Bitkom-Prognose für 2016

Deutscher ITK-Markt durchbricht 160-Milliarden-Euro-Marke

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Etwas zuversichtlicher können auch die CE-Anbieter dem weiteren Jahresverlauf entgegen sehen. Zwei sportliche Großereignisse, die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich sowie die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro sollen den Umsatz mit Unterhaltungselektronik 2016 um 0,2 Prozent wachsen lassen. Im Vorjahr waren die Einnahmen dieser Branche hierzulande noch um 5,3 Prozent geschrumpft.

Deutschland weltweit viertgrößter ITK-Markt

Insgesamt zeigten sich die Verbandsverantwortlichen angesichts dieser Zahlen zufrieden. Bitkom-Präsident Thorsten Dirks sprach von einem erfreulichen Wachstum. Deutschland reiht sich mit seinem ITK-Marktvolumen und einem weltweiten Anteil von 4,4 Prozent global auf Platz vier ein, hinter den USA (28,1 Prozent), China (11,9 Prozent) und Japan (6,4 Prozent). Insgesamt sollen die globalen ITK-Umsätze 2016 um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 2881 Milliarden Euro zulegen, berichtet der Bitkom unter Berufung auf Marktzahlen von EITO und IDC. Treiber sind einmal mehr China (plus 4,6 Prozent) und die Vereinigten Staaten (plus 3,5 Prozent). Die Europäische Union insgesamt schwächelt dagegen mit einem mageren Plus von 0,1 Prozent.

Trotz der positiven Marktentwicklung sehen die Bitkom-Verantwortlichen durchaus Bedarf für Verbesserungen im hiesigen ITK-Sektor. Angesichts der rund 43.000 offenen und nur schwer zu besetzenden Stellen für IT-Experten mahnte Dirks entschiedenere Maßnahmen zur Modernisierung des Bildungssystems an. "Wir müssen in der Schule die Grundlage für die künftige Aus- und Weiterbildung schaffen", so der Bitkom-Präsident.

Der Verband fordert die Einführung eines Pflichtfachs Informatik sowie von der ersten Grundschulklasse an Englisch-Unterricht. Englisch sei die Weltsprache der digitalen Wirtschaft. "Nach der Grundschule sollten alle Kinder flüssig Englisch sprechen können", formuliert Dirks die Erwartungshaltung des Bitkom.

Digitalbranche ist ein Jobmotor

Insgesamt entwickelt sich der deutsche ITK-Jobmarkt jedoch positiv. 62 Prozent der Unternehmen wollen 2016 weitere Mitarbeiter einstellen, nur acht Prozent rechnen mit einem Stellenabbau. Insgesamt würden Ende des Jahres 1,022 Millionen Menschen im hiesigen ITK-Sektor arbeiten, so die Prognose des Verbands, ein Plus von 20.000 Stellen gegenüber 2015.

Insgesamt habe der Sektor in den vergangenen fünf Jahren rund 135.000 neue Jobs geschaffen, sagte Dirks und bezeichnete die Digitalbranche als wichtigen Jobmotor für Deutschland. "Mit 1,022 Millionen Beschäftigten festigt die Bitkom-Branche ihre Position als zweitgrößter industrieller Arbeitgeber, nur knapp hinter dem Maschinenbau, aber deutlich vor anderen Leitbranchen wie der Automobilindustrie oder der chemischen Industrie."

Damit dies so bleibt, kündigte der Präsident an, das Thema Bildung ganz oben auf diesjährige Agenda des Bitkom zu setzen. Auch der wieder im Herbst stattfindende IT-Gipfel soll sich vornehmlich mit der Ausbildung von IT-Experten beschäftigen. Dirks sieht etliche Baustellen in diesem Umfeld. Von gut 35.000 Studienanfängern im Bereich Informatik aus dem Jahr 2014 seien lediglich knapp 8000 Frauen. Ferner sprach Dirks von einer Verlustrate von zwei Dritteln. Am Ende stünden dem Arbeitsmarkt lediglich 12.000 Abgänger zur Verfügung. Der Rest breche das Studium ab oder entscheide sich für eine andere berufliche Zukunft.

Fremdenfeindliche Atmosphäre schreckt ausländische Fachkräfte ab

In einer fremdenfeindlichen und gewaltätigen Atmosphäre werden es Unternehmen sehr schwer haben, die international gefragten Spezialisten zu gewinnen", warnt Bitkom-Präsident Thorsten Dirks.
In einer fremdenfeindlichen und gewaltätigen Atmosphäre werden es Unternehmen sehr schwer haben, die international gefragten Spezialisten zu gewinnen", warnt Bitkom-Präsident Thorsten Dirks.
Foto: Bitkom

Um die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern, benötigt die deutsche Wirtschaft nach Ansicht des Bitkom kurz- und mittelfristig weiter Zuwanderung von IT-Experten. "Ohne die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften, ohne ausländische Studierende, ohne den internationalen Austausch können wir die digitale Transformation nicht erfolgreich gestalten", mahnte Dirks. Angesichts einer wachsenden rechtspopulistischen und fremdenfeindlichen Stimmung warnte der Bitkom-Präsident aber auch vor den Folgen für die international ausgerichtete IT- und Telekommunikationsbranche. "In einer fremdenfeindlichen und gewalttätigen Atmosphäre werden es Unternehmen sehr schwer haben, die international gefragten Spezialisten zu gewinnen."

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