Virtualisierung

Der lange Marsch in die Enterprise-IT

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Gleichzeitig offenbart die Studie allerdings erhebliche Unterschiede in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße: „In Unternehmen ab 500 Mitarbeiter gehört die Server-Virtualisierung bereits zum IT-Alltag, 71 Prozent haben derzeit virtuelle Maschinen installiert. Bis Ende 2008 werden weitere 16 Prozent dieser Zielgruppe dazu stoßen“, sagt Denis Mrksa, Analyst bei Techconsult und Leiter der Studie. Bei Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern sind es indes nur 21 Prozent, zwischen 100 und 500 Mitarbeitern 35 Prozent, die virtuelle Maschinen einsetzen.

Foto: Techconsult

Aber so klar sich der Trend auch abzeichnen mag – noch sieht die Realität in deutschen Betrieben anders aus. Denn die Daten von IDC zeigen auch, dass sich der gegenwärtige Grad der Virtualisierung noch in sehr überschaubaren Grenzen hält. So waren es im letzten Jahr erst sieben Prozent der Unternehmen, die Teile ihrer IT virtualisiert hatten; In diesem Jahr sollen es nach IDC-Zahlen zwar schon 35 Prozent sein, die im Schnitt 13 Prozent ihrer IT-Anwendungen virtualisieren. Aber daraus ergibt sich ein Wert von nicht einmal fünf Prozent aller Unternehmens-Applikationen, die bis zum Ende dieses Jahres auf virtualisierter Server-Architektur laufen werden.

Denn kein Unternehmen beginnt mit der Einführung der Virtualisierung auf der grünen Wiese, sondern migriert seine Server- und Anwendungslandschaft aus guten Gründen schrittweise. Die hohe Zahl der Unternehmen, die Virtualisierungstechnologien einsetzen oder das planen, täuscht ein wenig darüber hinweg, dass die Anwender meist den Einstieg mit kleineren Projekten beginnen. Oft sind es Web-Server, Testumgebungen oder Systeme im Bereich Forschung und Entwicklung, die im ersten Schritt virtualisiert werden.

Als größte Hemmnisse haben die IDC-Marktforscher den Mangel an Know-how bei Virtualisierungstechnologien, die schwierige Implementation sowie hohe Kosten für die Erstimplementation ausgemacht. „Man darf nicht vergessen, dass Virtualisierungsprojekte in der Regel mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden sind - die errechneten Kostenvorteile stellen sich dann erst im Laufe der Zeit ein“, sagt IDC-Analyst und Mitautor der Studie Thomas Meyer.

Und es gibt weitere Gründe: Mangelnde Aufklärung, ungelöste Security-Fragen sowie die interne Abrechnung von IT-Leistungen, monieren IT-Fachleute, stünden einer schnelleren Einführung entgegen. Nicht zuletzt gebe es vielerorts Ernüchterung gegen die vollmundigen Ankündigungen der Hersteller. „Viele Anwender sind überrascht von den schwerwiegenden Konsequenzen, die eine großflächige Virtualisierung der IT-Infrastruktur mit sich bringt“, formuliert etwa ein Marktkenner.

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