Retail IT


Die Führungskraft wird zum Coach

Die Digitalstrategie von s.Oliver



Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Wie die Fashion-Branche auf aktuelle Digitalisierungstrends und steigende Kundenanforderungen reagiert, erklären die LEP-Alumni Sönke Frenzel und Marius Strassberger von s.Oliver im CIO-Doppelinterview.

Sönke FrenzelSönke Frenzel ist als Director Global IT der s.Oliver Groups.Oliver Group tätig, Marius StrassbergerMarius Strassberger arbeitet innerhalb dieser Abteilung als Manager GRC & International Processes. Beide sind Absolventen des "Leadership Excellence Program" (LEP) von CIO Magazin, WHU - Otto Beisheim School of Management und DXC Technology. CIO hat mit ihnen über die Digital- und Führungsstrategie des Modeunternehmens gesprochen. Top-500-Firmenprofil für s.Oliver Bernd Freier GmbH & Co. KG Profil von Marius Strassberger im CIO-Netzwerk Profil von Sönke Frenzel im CIO-Netzwerk

Wie bewältigt s. Oliver als Vertreter einer "klassischen" Industrie den Übergang in das digitale Zeitalter?

Sönke Frenzel: Die Fashion-Branche ist meiner Einschätzung nach etwas später in die DigitalisierungDigitalisierung gestartet als andere Industrien, hat jetzt aber deutlich Fahrt aufgenommen. Die s.Oliver Group hatte und hat sehr viele gute Ideen für die weitere Digitalisierung bestehender Prozesse, ihre Bewertung und die systemische Umsetzung haben sich in der Vergangenheit jedoch häufig als schwierig erwiesen. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Deshalb haben wir den Fokus zunächst gezielt auf Strukturen gesetzt, um die richtigen Rahmenbedingungen auf dem Entwicklungspfad hin zu einer "IT 2.0" zu schaffen. Gemeinsam mit dem Fachbereich wurden sogenannte Digital Roadmaps erarbeitet und Innovations-Teams gegründet. Hier arbeiten die Kollegen nun interdisziplinär an den einzelnen Themen bzw. Produkten, nicht mehr wie zuvor in starren Strukturen und Funktionsbereichen.

Sönke Frenzel ist Director Global IT der s.Oliver Group.
Sönke Frenzel ist Director Global IT der s.Oliver Group.
Foto: s. Oliver / Jens Müller

Marius Strassberger: Darüber hinaus haben wir mit dem Retailtech Hub der Innovationsplattform "Plug and Play" eine strategische Partnerschaft geschlossen, die die Zusammenarbeit mit Startups forciert und so auch die Innovationskultur im Unternehmen fördert.

Welche Rolle spielen Geschäftsführung und Führungskräfte in diesem Zusammenhang?

Frenzel: Eine sehr wichtige. Die konsequente Digitalisierung hat Auswirkungen auf und bringt Veränderung für die GeschäftsmodelleGeschäftsmodelle der s.Oliver Group - die Weiterentwicklung der 3D-Produktentwicklung bis hin zu virtuellen Showrooms ist ein solches Beispiel. Im Rahmen der neuen Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams wird die Führungskraft zum Coach, der die Taktik und Linie vorgibt, aber dem Team mehr Handlungs- und Entscheidungsspielraum lässt. Es findet ein Kulturwandel statt, der andere Anforderungen an Führungskräfte stellt als bisher. Alles zu Retail IT auf CIO.de

Virtuelle Showrooms - auch direkt im Ladengeschäft - sind ein Teil der digitalen Zukunft der Fashion-Branche.
Virtuelle Showrooms - auch direkt im Ladengeschäft - sind ein Teil der digitalen Zukunft der Fashion-Branche.
Foto: Zapp2Photo - shutterstock.com

Welche Ansprüche stellen Ihre Kunden an digitale Services rund um die Produkte, die Sie herstellen und vertreiben?

Strassberger: Die Erwartungshaltung der Kunden auf eine hohe und durchgängige Digitalisierung beim EinkaufenEinkaufen steigt. Einfache Bestellwege im Onlineshop, Ware nach Hause liefern lassen, wenn sie im Store nicht verfügbar ist, individuelle Produktvorschläge, die zum eigenen Einkaufsverhalten passen… Um ein umfassendes Kundenerlebnis sicherzustellen, müssen wir im Prinzip jeden Kunden individuell kennenlernen und diese digitalen Services maßgeschneidert auf den Consumer "mappen". Top-Firmen der Branche Handel

Eine gemeinsame Architektur aus heterogenen Cloud-Diensten - die Multicloud - kann die Transformation zu agiler IT wesentlich erleichtern. Wie das am konkreten Beispiel aussieht, darum geht es in einer CIO-Soiree am 19.März 2020 beim Mode- und Lifestyle-Unternehmen s.Oliver in Rottendorf nahe Würzburg.
Ort: Rottendorf
Veranstalter: IDG Business Media GmbH
Datum: Donnerstag, 19. März 2020 von 16:00 - 22:30 Uhr
zur Anmeldung

Marius Strassberger ist als Manager GRC & International Processes für die s.Oliver Group tätig.
Marius Strassberger ist als Manager GRC & International Processes für die s.Oliver Group tätig.
Foto: s. Oliver / Jens Müller

Frenzel: Wie gut uns dieses Match gelingt, hat wesentlichen Einfluss auf unseren weiteren Erfolg als Unternehmen und Marke. Deshalb arbeiten wir gerade sehr stark an diesen Themen.

Womit beschäftigen Sie sich in Ihren jeweiligen Aufgabengebieten derzeit vornehmlich?

Frenzel: Wir treiben aktuell die Digitalisierung der s.Oliver Group stark voran, das umfasst sowohl moderne Backendsysteme, als auch Frontendsysteme bis hin zu Consumer Services. Außerdem beschäftigen wir uns mit der Weiterentwicklung der IT-Organisation, damit sie schlagkräftig und zukunftssicher aufgestellt ist. Hierbei sind die bereits angesprochenen Themen Arbeits- und Führungskultur, Methoden und auch Technologien wichtige Eckpfeiler.

Strassberger: Dazu kommt die Gestaltung und Etablierung einer schlanken und angemessenen IT Governance, um auf die anstehenden Veränderungen zu reagieren. Zudem beschäftigen wir uns auch bei der s.Oliver Group mit der Professionalisierung der Cybersecurity und Cyberresilienz. Gerade in der heutigen Bedrohungslage am Markt und der komplexeren Verknüpfung von Systemen und Daten ist das ein Schlüsselfaktor.

Herr Frenzel, wie sieht Ihr Team aus? Wie viele Leute, wie viele Standorte, welche Qualifikationen, welche Aufgaben?

Frenzel: Unser Headquarter, auch für die Global IT, ist Rottendorf bei Würzburg. Wir besitzen aber in unterschiedlichen internationalen Standorten IT-Einheiten und betreiben derzeit ein Shared Service Center in Indien. Insgesamt beschäftigen wir rund 200 IT-Spezialisten. Wir profitieren von einer guten Mischung aus langjährigen und neuen Mitarbeitern unterschiedlicher Qualifikation bzw. Entwicklungsstufen.

Erfahrung und neue Ideen greifen ineinander, sodass wir bei vielen Projekten unser volles Potenzial ausschöpfen können. Zum Thema Potenzial gehört auch, dass wir unsere Mitarbeiter bei neuen Themen konsequent weiterentwickeln - dafür haben wir ein eigenes Programm aufgesetzt, mit dem wir zudem den angemessenen Einsatz von Cutting-Edge-Technologien fördern.

Herr Strassberger, in welchen Bereichen liegen Ihre Hauptaufgaben als Manager für Governance, Risk und Compliance?

Strassberger: Wie wir auch verändern viele IT-Abteilungen am Markt ihre Arbeitsweise, es steht im positiven Sinne eine dramatische Entwicklung der IT an. Daher ist eine Anpassung der IT Governance, der IT-Prozesse und -Strategien zwingend erforderlich. Neue Formen der Organisation und Zusammenarbeit machen auch die Adaption von Methoden und Mindsets nötig.

Ein weiteres zentrales Aufgabenfeld stellt die IT-Security dar. Die Methoden und ToolsTools der Angreifer werden immer raffinierter und ausgefeilter - hier gilt es, die bereits hohe Awareness beizubehalten und auszuweiten. Auch neue Themen wie Internet of Things, Data Science und der vermehrte Umgang mit Endkundendaten stellt die IT-Security vor neue Herausforderungen, die wir managen müssen. Alles zu Tools auf CIO.de

Auf welches Digitalisierungs-/IT-Projekt aus der jüngeren Vergangenheit sind Sie besonders stolz?

Frenzel: Die wesentlichen Themen in den letzten Jahren war die Harmonisierung und der Aufbau einer Omnichannel-ready Backendsystemumgebung sowie verschiedene Big-Data-Initiativen. Darüber hinaus haben wir über die umfassende Beschreibung aller Anforderungen in Digital Roadmaps eine IT-Strategie entwickelt, die wir nun in verschiedenen Initiativen umsetzen.

Welche wichtigen IT-Projekte stehen bei der s.Oliver Group für das Jahr 2020 auf der Agenda?

Frenzel: Die Einführung einer kundenzentrierten Referenzarchitektur für die s.Oliver Group sowie die konsequente Weiterentwicklung der IT hin zu modernen Organisationsformen wie beispielsweise BizDevOps.

Strassberger: Neben zentralen Business- bzw. Geschäftsinitiativen stehen für uns folgende vier IT-Initiativen im Fokus:

  • Cloud Delivery Strategie & Globale Support Modelle: Die Nutzung von Cloud Services - speziell Software & Platform as a Service - für größere Agilität und Skalierbarkeit sowie der Einsatz moderner Dienstleistungen, um die Flexibilität zu erhöhen und Kosten zu reduzieren.

  • Daten-Management: Wir professionalisieren das Datenmanagement und nutzen vermehrt Big DataBig Data & Data AnalyticsAnalytics. Alles zu Analytics auf CIO.de Alles zu Big Data auf CIO.de

  • IT-Security: Eine weiterhin hohe Datensicherheit und DatenschutzDatenschutz für alle internen und externen Daten. Alles zu Datenschutz auf CIO.de

  • Personal- & Dienstleister Strategie: Erarbeitung eins optimalen Verhältnisses zwischen internen Fähigkeiten und der Nutzung von Dienstleistern.

Ihnen beiden vielen Dank für das Gespräch!

Interesse am LEP?

Das "Leadership Excellence Program" wird im Mai 2020 erstmals in Tel Aviv Station machen. Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben, seien Sie schnell: Es gibt nur noch wenige Restplätze. Das nächste Inlandsmodul findet im November in Düsseldorf statt, eine Anmeldung ist bereits möglich. Alle Informationen dazu finden Sie auf der LEP-Website.

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