Champagnerbar & Kobe-Fleisch

Die Edel-Supermärkte kommen

22.03.2018
Im Kampf gegen Aldi, Lidl und Amazon Fresh setzen die klassischen Supermarktketten auf immer spektakulärere Ladenkonzepte. Gelockt wird mit Champagnerbars, eigener Fischräucherei und viel, viel Gastronomie. Was wird da aus "Otto Normalverbraucher"?

EdekaEdeka, ReweRewe und Co. rüsten auf: In immer mehr Städten öffnen Edel-Supermärkte, die mit spektakulären Ladenkonzepten die "normalen" Läden weit in den Schatten stellen. Die spektakulärsten der neuen Edelläden locken mit Cafés und Restaurants zum Verweilen. Wer will kann dort zusehen, wie vor seien Augen Brot gebacken oder Fisch geräuchert wird. Top-500-Firmenprofil für Edeka Top-500-Firmenprofil für Rewe

Edeka-Händler Heinz Zurheide umwirbt in seinem siebten Supermarkt die Kunden mit einer Champagnerbar.
Edeka-Händler Heinz Zurheide umwirbt in seinem siebten Supermarkt die Kunden mit einer Champagnerbar.
Foto: Africa Studio - shutterstock.com

Geschäft der Superlative

Beispiel Düsseldorf: In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt eröffnet der Edeka-Händler Heinz Zurheide am 22. März seinen siebten und bisher größten Supermarkt. Es ist ein Geschäft der Superlative. Nur einen Steinwurf von der Düsseldorfer Glitzermeile Kö entfernt, bietet der neue Supermarkt auf rund 10.000 Quadratmetern nicht nur gut 65.000 verschiedene Produkte an. Der Laden umwirbt die Kunden außerdem mit einer Champagnerbar, in der insgesamt 120 verschieden Sorten des Edel-Schaumweins angeboten werden, einer eigenen Schokoladen- und Pralinenproduktion, einem großen vegetarischen Restaurant, einem auf japanisches Kobe-Fleisch spezialisierten Grill und einer italienischen Bäckerei.

Fast 20 Millionen Euro haben der Unternehmer und seine beiden Söhne für das Projekt in die Hand genommen. Ein gewagter Schritt, doch Zurheide hält ihn für notwendig, um sich auf Dauer im Markt behaupten zu können. Denn nach seiner Einschätzung dürften der Internetgigant Amazon, aber auch LieferdiensteLieferdienste wie Lieferando und nicht zuletzt die Discounter bereits in naher Zukunft "ein Riesenproblem" für viele klassischen Supermärkte werden. Top-Firmen der Branche Handel

Druck durch Discounter und Onlinehandel wächst

Schließlich investieren AldiAldi und LidlLidl zurzeit Milliarden in ihre Läden und ihr Warenangebot. Von der "Supermarktisierung" von Aldi und Lidl spricht der Handelsexperte Matthias Queck von LZ Retail in seiner Studie "Discounter - Die Supermärkte von morgen". Die Billiganbieter sorgen nicht nur für ein angenehmeres Ambiente in ihren Läden, sie bauen auch gezielt ihr Warenangebot aus und stärken vor allem das Angebot an Frischeprodukten und Markenartikeln. Ziel der Discounter sei es inzwischen, dass der Kunde alle Einkäufe bei ihnen erledigen könne und gar keinen anderen Laden mehr aufsuchen müsse, meint Queck. Das setzt die Supermärkte von unten unter Druck. Top-500-Firmenprofil für Aldi Einkauf GmbH & Co. oHG (Nord) Top-500-Firmenprofil für Lidl

Und als wäre das nicht genug, wächst auch die Gefahr aus dem Internet. Zwar spielt der Onlinehandel bei Lebensmitteln noch eine eher untergeordnete Rolle. Doch wächst seine Bedeutung stetig. Alles beim Alten zu lassen, war für die Supermarktbetreiber wohl noch nie sowenig eine Alternative wie derzeit.

Einkaufen als Erlebnis gestalten

Nicht nur die Edeka-Händler wie Heinz Zurheide, sondern auch Rewe und Real suchen deshalb nach neuen Wegen, das Einkaufen zum Erlebnis zu machen. Die Hypermarktkette Real eröffnete bereits vor mehr als einem Jahr in Krefeld eine neue "Markthalle" die die Kunden nicht nur mit endlosen Regalen, sondern mit Gastronomie-Angeboten und Wohlfühl-Ambiente lockt. Zwei weitere "Markthallen" in Braunschweig und Bielefeld sollen bald folgen.

Auch Rewe experimentiert mit Luxus-Formaten - etwa im Münchner Nobelquartier Fünf Höfe. Schritt für Schritt will der Handelsriese außerdem seine normalen Supermärkte in den nächsten Jahren aufwerten.

Wer auf jeden Cent achten muss, mag sich angesichts von soviel demonstrativem Luxus unwohl fühlen. Doch widerspricht Heinz Zurheide entschieden jedem Verdacht, "Otto Normalverbraucher" sei in seinem Einkaufstempel nicht willkommen. Im Markt gebe es alles: Nicht nur den weißen Trüffel aus dem Piemont, sondern auch die Edeka-Billig-Linie "Gut und Günstig". "Wir machen einen Markt für jedes Portemonnaie. Nur mit High-End-Artikeln können sie so einen Markt nicht betreiben", betont er. (Erich Reimann, dpa/ib)

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