Kurzarbeit funktioniert

Deutsche Wirtschaft kommt mit blauem Auge durch zweiten Lockdown

02.02.2021
Die durch Kurzarbeit gebaute Brücke am Arbeitsmarkt hält. Der befürchtete Konjunktureinbruch bleibt im zweiten Corona-Lockdown bislang aus. Die Aussichten haben sich allerdings eingetrübt.
Die Volkswirtschaft Deutschland kommt verhältnismäßig gut durch die Corona-Krise.
Die Volkswirtschaft Deutschland kommt verhältnismäßig gut durch die Corona-Krise.
Foto: Tsibii Lesia - shutterstock.com

Die deutsche Wirtschaft wächst leicht, der Arbeitsmarkt zeigt sich robust: Europas größte Volkswirtschaft ist bislang mit einem blauen Auge durch den zweiten Corona-Lockdown gekommen. Die Beschränkungen des öffentlichen Lebens bremsten zwar die Konjunkturerholung zum Jahresende 2020, der zunächst befürchtete Einbruch blieb aber aus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes im vierten Quartal minimal um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Am Arbeitsmarkt hielt die durch Kurzarbeit gebaute Brücke.

Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Januar saisonüblich um 193.000 auf 2,901 Millionen. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit vom Freitag um 0,4 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent. Der Anstieg fiel damit sogar noch etwas geringer aus als im Vorjahr. Von Dezember 2019 auf Januar 2020 war die Zahl der Arbeitslosen um 198.000 gestiegen.

Von den 193.000 neuen Arbeitslosen fallen allerdings 60.000 in die Kategorie Langzeitarbeitslose. Im Februar wird nach Einschätzung des Vorstandschefs der Bundesagentur, Detlef Scheele, erstmals seit fünf Jahren wieder die Marke von einer Million Langzeitarbeitslosen übersprungen.

In der Januar-Statistik sind erstmals die Auswirkungen des im Dezember verhängten, coronabedingten harten Lockdowns berücksichtigt. Dafür wurde Datenmaterial bis zum 13. Januar erfasst.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosigkeit deutlich. Im Januar 2021 waren 475.000 Menschen mehr arbeitslos als noch im Januar 2020. Diese Zahl sei komplett auf die Corona-Krise zurückzuführen.

Probleme bei Menschen mit Minijob

Besonders kritisch sei die Situation bei den Minijobs, die nicht sozialversicherungspflichtig sind und somit auch nicht durch Kurzarbeit abgefedert werden können. Allein im November seien 100.000 Minijobs im Gastgewerbe verloren gegangen. "Insgesamt haben wir eine halbe Million weniger Minijobs als vor einem Jahr", sagte Scheele.

Die jüngsten validen Zahlen zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit stammen aus dem November. In diesem Monat hat die Bundesagentur für 2,26 Millionen Menschen Kurzarbeitergeld bezahlt, 200.000 mehr als im Oktober. "Man kann vermuten, dass im November Hotels und Gaststätten und Sporteinrichtungen den Schwerpunkt ausgemacht haben", sagte Scheele. "Im Dezember haben wahrscheinliche Einzelhandel und die Dienstleistungsbranche und die Friseure an Bedeutung gewonnen." Der Höhepunkt war im April 2020 mit knapp sechs Millionen Menschen in Kurzarbeit.

Besonders betroffen von den Beschränkungen des öffentlichen Lebens zur Bekämpfung der Corona-Pandemie war nach Angaben der Wiesbadener Statistiker im vierten Quartal 2020 der private Konsum. Ab Mitte Dezember mussten auch große Teile des Einzelhandels schließen. Die Warenexporte und die Bauinvestitionen stützten die Konjunktur hingegen. Im Vergleich zum vierten Quartal 2019 schrumpfte die Wirtschaftsleistung preisbereinigt um 2,9 Prozent.

Für das Gesamtjahr 2020 bestätigte die Behörde einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 5,0 Prozent. Einen stärkeren Einbruch hatte es nur während der globalen Finanzkrise 2009 gegeben, als die Wirtschaftsleistung um 5,7 Prozent sank.

Ökonomen sehen Erholung in 2021

Zwar sagen etliche Ökonomen Europas größter Volkswirtschaft nach der tiefen Rezession 2020 in diesem Jahr eine Erholung voraus. Die Wirtschaft dürfte angesichts der zunächst bis Mitte Februar verlängerten Beschränkungen aber weniger stark wachsen als erhofft. Die Bundesregierung schraubte ihre Konjunkturprognose zuletzt deutlich herunter und rechnet nun in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum um 3,0 Prozent. In seiner Ende Oktober vorgelegten Herbstprognose hatte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) noch einen Anstieg um 4,4 Prozent erwartet.

Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im Zeitraum Januar bis März 2021 schrumpft. "Auch wenn die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal dem Lockdown getrotzt hat, rechnen wir für das erste Quartal weiter mit einem Minus", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe, verspricht das laufende Jahr zwar Besserung, "doch zunächst bleibt es schwierig". (dpa/rs)

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