Angebliche Anrufe von SAP

Der tägliche Telefonterror bei CIOs

11.10.2011
Von Helmut Schlegel

"Aber i hätt ja au was andersch ..."

Die Vorzimmerdame ist mal kurz weg. Das Vorzimmertelefon klingelt, und leichtfertig holt sich der CIO das Gespräch auf seinen Apparat. Ein Herr "z" meldet sich in bestem schwäbischen Dialekt und erklärt freundlich, dass er etwas zu verkaufen habe. Der CIO erklärt, dass er daran kein Interesse habe, weil man für die Lösung der Aufgabenstellung schon das Richtige im Einsatz habe, mit dem man außerdem äußerst zufrieden sei. Darauf kommt vollkommen unbeeindruckt in freundlichsten Schwäbisch: "Aber i hätt ja au was andersch zu verkaufe!" Geduldig erklärt der CIO dem weiterhin freundlich bleibenden Anrufer, dass man dafür kein Interesse habe, weil man ja in großen Unternehmen Budgetplanungen habe, über ein Projektportfolio entschieden sei und mittels Prioritätensetzung im Unternehmen schon über die Verwendung der Budgets entschieden sei, die Finanzmittel und personellen Ressourcen diesen Projekten zur Verfügung zu stellen.

Die Gesprächstaktik des Anrufers passt sich sofort der Argumentation an. Wenn sich der CIO aber nicht dafür interessieren würde, dann sei er nicht auf dem aktuellsten Stand der Technik. Alle seine Kollegen in der Branche und vor allem die größten Wettbewerber hätten sich schon dafür entschieden. Der CIO und das Unternehmen würden damit ins Hintertreffen geraten und so weiter. Leicht genervt legt der CIO den Hörer auf : "Auf Nicht-mehr-Wiedersehen!"

Obwohl die Sekretärin inzwischen die Direktive erhalten hat, niemanden außer Gott und den Vorstand durchzustellen, klingelt das Telefon erneut. Angesäuert hebt der CIO ab und wird von seiner Ehefrau informiert, dass der Handwerker trotz Zusage noch immer nicht gekommen sei, sie ja jetzt den Termin im Fitnessstudio mit ihrer Damenclique habe und nicht wisse, was sie tun soll. Die Antwort des CIOs soll an dieser Stelle nicht wörtlich zitiert werden, das Ergebnis jedoch schon: ein mit Wucht auf der Gegenseite aufgeworfe-ner Hörer beendet das Gespräch und wird am Feierabend eine jetzt noch nicht absehbare Nebenwirkung haben.

Das Telefon klingelt abermals. Inzwischen, ziemlich gereizt hebt der CIO den Hörer ab und beginnt das Gespräch mit dem Beckenbauerschen "Ja, was ist denn jetzt schon wieder los?" Darauf meldet sich eine überrascht klingende Stimme und verkündet: "Ich habe doch in letzter Zeit gar nichts von Ihnen gewollt!" Der CIO wird leicht blass und antwortet dem Vorstand: "Entschuldigen Sie, Herr Dr. "v", ich habe heute leider nicht meinen besten Tag, und außerdem ...

Nach dem Gespräch erhebt sich der CIO vom Schreibtisch, schaut sehnsuchtsvoll in das Grün der Bäume vor dem Gebäude und träumt von einem Leben als Trapper in Kanadas Wäldern - als das Telefon erneut klingelt ...

Schlegel - CIO ohne Schreibhemmung

Helmut Schlegel ist CIO im Klinikum Nürnberg. Der Diplom-Informatiker zeichnet sich dadurch aus, dass er auch trockene Themen launig erklären kann. 2010 erschien in der CIO-Edition sein Buch "Steuerung der IT im Klinikmanagement".

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