Karrierepläne

Die exakt falsche Strategie

16.11.2009
Von Klaus Werle und Michael Gatermann

Der in guten Zeiten behäbige Personalorganismus kommt in Bewegung und bietet gerade den Anfang- bis Mittdreißigern neue Möglichkeiten. Kracht nennt das den "Guttenberg-Effekt": Weil die Arrivierten mit zur desolaten Lage beigetragen haben, kann jetzt die zweite oder dritte Reihe an die Spitze rücken - und schafft unten wieder Platz für Aufsteiger.

Zumal, wie Audi-Personalvorstand Werner Widuckel beobachtet, "viele Firmen aus den vergangenen Krisen gelernt haben und keinen hektischen Personalabbau wie noch Anfang der 90er betreiben". Die Führungskräfte- und Personalentwicklung laufen weiter, vielerorts auch die Einstellungen, wenn auch auf niedrigerem Niveau.

Balance-Akt zwischen Härte und Geschmeidigkeit

Allerdings haben sich die Anforderungen verändert: Sie sind schärfer und spezifischer geworden. Statt Generalisten mit großartigen Visionen sind zupackende Macher mit spezialisiertem Fachwissen gefragt - junge Berufserfahrene sind da gegenüber Uni-Absolventen im Vorteil.

Deshalb ist ein Firmenwechsel zwar auch jetzt möglich, doch Experten wie Jens Ohle, Geschäftsführer des Personaldienstleisters Access KellyOCG, raten eher dazu, im eigenen Unternehmen zum Krisenhelden zu werden: "Wenn man sich heute profiliert und breite Schultern beweist, empfiehlt man sich für höhere Positionen, wenn die Lage wieder besser ist." Gerade die Personalentwickler der Konzerne beobachten derzeit systematisch, wer sich jetzt bewährt. Die Goldfischteiche werden neu sortiert.

Auf dem Trockenen bleiben jene, die am Status quo hängen, immer noch mit den Zahlen von 2008 argumentieren und ansonsten warten, bis das ökonomische Tief vorbeigezogen ist. Wer dagegen mit Projektvorschlägen konkret und kreativ Kosten senkt, sich nicht zu schade ist fürs operative Klein-Klein und Belastbarkeit demonstriert, hat gute Karten. Das Ganze idealerweise gepaart mit einem Schuss Empathie und Kommunikationstalent.

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