Deutsche Bank CEO zufrieden mit Radikalumbau

Deutsche Bank steuert hart an der Null durch die Krise

28.10.2020
Mitten in der Pandemie treibt die Deutsche Bank ihren Konzernumbau voran - und nimmt in der Übergangsphase auch rote Zahlen in Kauf.
Die Deutsche Bank muss weiter schrumpfen, um zu überleben.
Die Deutsche Bank muss weiter schrumpfen, um zu überleben.
Foto: r.classen - shutterstock.com

Die Hoffnung auf einen Vorsteuergewinn im laufenden Jahr hat Konzernchef Christian Sewing nicht aufgegeben. Anfang Oktober zeigte sich der Manager in einem TV-Interview zufrieden mit der Entwicklung im Handelsgeschäft im dritten Quartal, auch wenn der Schwung etwas nachgelassen habe. Die Bank werde bei der Vorlage ihres Zwischenberichts eine gute Entwicklung zeigen, vor allem in der Investmentbank.

Im ersten Halbjahr hatte die Corona-Krise auch bei Kreditinstituten zu Gewinneinbrüchen und teilweise zu roten Zahlen geführt. Davon blieb auch die größte börsennotierte Deutsche BankDeutsche Bank nicht verschont. In den Monaten April bis Ende Juni erwirtschaftete sie vor Steuern zwar einen Gewinn von 158 Millionen Euro nach einem Verlust von 946 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Auf die Aktionäre entfiel unter dem Strich jedoch ein Minus von 77 Millionen Euro, nachdem der teure Radikalumbau dem Institut ein Jahr zuvor einen Verlust von 3,3 Milliarden Euro eingebrockt hatte. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Bank

Auf Schrumpfkurs bis der Gewinn kommt

So konnte die Bank ihre Erträge im zweiten Quartal zwar um ein Prozent auf knapp 6,3 Milliarden Euro steigern. Allerdings legte das Institut für drohende Kreditausfälle 761 Millionen Euro als Risikovorsorge zurück, fast fünfmal so viel wie ein Jahr zuvor. Unterdessen machte das Geldhaus Fortschritte bei seinem Umbau, der die Betriebskosten deutlich senken soll. So gingen die bereinigten Kosten ohne die Belastungen durch den Konzernumbau im zweiten Jahresviertel um acht Prozent auf 4,9 Milliarden Euro zurück.

Nach mehreren Verlustjahren in Folge hat sich das Institut aus einigen Geschäftsfeldern zurückgezogen und das Investmentbanking verkleinert. Zudem soll bis Ende 2022 die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern um etwa 18.000 auf weltweit 74.000 verringert werden. Zum Ende des ersten Halbjahres 2020 lag die Zahl der Vollzeitstellen bei 86.824.

Deutschen Bank schließt jede fünfte Filiale

Zudem hatte das Geldhaus kürzlich angekündigt, sein Filialnetz in Deutschland deutlich zu verkleinern. Im Laufe des kommenden Jahres soll die Zahl der Standorte auf 400 sinken. Damit schließt die Deutsche Bank jede fünfte Filiale in ihrem Heimatmarkt.

Ebenfalls auf der Streichliste steht Insidern zufolge die IT-Tochter Postbank Systems. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge gibt es dazu fortgeschrittene Gespräche mit dem indischen Softwareanbieter Tata. Dieser habe Interesse an einer Übernahme des Unternehmens mit 1.400 Mitarbeitern, die größtenteils in Bonn sitzen. Postbank Systems erbringt bisher IT-Dienstleistungen für die Deutsche-Bank-Tochter Postbank. Derzeit führt die Deutsche Bank die Computersysteme von Mutterkonzern und Tochter zusammen.

Unterdessen hält Sewing angesichts der diskutierten Übernahmewelle in der Branche eine Fusion oder den Zukauf eines anderen Geldhauses bald für denkbar. Derzeit konzentriere sich das größte deutsche Kreditinstitut aber noch auf seinen Umbau, sagte er Anfang Oktober dem Sender Bloomberg TV. Dieser solle bis zum Jahreswechsel aber größtenteils abgeschlossen sein.

Damit rechnet das Unternehmen

Der Vorstand hat die Hoffnung auf einen Vorsteuergewinn in diesem Jahr trotz der Corona-Krise bisher nicht aufgegeben. Nachdem die Bank im ersten Halbjahr vor Steuern schwarze Zahlen geschrieben habe, lasse er sich nicht von dem Ziel abbringen, dies auch im Gesamtjahr zu erreichen, hatte Sewing Anfang September gesagt.

Mit dem Umbau, den er 2019 angeschoben hat, will er die Bank nach mehreren Verlustjahren wieder zum Erfolg führen. So soll das Institut 2022 eine Eigenkapitalrendite von acht Prozent erreichen.

Das sagen Analysten

Von der Bank selbst bis vergangenen Mittwoch (21.10.) befragte Analysten rechnen für das zweite Quartal im Schnitt mit einem Gewinn von knapp 180 Millionen Euro vor Steuern. Auch unter dem Strich könnte das Institut demnach knapp in den schwarzen Zahlen landen - allerdings nur vor dem Abzug von Zinszahlungen an die Inhaber bestimmter Nachranganleihen. Allerdings liegen die Schätzungen der Experten teilweise sehr weit auseinander.

Auch für das Gesamtjahr trauen Analysten der Bank vor Steuern wieder schwarze Zahlen zu. Aus 116 Millionen Euro Plus vor Steuern dürfte ihrer Erwartung zufolge unter dem Strich allerdings fast eine Milliarde Euro Verlust werden, wenn Steuern, die Anteile von Minderheitsanteile und die Verzinsung der Nachranganleihen, die vom Aufseher als Eigenkapital angerechnet werden, abgezogen sind.

So lief die Aktie zuletzt

Während die Corona-Krise die Aktienkurse mancher BankenBanken in diesem Jahr schwer in Mitleidenschaft gezogen hat, hielten sich die lange gebeutelten Anteilsscheine der Deutschen Bank aus heutiger Sicht ziemlich gut. Zuletzt wurde das Papier zu etwas mehr als acht Euro gehandelt und war damit rund 20 Prozent teurer als noch zum Jahreswechsel. Unter den Aktien des Eurozonen-Branchenindex Stoxx 600 Banks hat das Papier damit die stärkste Entwicklung hingelegt. Top-Firmen der Branche Banken

Zwischendurch vollzog der Kurs allerdings eine Achterbahnfahrt. So legte er von Jahresbeginn bis Mitte Februar zunächst bis auf 10,37 Euro zu. Dann sackte er im Zuge des Corona-Crashs an den Finanzmärkten bis Mitte März auf 4,449 Euro abwärts und erreichte damit ein Rekordtief. Anschließend erholte sich der Kurs zeitweise bis auf rund 9,20 Euro, bevor er Ende September vorübergehend wieder unter die Marke von 7 Euro fiel.

Obwohl sich die Deutsche-Bank-Aktie im Vergleich zu den Anteilsscheinen anderer Institute in diesem Jahr vergleichsweise gut gehalten hat, wird der Dax-Konzern an der Börse deutlich billiger gehandelt als andere Größen der Branche in Europa.

Insgesamt wird die Deutsche Bank derzeit mit knapp 17 Milliarden Euro bewertet und damit deutlich niedriger als etwa die spanische Rivalin Santander. Diese hat in diesem Jahr zwar mehr als die Hälfte ihres Werts eingebüßt, kommt aber immer noch auf rund 29 Milliarden Euro. Und die Schweizer Großbank UBS ist mit umgerechnet rund 40 Milliarden Euro an der Börse sogar mehr als doppelt so viel wert wie die größte deutsche Bank.

An der französischen Großbank Societe Generale sind die Frankfurter in diesem Jahr hingegen deutlich vorbeigezogen. Die Aktie des Pariser Instituts hat in diesem Jahr fast 60 Prozent eingebüßt und kam zuletzt nur noch auf eine Marktkapitalisierung von rund 11 Milliarden Euro. (dpa/rs)

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