Strategien


Vom Konzept zur Realität

Die große SOA-Serie - Teil I

16.03.2007
Von Johannes Helbig
Johannes Helbig, CIO der Deutschen Post Brief und European Enterprise CIO of the Year 2006, schreibt exklusiv für CIO, was Service-orientierte Architektur bedeutet, was man benötigt – und was SOA wirklich bringt.

SOA polarisiert. Für viele CIOs sind Service-orientierte Architekturen ein unverzichtbarer Bestandteil des Komplexitäts-Managements, der künftig zum selbst-verständlichen Handwerkszeug eines jeden ITManagers gehören wird. Für andere hat SOA alle Merkmale eines Hypes: Wer nach SOA googelt, erhält 36 Millionen Treffer, viermal so viele wie noch vor einem halben Jahr. Das zeugt von einer stürmisch wachsenden Diskussion, während gleichzeitig breite Erfahrungswerte auf der Anwenderseite auf sich warten lassen.

Die große SOA-Serie im CIO-Magazin soll daher mehr Klarheit in die Diskussion bringen und den Weg zu einem einheitlichen Verständnis von SOA erleichtern. Basis dafür ist der praktische SOA-Erfahrungsschatz der Deutschen Post, den das Unternehmen seit 1999 aufgebaut hat. Als Kernbotschaft wird sich dabei immer wieder herausstellen: SOA beschreibt ein umfassendes Management-Paradigma, das einen neuen Umgang mit der Prozess- und IT-Landschaft von Unternehmen erlaubt. SOA adressiert dabei zwei zentrale Herausforderungen: die Beherrschung dynamischen Wandels und wachsender Komplexität.

SOA berührt viele Ebenen im Unternehmen. Eine erfolgreiche Einführung erschöpft sich nicht in einer Infrastrukturinvestition, sondern umfasst Aspekte der Organisation und IT-Governance, des Architektur-Managements, des Lifecycle-Managements und der Transformationsprozesse. Jedem dieser Aspekte wird sich deshalb ein eigener Artikel der Serie widmen.

Auslöser für SOA-Start bei der Post

Verschärfter Wettbewerb durch globale Expansionen, beschleunigte Produktlebenszyklen und hoher Kostendruck waren für die Deutsche Post Ende der 90er Jahre Auslöser für den Bedarf nach immer engerer Verzahnung von Business und IT. Der Forderung nach flexibler Unterstützung von Geschäftsprozessen und mehr Effizienz stand jedoch eine historisch gewachsene IT-Landschaft entgegen.

Ihre Analyse zeigte, dass mangelnde fachliche Integration vielfache Redundanzen zur Folge hatte. Die starre Verflechtung von Prozessen und IT-Systemen trieb die Komplexität in die Höhe, obwohl paradoxerweise die einzelnen Anwendungen kaum übergreifend in Interaktion treten konnten. Wie bei fast allen Großunternehmen schied jedoch, angesichts der geleisteten Investments und der Anforderungen des laufenden Betriebs, ein Neuanfang auf der grünen Wiese von vornherein aus.

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