Strategien


Interview mit Bahn-CIO Kurz

Die Digitalisierungsstrategie der Deutschen Bahn

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Könnten Sie die Daten auch an die Hersteller verkaufen?

Eberhard Kurz: Genau, das sind dann die neuen Geschäftsmodelle. Wir denken darüber nach, aber momentan ist es noch zu früh.

Deutsche Bahn: Mobile Serviceteams helfen

Was wollen Sie noch vorhersagen?

Eberhard Kurz: Ein weiteres Beispiel aus der Instandhaltung sind die Lokomotiven: Bevor eine Lok ausfällt, fährt sie in die Werkstatt, oder wir schicken mobile Teams zur Instandhaltung raus. Heute können schon mit einem LKW die Drehgestelle der Güterwagen vor Ort im Hamburger Hafen ausgetauscht werden.

Projekt "Zukunft Bahn"

Drittes Beispiel sind Aufzüge und Rolltreppen. Wir wollen bis Ende 2016 kaum noch Ausfälle haben. Unser Ziel ist, dass bei 20 Reisen in der Reisekette nur noch maximal einmal etwas nicht funktioniert. Also 95 Prozent in der Verfügbarkeit. Wenn es bei 20 Ereignissen einmal nicht funktioniert, dann hat der Kunde subjektiv das Gefühl, es funktioniert eigentlich fast immer. Dazu rüsten wir im Rahmen von "Zukunft Bahn" unsere Fahrtreppen und Aufzüge mit Sensoren aus, die sich per Mobilfunk in der Zentrale melden.

Was hält die Zukunft der Bahn noch bereit?

Das "Live-Ticket" kommt

Eberhard Kurz: Wir sind dabei, unser Vertriebssystem aus Fahrgastsicht radikal zu erneuern. Wenn Sie mit dem Zug ­fahren, müssen Sie ein Ticket dabeihaben. In wenigen Jahren soll es so sein: Der Fahrgast betritt den Zug. Vorher hat er alle wichtigen Informationen bekommen. Dann checken Sie sich mit einem Barcode an ihrem Sitzplatz ein. Der Zugbegleiter weiß so, dass Sie im Fahrzeug sind. Wenn sich Veränderungen in der End-to-End-Reisekette ergeben, wenn man den Anschlusszug verpasst, oder der Zug verspätet ist, bekommen ­Sie automatisch eine entsprechende Nachricht auf Ihr Smartphone.

Wie heißt dieses Angebot?

Eberhard Kurz: Wir nennen das "Live-Ticket". Wir wollen damit auch Call-a-Bike und Carsharing anbieten. Das erfordert aber eine grundsätzliche Änderung der Vertriebssystemlandschaft. Die Dinge, die es jetzt schon gibt, drehen sich um den DB Navigator. Der wird laufend erweitert. Sie können jetzt damit Sitzplätze reservieren. Wir werden Ende des Jahres auch die aktuelle Wagenreihung anzeigen. Daran arbeiten wir gerade.

Das DB Zugportal bringt Internet und On-Board-Entertainment zum Kunden.
Das DB Zugportal bringt Internet und On-Board-Entertainment zum Kunden.
Foto: Db

Wie ist Big Data bei der Bahn organisiert?

Eberhard Kurz: Wir haben aktuell zwischen 70 und 80 verschiedene Projekte. Wir führen diese in einem virtuellen Big-Data-Kompetenzcenter über alle Geschäftsfelder zusammen. Dort treffen sich über eine Plattform immer 30 bis 40 Kollegen zum Austausch. Bei DB Systel bauen wir vom Hadoop-Cluster bis zur Visualisierung Technologien auf, so dass man sofort mit den Daten arbeiten kann: den Bahnhofsdaten, Pünktlichkeitsdaten und Fahrplandaten.

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