Welche Trends die IT verändern

Der klassische CIO ist tot

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Die vier großen Trends

Doch auf welche Initiativen sollten sich Unternehmen konzentrieren, damit die IT zum Hebel für wirtschaftliches Wachstum wird? Gartner empfiehlt CIOs, sich an vier großen Trends zu orientieren, die sowohl die IT als auch Unternehmen als Ganzes in den kommenden zehn Jahren veränderten:

1. Context-Aware Computing

Laut Gartner geht es beim Context-Aware Computing darum, relevante Informationen aus dem Umfeld eines Endbenutzers (zum Beispiel Aufenthaltsort, Zeit, Aktivität) so zu nutzen, dass mit Hilfe darauf abgestimmter Software die Produktivität des Anwenders erhöht wird oder ein anderer zusätzlicher Nutzen entsteht. Am Ende entständen daraus neue Geschäftschancen, die weit über die bekannten Location-based Services hinausgingen. Für Unternehmen komme es künftig viel stärker darauf an, ihre Kunden zu kennen. Dazu bräuchten Sie unter anderem Informationen zum Aufenthaltsort, zu den sozialen Kontakten und dem Kommunikationsverhalten.

2. Pattern-Based Strategy

Hinter dem kryptisch anmutenden Begriff steht das Bemühen, aus dem Wust an verfügbaren internen und externen Daten Muster zu erkennen, und daraus Strategien zu entwickeln, die das Unternehmen voranbringen. Gartner spricht auch von "Dynamic Analytics", mit deren Hilfe sich beispielsweise Veränderungen oder bestimmte Verhaltensmuster in Social Networks automatisiert erkennen ließen. In diesem Kontext prognostizieren die Analysten einen schnell wachsenden Markt für die benötigte "Pattern seeking Technology", sprich Software, die Muster automatisiert erkennt, modelliert und im Idealfall automatisiert mit vorher definierten Aktionen darauf reagiert.

3. Social Computing

Business gets social! lautet eine weitere Botschaft der Gartner-Analysten. Diese Erkenntnis gewinne vor allem im E-Commerce an Relevanz: Kunden kaufen im Web am liebsten auf Empfehlung von Personen, die sie kennen und schätzen. Unternehmen müssten sich diese Entwicklung zu nutze machen und sich viel stärker in Social Networks engagieren. Andererseits drehe sich Social Computing nicht nur um Twitter oder Facebook, wie Gartners Forschungschef Peter Sondergaard erläuterte. Ein wichtiger Effekt bestehe darin, dass die Grenzen zwischen privater und geschäftlicher IT-Nutzung immer mehr verwischten. So spiele Social Computing beispielsweise auch in unternehmensinternen Collaboration-Systemen eine wachsende Rolle.

4. Cloud Computing

Auch wenn so mancher IT-Manager das "C-Word" nicht mehr hören mag: Cloud Computing eröffne Unternehmen derart große Potenziale, dass kein IT-Manager das Thema ignorieren könne, argumentiert Gartner. Immer mehr CIOs würden die Vorteile des Konzepts erkennen und entsprechende Initiativen anstoßen. Im Jahr 2009 lag das weltweite Marktvolumen für Cloud-Services nach Gartner-Berechnungen noch bei 58,6 Milliarden Dollar. Bis zum Jahr 2014 soll der Wert auf schwindelerregende 148,8 Milliarden Dollar steigen.

Fazit

Erst die Kombination aus den genannten vier Technologien ermögliche Einsatzszenarien, die Unternehmen neue Geschäftschancen eröffnen, resümieren die Gartner-Analysten. Dass ein breiter Einsatz entsprechender Systeme und Methoden nicht ohne Risiken und schon gar nicht kostenlos zu haben ist, leugnen sie nicht. Die eigentliche Kunst bestehe darin, eine Balance zu finden zwischen Kosten, Innovationen, Geschäftsnutzen und Risiken. Sondergaard drückt es so aus: "No risk, no business value." (wh)

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