Telephone Number Mapping

Der Nummern-Trichter

Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.
Telefon, Handy, Fax, E-Mail: Das Enum-Protokoll fasst alle Adressen unter einer einzigen Domain zusammen. Die Denic testet die Technik gerade mit 45 Teilnehmern. Österreich führt den kommerziellen Betrieb ein.

Die Idee ist alt: Man überreicht dem Geschäftspartner nur noch eine Nummer, und bei Anwahl wird er genau dorthin geleitet, wo man sich gerade befindet – mit dem Medium, das gerade das passende ist. Genau dies ist das Anliegen von „tE lephone NUmber Mapping“, kurz Enum. Das Protokoll nutzt für die Verknüpfung zwischen Internet und Telefon das seit Jahren etablierte Domain Name System (DNS). Das DNS stellt bekanntlich eine Verbindung zwischen den schwer merkbaren IP-Adressen und den Domain-Namen her. Enum definiert analog dazu eine Vorschrift, mit der Telefonnummern auf Domains abgebildet werden. Im Klartext: Enum fügt Telefonnummern in das Domain-System ein (siehe Kasten).

Für die Überführung der Telefonnummern in das DNS-System wurde eine neue Domain mit der kryptischen Endung „e164.arpa" eingeführt. Unter e164.arpa werden Subdomains für jede Ziffer der bisherigen Telefonnummer hinzugefügt. Ist die Enum-Domain erstellt und registriert, muss der Anwender nur noch seine Kontaktdaten wie Mobil- und Festnetznummern, E-Mail-Adressen und Websites in einer Datenbank, dem Enum-Directory, angeben und pflegen. Außerdem kann er im Directory festlegen, wie er zu einem bestimmten Zeitpunkt bevorzugt kontaktiert werden möchte. Seinem Kommunikationspartner gibt er nur die Enum-Domain, die dessen Enum-fähiges Mail- Programm oder Telefonnummer im Enum-Teil des DNS nachschlägt.

Kommerzieller Betrieb bald in Deutschland

In Deutschland befindet sich das Enum-Protokoll noch immer in der Erprobungsphase. Seit Herbst 2002 führt die Vergabestelle für die Top-Level-Domain „de“ (Denic) einen Testbetrieb mit Hardwareproduzenten, Nutzern und Providern durch. Derzeit nehmen 45 Mitglieder der Denic am Testversuch des Enum-Projektes teil. Ende September haben 140 Experten auf dem Enum-Tag über ihre Erfahrungen debattiert (http://www.denic.de). Wann der Testbetrieb in einen kommerziellen Betrieb übergehen soll, kann bei der Denic allerdings noch niemand sagen. Zu rechnen ist für die nächsten Monate damit.

Als erstes Land der Welt nimmt voraussichtlich Österreich den kommerziellen Betrieb von Enum auf. Das Registrierungs- und Validierungssystem für die arpa- Domain soll in diesen Tagen starten. Die Domaingebühren sind mit etwa zehn Euro pro Jahr niedrig, um zunächst Interesse zu wecken. Einen Aufschwung wird Enum jedoch wohl erst mit der Verbreitung von Voice over IP erleben.

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