Green IT

Der Markt dreht auf

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Voraussetzungen für derartige Ersparnisse sind allerdings eine zentrale Sicht auf die Problematik und ein ganzheitlicher Ansatz - und daran fehlt es noch in den meisten Unternehmen. Denn in der Regel hat der CIO oder IT-Chef nicht einmal Einblick in die Verbrauchszahlen seiner IT-Infrastruktur. Während er zwar für Planung und Betrieb der Rechenzentren verantwortlich zeichnet, gehen die Stromrechnungen an das Facility-Management. "Data-Center-Management und RZ-Management sind in aller Regel in verschiedenen Händen. Infolgedessen bleibt der RZ-Betrieb oft eine Black Box", sagt Hans-Rüdiger Vogel, Fachmann für Energieeffizienz und Senior Consultant bei Logica.

CIO kennt den Verbrauch der IT nicht

Daran etwas zu ändern bedinge organisatorische Änderungen und sei relativ einfach zu realisieren, weiß Energieexperte Vogel. Weitaus schwieriger gestalte sich indes der Umbau des Rechenzentrums nach Umwelt- und Energieeffizenzgesichtspunkten: Allzu oft gingen die Szenarien der Hardware-Hersteller von der grünen Wiese aus. Aber in jedem RechenzentrumRechenzentrum finden sich gewachsene Infrastrukturen, häufig mit 24/7-Betrieb, die man nicht auf einen Schlag ersetzen kann. Die Chance eines kompletten Neubaus gebe es deshalb nur in den seltensten Fällen. Bei der Modernisierung des vorhandenen Rechenzentrums rät er zu einer Einteilung in "zukunftsfähige" und "nicht zukunftsfähige" Segmente. "Wenn man das RZ so in einzelne Abschnitte unterteilt, erlaubt das eine schrittweise Umrüstung. Man kann dann jedes Segment einzeln auf den neuesten Stand bringen - von Hardware bis Klimatisierung - und trotzdem Legacy-Systeme ohne Einschränkung weiter betreiben", sagt Vogel. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Allzu lange zögern sollten die Unternehmen nach seiner Einschätzung nicht mehr: Zwar würde es sicher noch einige Zeit dauern, bis gesetzliche Normen für die Energieeffizienz von Rechenzentren in Kraft treten, "aber es macht natürlich mehr Sinn, sich frühzeitig zu positionieren, als später unter dem Druck regulatorischer Vorgaben zum Handeln gezwungen zu sein", erläutert Vogel. Auch Rumsauer rät dazu, das Thema nicht aufzuschieben: "Wir sind jetzt gerade in der Phase, wo sich Standards für Benchmarks, Kennziffern und Messgrößen zu etablieren beginnen", sagt der HP-Experte, "und immer häufiger sind Energieeffizienz-Vorgaben Bestandteil von Ausschreibungsbedingungen und werden deshalb zu einem direkten Wettbewerbsargument."

An Green IT geht kein Weg mehr vorbei - aus welcher Motivation auch immer. Ob tatsächlich die Verantwortung für die Umwelt oder doch eher die Energiekosten, die Wettbewerbsposition, die ohnehin fällige Dynamisierung der IT-Infrastrukturen oder das Image des Unternehmens dabei die Hauptrolle spielt, ist eine rein akademische Frage. Der Umwelt und dem Klima kommt die grüne IT auf jeden Fall zugute.

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