80.000 Kollegen mit privater mobiler IT

Die BYOD-Strategie von IBM

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Für das Management der mobilen Geräte nutzt IBM eine eigene Plattform: den Tivoli Endpoint Manager. Diese Lösung ermöglicht insbesondere die Fern-Säuberung von gestohlenen oder verlorenen Geräten. Systematisch gelöscht werden so auch die Geräte von Mitarbeitern, die IBM verlassen. Wer sein eigenes Gerät dienstlich verwenden will, muss sich vorab mit dieser Prozedur einverstanden erklären.

HTML5 eine Option

Zukünftig könnte es einen alternativen Ansatz für diesen Fall geben. Denkbar wäre der Einsatz von sicheren Containern, über die von den Mitarbeitern genutzte Anwendungen bereitgestellt werden. Im Falle des Falles müsste dann nur der Container gereinigt werden, nicht das ganze Gerät. Noch sei diese Lösung aber nicht im Einsatz, berichtet Horan. Die IT-Chefin freut sich ferner darauf, dass bald mobile Hypervisoren auf breiter Front verfügbar sein könnten, die den Betrieb getrennter Betriebssysteme für private und berufliche Zwecke auf einem Gerät ermöglichen.

Noch ungelöst ist die Frage, ob separate native Applikationen für jedes mobile Betriebssystem entwickelt und betrieben werden sollen oder ob sich Browser-basierte Anwendungen empfehlen, die einmal geschrieben und dann plattformübergreifend eingesetzt werden können. HTML5 macht das zumindest möglich. „HTML5 ist definitiv eine Richtung, in die wir denken“, sagt Horan. Sie selbst verspüre nämlich wenig Lust, sich um jedes einzelne Gerät im Unternehmen kümmern zu müssen. „Ich weiß aber nicht, ob meine User das akzeptabel finden werden.“

Mit der Übernahme von Worklight, Spezialist für mobile Anwendungen, hat IBM kürzlich eine Lücke im Portfolio geschlossen, was sich bei den aktuellen BYOD-Anstrengungen als höchst hilfreich herausstellt. Jenseits der technologischen Aspekte bedauert Horan, für jedes der 170 Länder, in denen das Unternehmen präsent ist, einen individuellen Carrier-Vertrag abschließen zu müssen. Langfristig verfolgt IBM laut Horan durchaus die Strategie, das Handy zum einzigen Telefon der Mitarbeiter zu machen und so die Ausgaben für eigene Bürotelefone einzusparen. Noch gebe es aber nicht an allen Standorten die notwendigen Funknetze.

Trotz derartiger Probleme: Schon aufgrund des prominenten Namens und der schieren Größe des Projektes verdiene IBMs BYOD-Programm größte Aufmerksamkeit, urteilt Dion Hinchcliffe vom Beratungshaus Dachis Group. Das gelte insbesondere für die Wege, die IBM bei Management und Strategie beschreite.

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