management sowie für die gesamte Software-Implementierung. Das beinhaltet auch die Anbindung des Olympischen Dorfes sowie den Aufbau des Media-Center und von zwei Storage-Center mit einer Speicherkapazität von insgesamt 2,5 Terabyte, für die hauptsächlich Sun-Maschinen (Modell 3960 Store Edge) eingesetzt werden. Dazu werden zwei voneinander unabhängige NetzwerkeNetzwerke geknüpft, erklärt Seitanides, ein so genanntes Admin-Network und ein Games-Network. Im Admin-Network werden etwa die Schnittstellen zum Internet integriert sein sowie E-Mail-Dienste angeboten. Das Games-Network wiederum ist ein geschlossenes System; es habe aus Sicherheitsgründen keinen Kontakt zur Außenwelt, erläutert Yan Noblot, Security-Manager von Atos Origin. Alles zu Netzwerke auf CIO.de

Verzicht auf Biometrie aus Kostengründen

Der Ausrüster übernahm aus Salt Lake City also nicht nur einen Großteil der stresserprobten Hardware, sondern auch Software, wie etwa das "Game Management System" (GMS), das neben dem neu errichteten "Info Diffusion System" (IDS) als Admin-Network ebenfalls auf der Application-Ebene angesiedelt ist. Mittels GMS werden Akkreditierung, Eintrittskarten (insgesamt 5,3 Millionen Tickets) und Qualifikation der Athleten sowie Ankünfte, Abfahrten und Unterbringung aller Beteiligten erfasst, kontrolliert und koordiniert. Bei der Ausstattung der ID-Pässe setzen die Verantwortlichen auf Barcodes, wie sie bereits in Salt Lake City auf den Ausweisen standen. Die Entwicklung und der Einsatz von Chipkarten in Kombination mit biometrischen Merkmalen wäre zu teuer gewesen, sagt ein Mitarbeiter.

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