13. eGovernment-Award
Die besten Behördenprojekte
Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Die 13. Auflage des eGovernment-Wettbewerbs, der unter Schirmherrschaft des Bundesinnenministers Thomas de Maizière von der Unternehmensberatung BearingPoint gemeinsam mit Cisco und SAPSAP veranstaltet wurde, fand mit der heutigen Preisverleihung auf dem Zukunftskongress "Staat & Verwaltung" seinen alljährlichen Höhepunkt. In sechs Kategorien hatten sich zuvor so viele Projektteams wie noch nie einer fachkundigen Jury gestellt - darunter auch der CIO-Schwester-Redaktion Computerwoche als Medienpartner. Alles zu SAP auf CIO.de
Geodaten im mobilen Zugriff
Den Preis in der Kategorie "innovativstes eGovernment-Projekt 2014" nahm das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg entgegen. Mit seinem Projekt "Geodatendienste - der Missing Link zu flächendeckendem eGovernment" überzeugte es durch die gekonnte Verknüpfung von eGovernment und Geoinformationssystemen. So haben die meisten Städte und Kommunen umfangreiche Geoinformationen in ihrem Besitz, nutzen diese aber kaum einmal direkt und automatisiert für Themen wie Baugebietserschließungen oder anderweitige Flächennutzungsvorhaben. Mit dem Projekt zeigt das Landesamt nun auf, wie sich ein vereinfachter (mobiler) Zugang zu Geoinformationen für Themen wie Solarpotenzialkarten, Lärmkarten oder Biotopen nutzen lässt.
Bürger am Smartphone - die 115 App
Den "besten Beitrag zur Umsetzung der Nationalen eGovernment-Strategie (NEGS)" lieferte das Innenministerium Rheinland-Pfalz mit der "115-App". Die die Behördenrufnummer ergänzende mobile Anwendung befindet sich derzeit noch in der Planungsphase und wird wohl nicht vor Ende des kommenden Jahres an den Start gehen. Das vorgestellte Vorhaben, Bürgern bundesweit zeit- und ortsunabhängige Services und Informationen zur Verfügung zu stellen, überzeugte die Jury aber bereits in diesem frühen Stadium, die NEGS-Vorgaben von allen eingereichten Projekten am besten umsetzen zu können. Jury-Mitglied Franz-Reinhard Habbel, Direktor für politische Grundsatzfragen des Deutschen Städte- und Gemeindebunds ist sich sicher: "Die 115-App wird der Nutzung des einheitlichen Behördenrufes weiter Schwung verleihen."
Internationaler "Verkehrsfunk" live
Informationen über Baustellen und Verkehrsbehinderungen in Echtzeit liefert der Gewinner der Kategorie "Bestes Kooperationsprojekt". Das Tiefbauamt der Stadt Karlsruhe stellt zwei Web-Anwendungen zur Verfügung, die Autofahrer über die Verkehrslage im Badischen informieren. Die Besonderheit des Projekts ist seine Größe: So sind derzeit 25 Dienststellen und Behörden aus verschiedenen Bundesländern und sogar aus dem französischen Grenzgebiet mit involviert - allein die Tatsache, dass eine Kooperation in diesem Umfang so gut funktioniert, ist schon fast preiswürdig.
Mehr Transparenz für Patienten und Ärzte
Wie sich eHealth-Projekte auch anders als mit den üblichen "Pleiten, Pech und Pannen" (siehe "Gesundheitskarte" oder "elektronische Patientenakte") umsetzen lassen, machen unsere österreichischen Nachbarn vor. Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger räumte mit dem "ELGA-Portal" mit großem Vorsprung den Award für das "beste eHealth-Projekt" ab. ELGA steht für "elektronische Gesundheitsakte" und ist ein Informationssystem, das unter anderem Ärzten und Krankenhäusern den Zugang zu Gesundheitsdaten ermöglicht. Auch die Patienten selbst profitieren von einer transparenteren Aufschlüsselung ihrer gespeicherten Daten - im gesamteuropäischen Kontext eine absolute InnovationInnovation. Jury-Mitglied Norbert Hosten, Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft, ist begeistert: "ELGA holt die Patienten gleichberechtigt in die eHealth-Welt - ein ganz wichtiger Fortschritt!" Alles zu Innovation auf CIO.de
Studenten lernen draußen
Im Bereich "eEducation" sicherte sich die Universität Hohenheim den eGovernment-Award mit ihrem Projekt "Hohenheimer Lernorte". Ziel des Ganzen ist, digitale Informationen wie Lerninhalte, Lernorganisation, Umfragen oder Tests mit realen Orten zu verknüpfen. Dafür markierte das Projektteam im Umfeld der Universität bereits zahlreiche Orte, an denen die Studenten auch außerhalb der Hörsääle Lernstoff vermittelt bekommen können. Gekoppelt ist das Ganze mit einer eigens entwickelten mobilen App, die den Weg zu den Orten weist. So lernen Biologiestudenten direkt am Baum, Marketiers direkt vor einem Ladenlokal oder Argarstudenten zum Thema Saatgut direkt auf einem Feld - Studium in einer neuen Dimension sozusagen. Geplant ist, dass die Studierenden künftig auch selbst weitere Lernorte anlegen können.
Zentrale Steuerverwaltung
Neben den fünf von der Jury vergebenen Preisen stand noch der Publikumspreis auf dem Plan, der unter allen über 70 eingereichten Projekten in einem Online-Voting von rund 4000 Bürgern vergeben wurde. Gewinner ist die Firma Dataport, die als IT-Dienstleister für die sechs Bundesländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein ein übergreifendes Steuerverwaltungssystem etabliert hat. Das "Data Center Steuern - DCS" in Rostock verarbeitet die Daten von rund 28.500 Steuerarbeitsplätzen aus 141 Finanzämtern an zentraler Stelle. Jury-Mitglied Tino Schuppan, Wissenschaftlicher Direktor am Institute for eGovernment für Potsdam kommentierte die Publikumswahl folgendermaßen: "Dataport hat mit seinem Ansatz Data Center Steuern bewiesen, dass man mit Effizienzzielen durchaus breitere Aufmerksamkeit im eGovernment gewinnen kann. Die Logik (bundes-)länderübergreifend zusammenzuarbeiten und Kapazitäten zu bündeln, ist vernünftig, aber politisch nicht immer leicht durchsetzbar. Dass es trotzdem in der Praxis funktionieren kann, hat Dataport eindrucksvoll bewiesen."